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KlassiksonntagWestdeutsche Sinfonia Leverkusen würdigt fast vergessenen Komponisten

Lesezeit 3 Minuten
Dirk Joeres (r.) und Jan-Gregor Kremp zeigten beim letzten Klassiksonntag anhand des Stücks „Peter und der Wolf“ Kindern Holzblasinstrumente.

Dirk Joeres (r.) und Jan-Gregor Kremp zeigten beim letzten Klassiksonntag anhand des Stücks „Peter und der Wolf“ Kindern Holzblasinstrumente.

Das Leverkusener Profiorchester hat dieses Mal einen Jazzsaxofonisten zu Gast.

Diese Kombination ist nicht besonders häufig. Genauer gesagt ist es erst einmal vorgekommen, dass Dirigent Dirk Joeres und seine Westdeutsche Sinfonia Leverkusen sich mit einem Solo-Saxofonisten zusammentun. Denn das Saxofon ist eher kein klassisches Orchesterinstrument, sondern eher im Jazz oder Pop beheimatet. Und mit Erfindungsjahr 1840 noch vergleichsweise jung.

Für den nächsten Klassiksonntag, den zweiten in dieser Spielzeit, haben sich Joeres und seine Profimusiker den Saxofonisten Jan Prax eingeladen. Und das ist nicht nur besonders, weil er eben Saxofonist ist, sondern ein renommierter Jazz-Saxofonist. Jazz trifft also auf Klassik am Sonntag, 3. November.

Als Solostück haben sich die Beteiligten das Konzert für Saxofon und Streicher in Es-Dur, opus 109, aus dem Jahr 1934 von Alexander Konstantinowitsch Glasunow ausgesucht. Ein sowjetischer Komponist, der in der allgemeinen Wahrnehmung ein wenig in Vergessenheit geraten ist, wie Joeres sagt. Und das „unverdienterweise“.

Komponist als Vermittler

Glasunow ist Spätromantiker in der Tradition von Pjotr Iljitsch Tschaikowski, einem Komponisten, dem er freundschaftlich verbunden war. Er leitete das Konservatorium in St. Petersburg, emigrierte aber 1928 aus der Sowjetunion nach Frankreich, als sein Institut „politisiert“ wurde, erklärt Joeres. Seine letzten Jahre verbrachte er in Paris, dort schrieb er auch das Saxofonkonzert, Glasunows letztes Werk. Insgesamt hat er acht Sinfonien vollendet, von einer neunten existiert ein Fragment.

Joeres schätzt das Werk von Alexander Konstantinowitsch Glasunow, außerdem, so der Dirigent, sei er ein Vermittler zwischen zwei Richtungen in der damaligen Sowjetunion gewesen. Auf der einen Seite stand „Die Gruppe der Fünf“, die sich selbst Novatoren nannten: Mili Balakirew, Alexander Borodin, César Cui, Modest Mussorgski und Nikolai Rimski-Korsakow. Die wollten sich von westlich geprägter Musik absetzen und eher national-russische Musik etablieren. Tschaikowski zum Beispiel sei „zu deutsch und zu französisch beeinflusst“ für diese fünf gewesen, sagt Joeres.

Die Klammer für das ganze Konzert ist eigentlich Mozart.
Dirk Joeres, Dirigent Westdeutsche Sinfonia Leverkusen

Glasunow stand musikalisch eher auf Tschaikowskis Seite. „Aber er kannte beide Lager“ und es sei ihm auf persönlicher Ebene gelungen, Kontakte zwischen einzelnen Beteiligten zu knüpfen. Glasunow selbst, der unter anderem intensiv Bach studiert hatte, war unter den Musikern eher als „Akademiker“ verschrien.

„Die Klammer für das ganze Konzert ist eigentlich Mozart“, sagt Joeres. Denn eröffnet wird der Klassiksonntag mit der „Mozartiana“, dem Menuett aus der Suite Nummer Vier, von Tschaikowski. Und dessen Lieblingskomponist sei Mozart gewesen, daher auch der Name. Tschaikowski hatte für dieses Werk vier eher unbekannte Mozart-Kompositionen für Orchester gesetzt.

Ein zweites Tschaikowski-Werk (Serenade für Streicher, opus 48) erwartet die Zuhörer ebenfalls, bevor die Westdeutsche Sinfonia mit einer Mozart-Sinfonie (KV 543) das Konzert beschließt.

Um 11 Uhr findet wie beim Klassiksonntag üblich eine Einführung im Spiegelsaal von Schloss Morsbroich statt, um 17 Uhr die öffentliche Probe im großen Saal des Forums und um 18 Uhr schließlich das Konzert (ohne Pause). Karten kosten zwischen 26,50 und 42,50 Euro und gibt es online, per E-Mail sowie an alle bekannten Vorverkaufsstellen.