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MobilitätWie Leverkusen seine E-Ladeinfrastruktur voranbringen will

Lesezeit 4 Minuten
E-Ladesäule an der Dönhoffstraße.

Die Stadt Leverkusen und der Rheinisch-Bergische Kreis haben ein Konzept zu E-Ladesäulen erstellt.

Derzeit sind 21 Ladesäulen für Elektroautos im Leverkusener Stadtgebiet in Betrieb. Weitere sind geplant, aber das wird nicht reichen.

Die Stadt Leverkusen und der Rheinisch-Bergische Kreis wollen in Sachen E-Mobilität vorankommen. Die Leverkusener Verwaltung legt dazu dem Umweltausschuss sowie den drei Bezirksvertretungen und schließlich dem Rat einen Abschlussbericht zum „Konzept zum Aufbau einer bedarfsorientierten Ladeinfrastruktur im Rheinisch-Bergischen Kreis und der Stadt Leverkusen“ vor.

Der Ausbau der Ladeinfrastruktur gehört zu den „Voraussetzungen für emissionsarme/-freie Antrieb“ des „Mobilitätskonzepts 2030+“. Das mit der Büro „Eco Libro“ aus Troisdorf erarbeitete Konzept zeigt den Bedarf für die Jahre 2025, 2030 und 2035 auf.

21 Ladesäulen vorhaben, Tausende weitere nötig

In Leverkusen gibt es derzeit 21 Ladesäulen im öffentliche Straßenraum, neun davon im Bezirk I, jeweils sechs im Bezirk II und III. Geplant sind insgesamt weitere zwölf: drei in Bezirk I, sieben in II und zwei in III. Für die kommenden Jahre bestehe trotzdem weiterer Bedarf nach Ladesäulen, „welcher mit den bisher geplanten Ladesäulen nicht gedeckt werden kann“. 1014 zusätzliche Ladepunkte im Jahr 2025, 2125 bis 2030 und 2914 bis 2035 sieht die Analyse für die Städte Leverkusen, Leichlingen, Burscheid, Bergisch Gladbach, Rösrath und Wermelskirchen vor.

Der Bund will mit dem „Deutschlandnetz“ weiße E-Lade-Flecken in den kommenden Jahren mit rund 8000 Schnellladepunkten schließen. Für Leverkusen gibt es in diesem Rahmen zwei Suchräume oder „Lose“, wie es in der Verwaltungsvorlage heißt. Dort sollen jeweils zwölf neue Ladepunkte entstehen. Die Ausschreibungsfrist ist Mitte Juni abgelaufen, die Bieter mussten innerhalb der Suchräume Standorte anbieten. Wenn das Bundesministerium die Zuschläge erteilt hat, können Anbieter und Stadt mit Planung und Bau beginnen.

Für den Regionstyp „Suburban“, zu dem die Stadt Leverkusen zählt, soll sich die Zahl der E-Fahrzeuge zwischen 2025 und 2030 fast verdreifachen und bis 2035 nochmal um die Hälfte ansteigen, prognostizieren die Macher des Konzepts. Das gilt vor allem für private Haushalte. „Hier werden schon frühzeitig Elektrofahrzeuge im gesamten Stadtgebiet erwartet, höhere Werte finden sich zwar auch hier in den Zentren, insgesamt ist die Verteilung aber in Bezug zu den Siedlungsstrukturen relativ homogen“, heißt es im Bericht.

Leverkusen: Unternehmen sollen Parkflächen vermieten

Was Unternehmen angeht, so stellen die Experten fest, dass es mehr Angestellte gibt, die mit dem E-Auto zur Arbeit kommen als E-Dienstwagen. Mehr E-Dienstwagen gibt es im Innenstadtbereich, was sich allerdings auch aus der Häufung von Unternehmen dort ergebe, so die Analyse. Den meisten Bedarf an verbesserter E-Lade-Infrastruktur gebe es auf privaten Flächen, zum Beispiel auf privaten Stellplätzen, an Garagen, Tiefgaragen, sowie auf Grundstücken von Unternehmen.

Weil aber nicht für alle privat genutzten Fahrzeuge die Möglichkeit bestehe, privat zu laden, „entsteht mit dem größeren Bestand an Elektrofahrzeugen auch ein wachsender Bedarf für Ladeinfrastruktur im öffentlichen Raum“.

