Das Forum Leverkusen bebte buchstäblich beim Konzert von Jan Delay auf den Jazztagen.
JazztageWie Jan Delay den Jazz-Puristen in Leverkusen eine lange Nase macht
Ein Konzertabend wie dieser bietet wieder Stoff für lange Diskussionen. Darüber, ob die Leverkusener Jazztage ihrem Namen noch gerecht werden. Darüber, ob die Organisatoren mit der breiten Öffnung auch für andere Musikstile dem Festival eher einen Gefallen getan haben oder nicht. Die Zuschauerinnen und Zuschauer am Freitagabend zeigen jedenfalls eindrucksvoll mit Händen, Füßen und Kehlen, dass ihnen diese Diskussion völlig egal zu sein scheint.
Jan Delay selbst und seine grandiose Liveband „Disko No.1“ machen selbstverständlich keinen Jazz. Dafür war dann eher zuvor José James zuständig. Das weiß natürlich auch der selbsternannte „Chefstyler“ Delay selbst. Und macht sich einen großen Spaß daraus, genau darauf immer herumzureiten. „Tanz-Jazz“, „Action-Jazz“, „wie kriegen wir den Rave in den Jazz“ – der Reggae, Pop-, Funk-, Hip-Hop- und Soul-Künstler Jan Delay zieht genüsslich über die vermeintliche Jazz-Polizei her, die ihn klassischerweise wohl eher nicht auf dem Festival sehen will.
Aber das ist, wenn man sich denn auf die Musik einlässt, an diesem Abend egal. Ebenso, dass Delay mit der Menge an Jazz-Witzen irgendwann überzieht. 17 Jahre ist es bereits her, dass der 47-Jährige sich größtenteils vom Reggae und dem „Beginner“-Hip-Hop verabschiedet, sich Hut und Anzug sowie eine formidable Band gesucht hat und mit „Mercedes Dance“ plötzlich mit Funk, Soul und Pop erfolgreicher wurde als je zuvor.
Leverkusen feiert „Eizi Eiz“ und Jan Delay
Auf der Bühne leben Jan Delay und seine Mitmusikerinnen und Musiker alles aus, worauf sie Lust haben. Von draußen sind die bebenden Fensterscheiben an der Gebäudeseite zu hören, als Musiker und Band die Show eröffnen. Danach folgt mit „Klar“ direkt der erste Brecher. Mit der Veröffentlichung der Single hat damals die Transformation von „Eizi Eiz“ zu Jan Delay (bürgerlich Jan Philipp Eißfeld) angefangen.
Danach folgt „Spaß“ vom 2021 erschienenen Album „Earth, Wind and Feiern“. „Ist schon alles trist, wenn man besorgter Bürger ist“, singt Delay und im Refrain: „Sie hatten noch nie Spaß und darum sind sie voller Hass“. „Türlich, Türlich“, in dem er die Musik von „Word up“ (Cameo) mit dem Text von „Türlich, türlich – sicher Dicker“ (Das Bo) mixt, funktioniert auch. Erst recht, wenn Delay das Publikum zum gemeinsamen Tanzschritt animieren kann. Natürlich gelingt das.
Leverkusen: Nostalgie bei Nena-Cover
Etwas Nostalgie kommt auf, als das unverkennbare Bläser-Intro seines Nena-Covers „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ durch das Forum wabert. Das ist auch etwas für die, die Jan Delay vor „Disko No.1“ und vor Hut und Anzug kannten. Und das sind einige an diesem Abend. Wobei der Sänger den Anzug nicht lange an behält. Zu schweißtreibend ist die Show. Immer wieder angetrieben von seiner Band, von der sich Delay genüsslich tragen lässt.
Das kann und sollte er auch, es wäre pure Verschwendung, den fantastischen Musikerinnen und Musikern weniger Raum zu geben. Besonders glänzen können sie in den Medleys, die immer wieder Teil der Jan-Delay-Show sind. Zum Beispiel, wenn sie Mary J. Blidge, Eminem und Dr. Dre zu einem Tanz-Hip-Hop-Mix verschmelzen. Nicht nur tanz-, sondern auch textsicher zeigen sich die Zuschauerinnen und Zuschauer in Songs wie „Large“, „Oh Jonny“ oder „Disko“ („Wollt ihr Tanz-Jazz, bei uns heißt das einfach Disko“).
Ist das alles etwas für die Jazztage? Darüber kann man geteilter Meinung sein, spielt an diesem Abend aber keine Rolle. Jan Delay drückt es in „Large“ ungewollt auf seine Weise auf: „Doch is’ okay, denn ich hab Platin an der Wand, doch mach die dicken Hallen voll im ganzen Land.“