Die Bahn sagt, es gab kein Angebot für die Lärmschutzwand – trotz Ausschreibung.
Bahnhof MitteWeshalb es an der Bahn in Leverkusen immer noch nicht überall Lärmschutz gibt
„Achtung auf Gleis drei – ein Zug fährt durch“, wenn diese Durchsage im Bahnhof Leverkusen-Mitte kommt, kann es laut werden: Dann rauscht zwei Minuten später ein ICE oder ein Intercity-Zug durch.
Das sind die Momente, in denen es zum Beispiel bei Egon Morsch und Hilmar Hapke laut wird. Beide wohnen an der Havensteinstraße am Platz mit dem Elefantenbrunnen. Von Morschs Haustür und aus dem Fenster hat man einen direkten Blick auf die Bahnstrecke. Das heißt natürlich auch, dass der Schall ungehindert zu ihnen in die Nachbarschaft dringen kann. Morsch, Hapke und die Nachbarn können sich jetzt aber auf den Sommer freuen: Der Lärm in den Straßen in der Kolonie III nahe an der Bahn soll bald ein Ende haben, aber das Ende kommt verspätet.
179 Jahre gibt es die Bahnstrecke durch Wiesdorf: jetzt kommt Lärmschutz
Morsch hatte sich um Informationen bei der Bahn bemüht: Ende Mai will die Bahn, fast 180 Jahre nach der Eröffnung der Strecke im Jahr 1845, eine Lärmschutzwand über der Rathenaustraße bauen. Das Unternehmen ist dazu verpflichtet, weil für den RRX-Ausbau der Strecke ein großes Genehmigungsverfahren (Planfeststellung) durchlaufen wurde, ähnlich wie bei einem Neubau, und ohne einen zeitgemäßen Lärmschutz gibt es keine Genehmigung mehr.
Morsch, der viele Jahre im Vorstand der Kolonievereinigung war, ist froh, dass die letzte Lücke in der Lärmschutzwand jetzt geschlossen wird. Er wohnt seit 1997 am Elefantenbrunnen. Die Bahnstrecke, der offizielle Name ist Köln-Duisburg, wird auf gesamter Länge von drei Intercity-Express-Linien, drei Intercity-Linien (zumeist zweistündlich), dem Flixtrain (einzelne Züge) sowie zwei RRX-Linien, und der S-Bahn befahren. Über den Daumen gepeilt halten im Jahr 90.000 Züge in Leverkusen-Mitte, fast 250 am Tag, dazu kommen die vielen Durchfahrten, vereinzelt passieren auch Güterzüge, Bauzüge und einzelne Loks das Leverkusener Zentrum.
Fast 250 Züge halten jeden Tag in Leverkusen-Mitte, viele fahren durch
Wie die neue Lärmschutzwand aussehen wird, ist ab der kommenden Woche an der Brücke am Willy-Brandt-Ring zu besichtigen. Am späten Sonntagabend ab 22 Uhr wird die Strecke gesperrt und die Metallkonstruktion eingebaut. Da die Brücken ursprünglich nicht für den Einbau einer Lärmschutzwand vorbereitet wurden, muss die Bahn jetzt eine etwas kompliziertere Konstruktion aus Rohren montieren. Das soll auch der Grund gewesen sein, dass Egon Morsch und Hilmar Hapke so lange auf den Lückenschluss an der Rathenaustraße warten mussten, denn laut Information der Bahn soll erst kein Angebot für die Arbeiten eingegangen sein.
Der vielleicht sieben Meter hohe Lärmschutz entlang des Bahnhofs ist dagegen längst aufgebaut worden. Seither sind auch die ständigen Bahnhofs-Durchsagen „Auf Gleis fünf fährt ein …“ in den Häusern mit dem Garten zum Bahnhof nicht mehr so deutlich zu vernehmen.
Gleichzeitig mit der Ruhe kam auch vermehrt am Nachmittag der Schatten in den Garten, denn die Lärmschutzwand steht nur wenige Meter neben der Grundstücksgrenze. Hapke erwähnt das, aber beschweren will er sich darüber bestimmt nicht.