Am Montag entscheidet der Rat über die aktuelle Rheinfähre. Wir werfen einen Blick in die Vergangenheit.
Historie der RheinfähreWie es von der „Alchimia“ in Leverkusen zur „Fritz Middelanis“ kam
Bevor der Leverkusener Stadtrat am kommenden Montag, 19. Februar, über die aktuelle Rheinfähre diskutiert und darüber, ob und wie die Menschen demnächst wieder mit dem Schiff zwischen Hitdorf und Langel den Rhein überqueren können, gibt der Bergische Geschichtsverein, Abteilung Leverkusen Niederwupper, in seinem aktuellen Abteilungsheft einen Einblick in die Historie der Rheinfähren in Leverkusen.
Wie die Historikerinnen und Historiker berichten, kann das erste reguläre Fährangebot über den Rhein wohl bis in die Jahre 1110/1120 datiert werden. Bei Leverkusen und Monheim gab es insgesamt sechs wichtige Rheinquerungen zwischen Köln und Düsseldorf.
Regelmäßig zwischen Köln-Merkenich und dem Bayer-Werk fuhr vom 4. Dezember 1904 bis zum 21. September 1959 das Motorboot „Alchimia“. Bayer hatte das Boot eingesetzt. Zuvor waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Niehl, Merkenich, Rheinkassel, Langel, Fühlingen, Worringen, Hitdorf und Rheindorf von der Feuerwehr und der Mülheimer Dampfschifffahrts-AG zum Werk und zurück gebracht worden.
Die wohl älteste Fährverbindung vermutet der Geschichtsverein für die „Elfenfähre“ zwischen Wiesdorf und Merkenich. Das Wiesdorfer Schöffensiegel hatte das Schiff seit 1371 im Siegel, 1428 gelangte das Besitzrecht zum Kloster Altenberg, 1567 wurde die Gemeinde Wiesdorf Eigentümerin des Fährrechts. Nach diversen Pächterwechseln um den Wechsel vom 19. ins 20. Jahrhundert von der Familie Odenthal auf die Familie Stahlberg wurde am 4. Januar 1905 das erste Motorboot in Betrieb genommen. 1920 fuhren laut Statistik 3301 Menschen von Wiesdorf nach Merkenich. Eingestellt wurde der Fährbetrieb endgültig 1969, zuvor waren die Kopffähre „Agnes“ und die „Helga“ ebenfalls im Einsatz.
Vom Ende des 18. Jahrhunderts bis 1954 fuhr eine Bauernfähre bei Rheindorf und Rheinkassel. Während von 1794 bis 1815 zwischen den Franzosen linksrheinisch und Preußen/Österreich rechtsrheinisch stattfand, wurde der Fährbetrieb 1815 durch den Wiener Kongress und der damit verbundenen neuen Ordnung in Europa der Fährbetrieb reaktiviert. Das ausschließliche Recht zum Übersetzen von Personen und Gütern über ein Gewässer für Rheindorf und Rheinkassel erhielten 1843 die Fährmänner Bauer und Leven. 1922 kaufte Heinrich Glees das rechtsrheinische Fährrecht.
Für die Fähre zwischen Hitdorf und Langel erhielt Hitdorf 1830 die rechtsrheinische Konzession, 1842 kam das andere Ufer hinzu. Zuvor hatte es laut den Recherchen der Historiker jahrelange Auseinandersetzungen mit Langel gegeben. Als das Müllemer Böötche die regelmäßige Schiffsverbindung zwischen Hitdorf und Köln wurde, verlegte man die Anlegestelle für die Gemeinde-Fähre, von Stromkilometer 204,55 nach 203, 07.
Ab 1888 fuhr der Raddampfer „Christoph Musmacher“ zweimal (um 6 und um 13 Uhr) von Hitdorf über Langel, Rheindorf, Kasselberg, Wiesdorf, Flittard, Stammheim, Mülheim, Riehl nach Köln (Anleger Trankgasse am Dom). Am 25. November 1912 wurde das Schiff vom niederländischen Güterdampfer „Egan 9“ gerammt, drei Menschen starben. Danach fuhren noch gut zehn Jahre weitere Fähren diese Strecke. Dann kam der Linienbus vom Hauptbahnhof bis Langel und von 1930 bis 1939 (per Fährtransport) von Köln bis zum Hitdorfer Rathaus.
Die erste Großfähre wurde am 8. März 1930 übergeben. Zuvor gelangten größere Fahrzeuge zwischen der Brücke in Mülheim und der Fähre von Düsseldorf-Himmelgeist nach Neuss-Uedesheim nicht über den Rhein, das waren 37 Kilometer. 1962 fuhr dann zum ersten Mal die „Fritz Middelanis“. Sie wurde gebaut von der Werft Clausen in Königswinter, hatte vier Diesel-Motoren der Firma Deutz mit je 80 PS, war 42 Meter lang, elf Meter breit und 116,5 Tonnen schwer. Sie konnte 65 Tonnen Gesamtgewicht tragen, Eigentümer waren die Städte Köln und Hitdorf und der Landkreis Solingen-Lennep.
Das Heft des Geschichtsvereins
Detaillierte Infos, auch zu den anderen Fährverbindungen, gibt es im aktuellen Abteilungsheft, dessen Leitthema die „Geschichte der Personenbeförderung in Leverkusen, Langenfeld, Leichlingen, Monheim, Solingen, Burscheid, Wermelskirchen und Umgebung“ ist. Das Heft hat 284 Seiten und kostet zwölf Euro. Zu haben ist es im Büro des Vereins in der Villa Römer, Haus-Vorster-Straße 6, mittwochs 11 bis 13 Uhr, sowie in folgenden Buchhandlungen: Gottschalk in Schlebusch, Noworzyn in Opladen, Langen in Leichlingen und Langendfeld, Pavlik in Leichlingen, Rossbach in Monheim, Bücher-Scheune in Bergisch Gladbach-Schildgen.