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„Woche des Staunens“Zehnjähriger Amon verzückt Leverkusener mit seiner Jazztrompete

Lesezeit 3 Minuten
Marcus Schinkel am Klavier und Amon Deeb an der Jazztrompete swingen in der Wiesdorfer Christuskirche.

Marcus Schinkel am Klavier und Amon Deeb an der Jazztrompete swingen in der Wiesdorfer Christuskirche.

In einem einwöchigen Programm sollen in der Leverkusener Christuskirche unterschiedliche Sinne mit verschiedenen Themen angesprochen werden.

Der zehnjährige Trompeter Amon und Pianist Marcus Schinkel eröffneten am Montagabend die „Woche des Staunens“ in der illuminierten Christuskirche in Wiesdorf. Das Jazzkonzert war mit der Frage überschrieben: „Gibt es Wunderkinder?“.

Initiator und Gemeindepfarrer Siegfried Eckert betonte, wie sehr ihn die erstmalige Begegnung mit Amon beeindruckt habe. Der früher in Bonn amtierende Pfarrer habe Amon 2023 das erste Mal beim dortigen „Over the Border“-Festival gemeinsam mit dem Jazzpianisten Schinkel erlebt. „Ich stand da mit offenem Mund und andere, wie beispielsweise ein mir bekanntes Mitglied des Beethoven Orchesters, auch“, berichtete Eckert. „Ich habe herum gefragt: Habt ihr jemals schon mal so etwas erlebt? Da habe ich wirklich gestaunt!“

Amon liebt am Jazz die Improvisation

„Als ich vier oder fünf Jahre alt war, habe ich Musik von Miles Davis gehört. Ich habe meinen Eltern gesagt, dass ich das gut finde. Zu Weihnachten habe ich dann eine Jazztrompete geschenkt bekommen“, schilderte Amon den Ursprung seiner musikalischen Entwicklung. Er wolle die Musik zu seinem Beruf machen, so der Schüler des Jazztrompeters Julian Wasserfuhr. Am Jazz möge er vor allem die Improvisation, dass man freier spielen könne.

Das Freie in der Musik fasziniert ebenso Marcus Schinkel: „Ich bewege mich zwischen Klassik, Jazz und Rock und versuche, die Genres zusammenzuführen“, erklärte der selbsternannte „Crossover-Pianist“. Dadurch könne man gleichzeitig verschiedene Menschen zusammenführen, die normalerweise nur in einer dieser Musikrichtungen zu Hause seien. Dieses Ziel verfolge er auch mit Projekten auf der ganzen Welt, so Schinkel: Im März diesen Jahres habe er beispielsweise „Freude, schöner Götterfunken“ aus Beethovens 9. Sinfonie als Jazzinterpretation in ein Kinderdorf nach Nepal gebracht. „‚Alle Menschen werden Brüder‘ ist da ja das zentrale Thema“, begründete er die Entscheidung.

„Musik ist einfach eine Sprache, die überall verstanden wird“, betonte Schinkel. Dies gelte auch zwischen Generationen. Er und Amon seien über 40 Jahre auseinander, „aber trotzdem denke ich jetzt nicht, das ist ein Kind, sondern ein jüngerer Kollege“, führte er weiter aus.

Bachs Barockmusik in neuem Gewand

Schinkel und Amon brachten in der Christuskirche einzelne Stücke aus Schinkels Album „Play Bach Reloaded“ zu Gehör. So zum Beispiel die Toccata, deren Virtuosität laut Schinkel in seiner Version mit Amon durch verschiedene Taktwechsel hervorgehoben würde. Er gehe davon aus, dass Bach, der ebenfalls für seine Experimentierlust bekannt war, seine Freude an dem Stück gehabt hätte, bekräftigte der „Crossover-Pianist“. Bach sei nachgesagt worden, dass er fantastisch improvisieren konnte, erläuterte Schinkel weiter.

Auch dem Trompeter war die Liebe zur Improvisation anzumerken. Neben der beeindruckenden Kondition und dem facettenreichen Spiel ragte vor allem eine in diesen jungen Jahren bemerkenswerte musikalische Leichtigkeit hervor. Zum Beispiel im „St. Louis Blues“ von Louis Armstrong, der Amon zu kleinen Soli inspirierte. „Das ist etwas, was Amon ausmacht und man eigentlich nicht lernen kann“, stellte Schinkel klar: „Humor und Leichtigkeit beim Spielen.“ Diese erstaunliche musikalische Leistung honorierte auch das anwesende Publikum mit anhaltendem Applaus.


Die „Woche des Staunens“ in der Christuskirche läuft noch bis Freitag, 20. September, und hält unter anderem am Donnerstag, 19. September, ein Kinderkonzert bereit, das um 15 Uhr in der Christuskirche stattfindet. Darüber hinaus stehen noch ein Film von Rüdiger Sünner über Johann Sebastian Bach am Mittwoch, 18. September, und ein Whisky-Tasting (Karten hierfür kosten 39 Euro) am Freitag, 20. September, jeweils um 19.30 Uhr auf dem Programm.