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SensenhammerWie aus flüssigem Metall in Leverkusen ein Beil wird

Lesezeit 3 Minuten
Das 900 Grad heiße Aluminium wird in die Form gegossen.

Das 900 Grad heiße Aluminium wird in die Form gegossen.

Ein Experte zeigte im Leverkusener Industriemuseum, wie man Metall verarbeitet.

Glühendes Aluminium fließt langsam aus dem Schmelztiegel in die vorbereitete Form. Zischend trifft das flüssige Aluminium auf den feinen Sand, aus dem die Gussform entstanden war.

Am vergangenen Wochenende hatte das Technikteam des Fördervereins Sensenhammer die Gelegenheit, eine neue Art der Metallverarbeitung kennenzulernen. Normalerweise arbeiten sie mit Hammer und Amboss, doch diesmal ging es nicht ums Schmieden, sondern um den Metallguss. „Ich wollte unserem Technik- und Schmiedeteam die Möglichkeit bieten, eine weitere traditionelle Technik auszuprobieren“, erklärte Jürgen Bandsom, Museumsleiter des Sensenhammers. „Und alle sind total begeistert von dieser Fortbildung“.

Mehr Praxis statt Theorie

Der Kursus fand an zwei Wochenenden mit jeweils neun Teilnehmern pro Gruppe statt. Die Leitung übernahm Volker Allexi, ein erfahrener Maschinenbaumeister, der sich seit Jahrzehnten mit Metallguss beschäftigt. Er ist nicht nur Experte auf diesem Gebiet, sondern bringt auch pädagogische Erfahrung mit. Früher arbeitete er in einer Jugendwerkstatt und leitete Projekte für junge Menschen, die praktische Fähigkeiten erlernen sollten. „Metallverarbeitung ist ein wichtiges Handwerk, und es ist großartig, wenn Menschen die Möglichkeit haben, diese Techniken selbst auszuprobieren“, betonte er.

Zu Beginn des Kurses gab es einen kurzen theoretischen Teil. „Etwa zehn Prozent des Kurses sind Theorie, die mit dem Lehrbuch durchgegangen wird“, erklärte Volker. Die Teilnehmer lernten zunächst die Grundlagen des Sandgussverfahrens: Welche Materialien werden benötigt? Wie wird eine Gussform hergestellt? Wie verhält sich das Metall beim Gießen? Danach ging es direkt ans Werk.

Schritt für Schritt zum eigenen Gussstück

Noel, ein Teilnehmer, konnte bereits am Samstag die Technik kennenlernen und zwei Übungsstücke gießen, am Sonntag hatte er ein Beil mitgebracht, um aus dieser Form ein weiteres Beil zu gießen.

Volker Allexi holt das 900 Grad heiße Aluminium aus dem Feuer.

Volker Allexi holt das 900 Grad heiße Aluminium aus dem Feuer.

Der Gießprozess beginnt mit der Herstellung der Form. Dafür wird ein Modell – in Noels Fall das Beil – in den Formsand gedrückt, sodass ein exakter Abdruck entsteht. Der Sand wird dann festgestampft, um eine stabile Gussform zu erhalten. Anschließend werden Eingusskanäle und Entlüftungen angelegt, damit das Metall gleichmäßig in die Form fließen kann.

Dann folgt der entscheidende Moment: Das Aluminium wird im Schmelzofen auf eine Temperatur von etwa 900 bis 950 Grad Celsius erhitzt, bis es vollständig geschmolzen ist. Mit ruhiger Hand wird das flüssige Metall in die Form gegossen. Nach dem Erkalten wird das Werkstück aus der Form gelöst und vom Sand befreit.

Zu Beginn wird die Form mit Sand eingestampft.

Zu Beginn wird die Form mit Sand eingestampft.

Dass dieser Kursus im Sensenhammer stattfinden konnte, sei ein „Glücksfall“, so Museumsleiter Bandsom. Durch ein Treffen mit anderen Schmieden sei der Kontakt zu Volker Allexi entstanden. „Wir kennen viele Schmiede, aber mit einem Experten für Metallguss hatten wir bisher keinen direkten Kontakt. Dass es jetzt geklappt hat, ist eine tolle Gelegenheit für unser Team“, erklärte er.

Für den Sensenhammer könnte diese Fortbildung der Auftakt zu weiteren Projekten sein. „Unser Ziel ist es, in Zukunft auch Kurse rät Schüler anzubieten. Metallguss ist nicht nur ein traditionelles Handwerk, sondern auch eine moderne Fertigungstechnik, die viele kreative Möglichkeiten bietet“, sagte Bandsom.

„Es ist etwas ganz anderes, selbst mit Metall zu arbeiten.“, meinte einer der Teilnehmer. „Man bekommt ein Gespür dafür, wie sich das Material verhält und wie viel handwerkliches Können dahintersteckt.“ Am Ende des Kurses nahm jeder Teilnehmer sein eigenes Gussstück mit nach Hause.