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„Lebensqualität beraubt“Wupsi sorgt mit Haltestellen-Wegfall für Empörung in Leverkusen

Lesezeit 4 Minuten
Haltestellenschild an der Görlitzer Straße in Quettingen

Seit dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember 2023 halten die Wupsi-Linien 205 und 206 nicht mehr an der Görlitzer Straße in Quettingen.

Durch den Fahrplanwechsel auf den Wupsi-Linien 205 und 206 entfällt der Halt an der Görlitzer Straße im Stadtteil Quettingen. Das gefällt nicht allen Anwohnenden.

Es ist Mittwoch, der 3. Januar. Im Häuschen an der Haltestelle Görlitzer Straße in Quettingen wartet eine junge Frau auf den Bus – vergeblich. Was sie nicht weiß: Die Linie 205 hält hier schon seit dem 10. Dezember nicht mehr, genauso wenig, wie die Linie 206. Vorher verkehrten die Busse der Wupsi jahrzehntelang in der Feldstraße mit Stopp an besagter Haltestelle an der Ecke zur Görlitzer Straße. Seit dem Fahrplanwechsel vor rund einem Monat ist damit Schluss.

Statt das Wohngebiet östlich der Neuen Bahnstadt Opladen durch das Verbindungsstück Feldstraße wie zuvor mit dem Bus zu erreichen, wird der betroffene Teil Quettingens nun umfahren. Die Linie 205 führt seit Dezember nördlich des vormals erschlossenen Gebiets über die Stauffenberg- und Pommernstraße auf die Lützenkirchener Straße, während die Linie 206 südlich davon über die Torstraße auf die Quettinger Straße geleitet wird. Der Halt an der Görlitzer Straße ist damit gestrichen.

Die Linien 205 und 206 verkehren nicht mehr auf der Feldstraße

Für alle erkennbar ist der neue Linienverlauf offensichtlich nicht. Zwar hängt der Fahrplan in dem Wartehäuschen und an den Haltestellenschildern nicht mehr aus – ein vages Anzeichen dafür, dass Fahrgäste hier wohl lange auf den nächsten Bus warten können – eindeutige Hinweise auf die Routenänderung gibt es allerdings keine.

Auch aus dem von der Wupsi veröffentlichten Überblick über Fahrplanänderungen geht der Entfall der Haltestelle nicht eindeutig hervor. Auf der Website heißt es für die Linien 205 und 206 lediglich: „Änderung des Linienweges im Bereich Quettingen/Bahnstadt – Tausch des Linienweges mit Linie 205 bzw. 206“. Höchstens Kennerinnen und Kenner des Straßennetzes erahnten die Konsequenzen bereits im Voraus.

Viele ÖPNV-Nutzerinnen und -Nutzer reagieren daher empört. „Die können uns doch nicht einfach von einem Tag auf den anderen unter der Hand die Haltestelle wegnehmen, das ist unmöglich“, sagt eine 98-jährige Anwohnerin. Mit ihrem Rollator muss sie nun den Umweg zur Torstraße in Kauf nehmen. Dort wiederum ist kein Wartehäuschen installiert. „Durch solche Entscheidungen wird man seiner Lebensqualität beraubt“, sagt die Rentnerin. Ihr Eindruck: „Gerade ältere Menschen, aber zum Beispiel auch Mütter mit Kinderwagen werden vergessen.“

Quettingen: Anwohnende kritisieren fehlende Transparenz

An einem Tag informierte wohl ein Wupsi-Mitarbeiter über die Änderungen – er reagierte verständnisvoll über die Beschwerden, aber auch erstaunt darüber, dass der neue Fahrplan nicht bei allen angekommen sei. Doch nicht jeder habe Internet und komme ohne weiteres an die nötigen Informationen, kritisiert die Quettingerin. Auch das hätte mehr berücksichtigt werden müssen, findet sie.

Nicht nur die 98-Jährige wirft den Verantwortlichen des Busverkehrsgesellschaft Wupsi Intransparenz vor. Auch Inge Gödecke vom gleichnamigen Blumengeschäft in der Feldstraße berichtet Ähnliches. „Viele Anwohner wussten nichts von den Änderungen und warten zum Teil noch heute wie gewohnt auf ihren Bus“, erzählt sie. Einigen Kunden musste sie deshalb schon ein Taxi rufen. Bis vor kurzem profitierten die Gödeckes von der Busanbindung mit Haltestelle direkt vor ihrem Geschäft. Insbesondere für ältere Menschen werde es nun aber deutlich unbequemer. Der Wegfall der Haltestelle sorge für Gesprächsstoff und reichlich Ärger, so Gödecke. „Die waren fix und fertig“, sagt sie.

Die leere Aushangtafel im Wartehäuschen an der Görlitzer Straße

Die leere Aushangtafel im Wartehäuschen an der Görlitzer Straße – ein vages Anzeichen für den Entfall der Haltestelle

Warum sich die Wupsi für die Änderung der Strecke entschieden hat, leuchtet den beiden Frauen nicht wirklich ein. Die Linien seien gut frequentiert gewesen, das Verbindungsstück zwischen Lützenkirchener Straße und Torstraße nutzten viele Anwohnende. Viele Menschen hätten in der Gegend kein Auto und seien auf eine gute Busanbindung angewiesen.

„Vielleicht lag es daran, dass die Straße durch die vielen Lastwagen und Busse so dicht befahren war“, können sie nur mutmaßen. Wegen am Straßenrand abgestellter Autos konnte es durchaus mal eng werden. „Da gab es aber höchstens Verzögerungen von wenigen Minuten“, sagt Inge Gödecke, die den Verkehr vor ihrem Blumengeschäft schon seit den Sechzigerjahren kennt.

Die Wupsi äußerte sich bis Mittwochabend auf Anfrage nicht zu den Fahrplanänderungen und den Gründen für den Entfall der Haltestelle Görlitzer Straße. Könnten sie es sich aussuchen, wünschten sich die beiden Quettinger Anwohnerinnen nicht nur den Dialog, sondern einen Kompromiss. „Warum kann der Bus nicht wieder über die Feldstraße gelenkt werden, vielleicht in einem größeren Abstand, um den Verkehr nicht so stark zu beanspruchen?“, fragen sie sich. „Ein bis zweimal pro Stunde würde schon reichen.“