AboAbonnieren

Zehnter GeburtstagWie ein Verein in Leverkusen E-Sports voranbringen will

Lesezeit 3 Minuten
Die gefüllte Halle der IEM Cologne.

Der Verein besuchte die IEM Cologne im Jahr 2022.

Den Leverkusener E-Sport-Verein „Gaming in Order“ beschäftigt sich viel mit Aufklärung und Suchtprävention.

Eines will Andy Frank gleich klarstellen. „E-Sports ist nicht die Digitalisierung des Sports“, sagt er und lacht. Und es ist zu hören, dass Frank diesen Satz nicht zum ersten Mal sagt. Er ist Kassierer des Leverkusener E-Sport-Vereins „Gaming in Order“, der am Samstag, 17. Juni, seinen zehnten Geburtstag feiert.

Als „E-Sport“ wird der Wettkampf mit Computerspielen bezeichnet, das müssen nicht zwangsläufig Sportspiele sein. Wobei ein Unterschied zum Überbegriff „Gaming“ gemacht wird, wie Andy Frank berichtet: „Beim E-Sport geht es um den Wettbewerbsgedanken. Man trainiert dafür, und vor allem spielt man Mensch gegen Mensch, nicht gegen eine Künstliche Intelligenz. Der Zufall soll nichts entscheiden“. Demnach sei jeder E-Sportler ein Gamer, aber nicht jeder Gamer ein E-Sportler.

Andy Frank zieht auch einen Vergleich zur Formel 1, die ebenfalls ein Sport ist: „Es ist eine massive Konzentration erforderlich, für die eine körperliche Fitness nötig ist“, sagt er.

Leverkusen: Gründer kommen von überall her

„Gaming in Order“ hieß nicht von Anfang an so. Gegründet habe sich der Verein aus einem Gaming-Clan, also einer Art organisierte Gruppe beim Computerspielen. In Spitzenzeiten sei der Clan rund 200 Mitglieder groß gewesen und habe Spieler aus ganz Deutschland vereint.

Irgendwann kam dann die Idee, den Verein zu gründen, was laut Frank einen ernsten Hintergrund hatte. „Manche legten ein ungesundes Spielverhalten an den Tag und spielten elf bis zwölf Stunden täglich.“ Sie hätten Jobs verloren, Beziehungen seien zu Bruch gegangen. Allerdings war die Internet-Gaming-Disorder, salopp gesagt die Computerspielsucht, damals noch keine anerkannte Krankheit. Deshalb gab es kaum Therapien und die Krankenkasse zahlte sowieso nicht, erinnert sich Andy Frank.

Vorstandsmitglied Martin Danel bei einer E-Sport-Veranstaltung von Bayer 04 im April 2022.

Vorstandsmitglied Martin Danel bei einer E-Sport-Veranstaltung von Bayer 04 im April 2022.

„Da haben wir uns gefragt, was wir tun können, um ein Problembewusstsein zu entwickeln. Wir wollten aufklären“, so Frank. Und das gehe am besten in der Struktur des Vereins, für den seit Gründung gelte: „E-Sport mit Verantwortung.“ Der Verein ist als gemeinnützig anerkannt, weil er sich mit Aufklärung und Suchtprävention beschäftigt.

Zwölf Mitglieder gründeten damals den Verein als „Fungamer Altersheim“, die Gamer wollten bundesweit agieren. Das habe allerdings nicht so richtig geklappt, weshalb man sich auf die Region beschränkte, zu der die meisten Mitglieder einen Bezug hatten: Leverkusen. Deshalb, und weil es hier und da vorgekommen sei, als „Fungamer Altersheim“ nicht ernst genommen worden zu sein, folgte 2018 die Umbenennung in „Gaming in Order“. Im selben Jahr wurde die Internet-Gaming-Disorder von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auch als Krankheit anerkannt.

Eine Halle der Dreamhack 2020 in Leipzig.

Der Verein besuchte 2020 die Dreamhack in Leipzig.

Bevor der Verein dann in Leverkusen richtig durchstarten konnte, kam Corona. Im Herbst 2021 entschied sich der Verein trotzdem, der erste Leverkusener E-Sports-Symposium zu veranstalten, mit Gästen aus ganz Deutschland. Der Verein versucht, in Leverkusen Aufklärungsarbeit zu leisten, auch über mögliche Gefahren. Und er will Vereine unterstützen, die vorhaben, eine E-Sports-Abteilung einzurichten, wie es der TSV Bayer 04 Leverkusen getan hat.

Inzwischen hat der Verein mehr als 40 Mitglieder, unter anderem aus Berlin und der Schweiz. Aus Leverkusen sind es sieben oder acht, sagt Andy Frank. Einmal im Monat gibt es Gaming-Abende, in denen die Mitglieder online verschiedene Spiele gegeneinander spielen. Ein eigenes Vereinsheim haben die E-Sportler noch nicht. Einmal im Jahr treffen sie sich für ein ganzes Wochenende zum Grillen und Campen. Da wird dann nicht gespielt, aber über das Gaming informiert: über aktuellen Entwicklungen und politische Beschlüsse.


Geburtstagsfeier im Funkenturm

Geburtstagsfeier des Leverkusener E-Sport-Vereins „Gamin in Order“: Samstag, 17. Juni, ab 13 Uhr, Funkenturm Opladen, mit Bühnen- und Rahmenprogramm rund um E-Sport, Gaming und Gesundheit. Außerdem kann der Sport ausprobiert und ein Gesundheitscheck gemacht werden. Ebenfalls anwesend sind die Sportjugend NRW und regionale Sportvereine, abends gibt es eine Übertragung des Finales des Wingman-Cups des Vereins. Der Eintritt ist frei, Infos und Anmeldung online.