Mehr Akzeptanz bei Vermietern schaffen

Den Großteil des Bedarfs, mit mehr als 90 Prozent für eine Stadt wie Leverkusen, wird laut Untersuchung aber weiterhin der private Raum einnehmen. Hemmungen, private Ladeinfrastruktur einzurichten, lägen vor allem bei der Akzeptanz von Vermietern und Wohnungseigentümern, bei technischen Herausforderungen und bei den Kosten. Das Konzept schlägt daher vor, Privatpersonen und Vermieter zu sensibilisieren. Zum Beispiel durch Informationsangebote mit der Energiewirtschaft und dem Autohandel. Außerdem sollten Privatpersonen in Zusammenarbeit mit dem regionalen Handwerk, den Energieversorgern und den Netzbetreibern unterstützt werden.

Für Arbeitgeber könnte eine Ladeinfrastruktur im eigenen Unternehmen insofern sinnvoll sein, als sie zur „Zufriedenheit der Mitarbeiter“ führe. Für Gastro- und Hotelbetriebe sei sie sogar „existenziell“.

Als „wirtschaftlich sinnvolle Variante“ bezeichnet das Konzept Ladeparks für Nachtlader zum Beispiel in Parkhäusern oder auf Stellflächen von Unternehmen, „die ein Co-Nutzungspotenzial der Ladeinfrastruktur durch Privathaushalte ohne eigenen Stellplatz haben“. Das könne besonders für Unternehmen attraktiv sein, deren Parkflächen nachts in der Regel leer stünden. Würden 100 Prozent der Parkflächen im halböffentlichen Raum und von Unternehmen so genutzt werden, würde der Bedarf an Ladepunkten für eine Stadt wie Leverkusen bis 2035 um 22 Prozent reduziert werden, steht im Konzept.


E-Ladesäulen in Leverkusen

  1. Wiesdorf: Breidenbachstraße 56, Hauptstraße 101, Nobelstraße 11 und 100, Marktplatz 2, Donhöffstraßee/Montanusstraße, Adolfstraße 6 (alle in Betrieb), Flensburger Straße (genehmigt).
  2. Opladen: Haus-Vorster-Straße 8, Marktplatz, Tonstraße 15, Kölner Straße 119, An St. Remigius (alle in Betrieb), Rennbaumplatz/Karl-Bückart-Straße, Gerichtsstraße 11-13, Berliner Platz 6, Gartenstraße 16, Humboldstraße gegenüber Hausnummer 19, Lützenkirchener Straße/P&-R-Parkplatz, Rhein-Wupper-Platz 13 (alle genehmigt).
  3. Schlebusch: Berliner Straße 10, Von-Diergardt-Straße 10, Münsters Gässchen 7 und 9, Gezelinallee, Dhünnberg 79-83 (alle in Betrieb), Dechant-Fein-Straße 20 (genehmigt).
  4. Hitdorf: Parkstraße/Hitdorfer Straße (in Betrieb), Wiesenstraße/Fährstraße, Rheinstraße 30, Ringstraße 39 (alle genehmigt).
  5. Rheindorf: Königsberger Platz/Insterstraße, Monheimer Platz (alle in Betrieb), Saalestraße 4 (genehmigt).
  6. Bürrig: Von-Ketteler-Straße 26 und 32 (genehmigt)
  7. Alkenrath: Alkenrahter Straße 8 (genehmigt).
  8. Manfort: Poststraße 10 (P&R), Marie-Curie-Straße, Max-Delbrück-Straße 16 (alle genehmigt).
  9. Küppersteg: Küppersteger Straße 28 (genehmigt).

Scholz: „Vollendete Katastrophe“

„Vollendete Katastrophe“ – so nennt der CDU-Landtagsabgeordnete Rüdiger Scholz die Ladeinfrastruktur in Leverkusen vor der Bezirksvertretung I am Montagabend, die die Vorlage zur Kenntnis nahm, aber nicht darüber abstimmen musste. Die Zahl der aktuellen Ladesäulen sei erschreckend, sagt Scholz: „Wir versuchen jetzt aufzuholen, was bisher versäumt wurde.“

Er zitiert ein Ranking, nachdem die Stadt Leverkusen bei der Ladeinfrastruktur in Deutschland auf einem der letzten Plätze liege. Die Bundesregierung habe ein Ziel von einer Ladesäule pro 80 Einwohner bis zum Jahr 2030 ausgerufen. „Dafür müsste Leverkusen von morgen an an jedem einzelnen Arbeitstag bis 2030 eine Ladesäule errichten“, rechnet Scholz vor. (stes)