An der Neukronenberger Straße wird viel, zu schnell und vor allem auch über den Schutzstreifen gefahren.
SchulwegsicherheitWenn Schutzstreifen in Leverkusen nur wenig beachtete Straßenmalerei sind
Es dauert nicht lange, dann wird klar, warum sich eine Leserin auf die Aktion „Achtung, Schulweg!“ des „Leverkusener Anzeiger“ mit einem Hinweis auf die Neukronenberger Straße gemeldet hat. Während die Autorin dieses Artikels sich auf dem Schutzstreifen mit einer Anwohnerin über die Situation unterhält, weicht ein Auto dem Gegenverkehr auf den Gehweg aus, fährt dort weiter und erst kurz vor den beiden Frauen mit hoher Geschwindigkeit wieder auf die Straße zurück. „Und das Schlimmste ist: Der meint jetzt auch noch, wir hätten zur Seite gehen sollen“, sagt die Anwohnerin, die nicht mit Namen zitiert werden möchte.
Die Neukronenberger Straße ist von der Sekundarschule in Richtung Biesenbach eigentlich eine reine Anwohnerstraße, allerdings fahren hier offensichtlich nicht nur Eltern ihre Kinder in die Schule, sondern viele nutzen auch die Umgehung der viel befahrenen und ampelreichen Lützenkirchener Straße. Für Fußgänger wurde auf einer Fahrbahnseite ein Schutzstreifen mit einer weißen, durchgezogenen Linie markiert, auch Warnbarken wurden aufgestellt. Doch es hilft wenig, sobald sich hier Autos begegnen, wird die Linie regelmäßig überfahren. Und das auch häufig mit hoher Geschwindigkeit. Dass das den Anwohnern große Sorgen macht, ist schon daran zu erkennen, dass mehrfach das geltende Tempo 30 per Sprühfarbe auf der Straße angemahnt wird.
„Wir haben uns schon mehrfach an die Stadt gewendet“, sagt die Mutter zweier Kinder. Zumindest offizielle Piktogramme anstelle der Kreidemalereien wünscht sie sich von der Stadt, noch besser wäre natürliche ein ordentlicher, angehobener Bürgersteig.
Leverkusen: Fast neun Prozent fahren zu schnell
Die Stadt bestätigt, dass sie hier gerade in der Woche von 9. bis 18. August – also zu Schuljahresbeginn – eine Verkehrszählung durchgeführt hat. Das Ergebnis: In 217 Stunden befuhren 6972 Fahrzeuge die Straße in Fahrtrichtung Lützenkirchener Straße, davon fuhren 8,72 Prozent mit einer „ahndungsrelevanten“ Geschwindigkeit schneller als 30 km/h. In die Fahrtrichtung Biesenbach befuhren 9.521 Fahrzeuge die Straße, davon nur 3,8 Prozent zu schnell. „Man hat uns gesagt, das ist zu wenig, um etwas zu unternehmen“, sagt die Anwohnerin.
Tatsächlich bestätigt die Stadtverwaltung, dass aus rechtlichen Gründen für eine Messstelle zur mobilen Geschwindigkeitsüberwachung eine deutlich höhere Überschreitungsquote von mindestens 20 Prozent bestehen müsse. Oder eine besondere Gefahrenstelle, bislang sei hier aber nichts Schlimmes passiert. „Aber wenn dann etwas passiert, dann trifft es wahrscheinlich meine Kinder“, klagt die Mutter. Das müsse man ja nicht abwarten, um zu handeln. Das Überfahren des Schutzstreifens falle in die Zuständigkeit der Polizei. Die Stadtverwaltung verspricht, den Hinweis weiterzuleiten und auch selbst noch einmal zu prüfen, ob „weitergehende straßenverkehrsrechtliche Maßnahmen erforderlich und umsetzbar sind.“
Die Einsicht bei einigen Autofahrern, die die durchgezogene Linie ignorieren, ist gering. „Warum fotografieren Sie hier mein Auto?“, fällt eine Person die Reporterin aggressiv an und verlangt, das Foto zu löschen. Ihren Fehler will sie nicht einsehen. „Was soll ich den machen, wenn einer entgegenkommt? Mit dem zusammenknallen?“ Kurz anzuhalten, das scheint keine Option.
Jetzt mitmachen – „Achtung Schulweg!“
Wir möchten eine möglichst umfassende Dokumentation der Gefahrenstellen auf Schulwegen in Köln und der Region erstellen und rufen daher mit dem Automobil-Club Verkehr dazu auf, Gefahrenstellen zu melden und zu dokumentieren. So wollen wir konstruktiv dazu beitragen, Gefährdungen von Schülerinnen und Schülern zu erkennen und zu reduzieren. Das geschieht über den CrowdNewsroom, eine Online-Plattform des investigativen Recherchenetzwerks Correctiv. Hier geht es zum Formular: ksta.de/sicher
Grundschulen können sich bei den regionalen Radiosendern wie Radio Leverkusen an einer Verlosung beteiligen, um Sicherheitswesten zu gewinnen. Mehr Infos dazu gibt es auf radioleverkusen.de. Ein vergleichbares Projekt hatte erstmals die Schweizer Zeitschrift „Beobachter“ gemeinsam mit Correctiv organisiert. Alle Infos zur Aktion unter: ksta.de/schulweg