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„BSW“Wie Leverkusener Linke über das neue Bündnis von Sahra Wagenknecht denken

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Die Politikerin Sahra Wagenknecht spricht während der Pressekonferenz zur Gründung des Vereins «Bündnis Sahra Wagenknecht - Für Vernunft und Gerechtigkeit».

Sahra Wagenknecht will eine neue Partei gründen.

Sahra Wagenknecht ist bei den Linken ausgetreten, um eine neue Partei zu gründen.

Keneth Dietrich ist fast froh, dass das Schauspiel mal endlich vorbei ist. „Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende“, sagt Dietrich, der als einziges Parteimitglied der Linken im Leverkusener Stadtrat sitzt. „Ich bin froh, dass sie es endlich gemacht hat.“

Dietrich spricht über Sahra Wagenknecht, ehemalige stellvertretende Parteivorsitzende und Fraktionsvorsitzende der Linken und eines der prominentesten Gesichter der Partei. Sie hat am Montag wie erwartet öffentlichkeitswirksam ihren Austritt aus der Links-Partei erklärt und ihr neues „Bündnis Sahra Wagenknecht“ vorgestellt, aus dem eine neue politische Partei hervorgehen soll.

Wagenknecht war zuletzt bei einem Teil ihrer eigenen Partei, in der sie als Kommunist galt, auf Kritik gestoßen. Unter anderem ihre Position zu Wladimir Putin, zu Waffenlieferungen an die Ukraine und zur Migrationspolitik waren in manchen Kreisen der Partei umstritten.

Leverkusen: Konflikte mit Wagenknecht-Anhängern

Keneth Dietrich bezeichnet sich selbst nicht als „Wagenknecht-Anhänger“. Früher, als er entdeckt habe, dass er sich mit der Partei verbunden fühle, sei das anders gewesen. „Aber vor allem in der Migrationsdebatte hat sie mich verloren.“ Wagenknecht hatte sich wiederholt für eine Begrenzung des Flüchtlingszuzugs ausgesprochen. Das hatte ihr den Vorwurf eingebracht, eine ideologische Nähe zur AfD zu pflegen.

Im Leverkusener Kreisverband der Linkspartei, der etwa 50 Mitglieder umfasst, habe es ein paar Anhänger von Sahra Wagenknecht gegeben, sagt Dietrich. Auf Veranstaltungen habe das auch hier und da zu Konflikten geführt. Einige dieser Anhänger hätten sich allerdings inzwischen größeren Kreisverbänden angeschlossen, wo ihre Positionen häufiger seien.

Dietrich vertritt nach eigener Aussage ein anderes „Links-Sein“ als Wagenknecht, wobei es innerhalb der Partei viele verschiedene Strömungen gebe. Für die Partei auf Bundesebene „könnte das böse enden. Ich sehe die Linken bluten“, sagt er.

Es gibt viele Strömungen

Gisela Kronenberg ist zwar kein Parteimitglied der Linken, hatte sich aber nach der vergangenen Kommunalwahl dem Bündnis von Linken, Piraten und Mitgliedern Der Partei angeschlossen, aus dem sie inzwischen aber wieder ausgetreten ist und als Einzelvertreterin im Stadtrat sitzt.

„Ich kann linke Positionen auf kommunaler Eben durchaus vertreten“, sagt sie. Aber niemals darüber, weshalb sie auch nicht in der Partei sei. Auch sie habe die vielen Strömungen innerhalb der Linken in ihrer Zusammenarbeit bemerkt. Sahra Wagenknecht hält sie derweil für keine echte Linke mehr: „Die fischt am rechten Rand.“

Dass Leute unzufrieden seien und sich von den Parteien nicht mehr repräsentiert fühlten, könne sie aber verstehen. Die Parteien würden sich zu sehr selbst beweihräuchern, „und der Bürger bleibt auf der Strecke“.