Im Werkstattverfahren Wiesdorf wurde ein Siegerentwurf festgelegt. Er überrascht mit einer Platz schaffenden Idee.
Leverkusen-WiesdorfSo sieht der Plan für das Herz-Jesu-Quartier aus
Wie lange schon über die Frage diskutiert wird, ob es besser sei, die Pavillons vor der Kirche Herz Jesu an der Ecke Wiesdorfer Platz/Breidenbachstraße abzureißen, oder sie zu erhalten? Mindestens eine Generation. Jetzt sollen sie wieder abgebrochen werden. Jedenfalls, wenn der seit Dienstag gültige neue Plan des Gewinner-Büros (ISR und Mola) des Werkstattverfahrens für Marktplatz und die Herz-Jesu-Umgebung in Wiesdorf umgesetzt werden sollte.
Da es sich um ein Werkstattverfahren handelt, ist das noch nicht sicher. Drei Stadtplanungsbüros hatten sich um den Sieg im Verfahren bemüht, die Entscheidung fiel am Dienstag, zuvor wurden die drei Entwürfe in der Kirche Herz Jesu vorgestellt. Die Stadtplaner müssen dieses Verfahren durchlaufen, dann können später Zuschüsse aus Etats der Städtebauförderung fließen, dafür ist die Beteiligung der Öffentlichkeit vorgeschrieben. In die Entscheidung am Abend waren keine Bürger mehr eingebunden. Das machen Stadtverwaltung, Wirtschaft, „externe Fachexperten“, zum Beispiel Architekten, Politik und Kirchenleute alleine.
Leverkusen: Die Parkplätze am Marktplatz sollen weg
Laut Plan sollen auf dem heutigen Marktplatz an der Dönhoffstraße, der seit langem zur Hälfte Parkplatz ist, künftig keine Autos mehr stehen. Man will dort Aufenthalts- und Grünflächen einrichten. An der Ecke Breidenbach-/Dönhoffstraße schlagen die Planer einen Bau vor. Darin soll die Volkshochschule einziehen. Zusätzlich betreutes Wohnen und ein Jugendtreff. So soll in die Gegend neu belebt werden, die Volkshochschule hat auch durch die Sprachkurse für Neubürger eine wichtige Funktion und eine interessante Kundschaft. In der Volks-Bildungsanstalt scheint man nicht abgeneigt zu sein, vom abgelegenen Forum mitten in die Innenstadt zu ziehen. Aber es stellt sich eine neue Frage: Was soll dann noch im Forum laufen?
Das Herzstück dieses Plans, der jetzt als Grundlage weiterer Überlegungen gelten soll, ist ein neuer großer Platz, der entstünde, weil die Pavillons und auch das lange und große Vordach des Kaufhofs abgebaut werden soll: ein neuer Marktplatz.
Viel Grünes und ein Gewinn an Freiraum
Nach der Vorstellung des Planungsbüros stehen auf dem Platz viele Bäume, die natürlich erst noch gepflanzt werden müssten. Der schöne große Baum, der jetzt im Innenhof der Pavillons steht, soll erhalten bleiben. Der Verzicht auf die kleinen Geschäfte an der Kirche und das Kaufhof-Vordach, unter dem seit einiger Zeit ein Café ist, wäre ein ungeheurer Gewinn an öffentlichem Freiraum.
Dem Kaufhof wollen die Planer nicht nur den Balkon nehmen, das Gebäude wollen sie teilen und mit bepflanzten Lichthöfen irgendwie bewohnbar und vermarktbar machen. Zusätzlich sollen die Luminaden durch die Teilung des gut 50 Jahre alten Betonbunkers einen neuen Zugang zur Nobelstraße bekommen.
Da das Gebäude seit diesem Jahr der Stadt gehört, ist dieser radikale Umbau sogar denkbar. Allerdings könnte der neue Plan bald wenigstens teilweise schon nicht mehr ziehen. Gerüchteweise sollen für die Kaufhof-Immobilie Verhandlungen über einen Mietvertrag mit einer großen französischen Sportartikel-Kette laufen. Falls sie dort einzieht, wird die neue Mieterin ein gewichtiges Wort über Erhalt und Abbruch mitreden wollen. In der Sache wird man erstmal abwarten müssen.
Der Herz-Jesu-Innenraum ist riesengroß. Die Gemeinde will Platz loswerden, den sie nicht mehr braucht; Pfarrer Peter Beyer erklärte den etwa 50 am Wettbewerb interessierten Gästen in der Kirche, dass die Katholiken auf kurz oder lang in Leverkusen nur noch acht bis zehn Kirchen aufrechterhalten können. Es scheint so, als nehmen die Katholiken jede Verkleinerung ihrer Gemeindefläche dankbar an. Das denkmalgeschützte Gemeindezentrum soll laut Gewinner abgebrochen werden, übrig bliebe ein viel kleineres Büro-, Ärzte- und WC-Haus.
Ein guter Schritt sei, wenn die Hallenkirche Herz Jesu neu genutzt würde, „aber wir noch hier bleiben können“, sagt Pfarrer Beyer. Für Herz Jesu selbst schlägt man die Teilung des Innenraums vor: Ein Anteil, weniger als die Hälfte, bliebe für den Gottesdienst, der Rest soll der Kultur samt Café gewidmet werden. Eine Idee, mit der sich die Gemeinde seit einer halben Generation beschäftigt.