Mehr als 40 Fußgruppen und Wagen ziehen am Freitag den Rhein entlang durch Hitdorf.
KarnevalZieht Leverkusens schönster Zoch durch Hitdorf?
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Da trecke die Jecke durch Hitdorf: Trotz grauem Himmel waren die Jecken super gelaunt.
Copyright: Dominik Scholz
Es ist schon eine selbstbewusste Ansage, die Ferdi Feller macht. Er steht in Matrosen-Dress kurz vor Beginn des Hetdörper Zochs inmitten seiner Hitdorfer Fährgarde und ist sich sicher: „Das ist der schönste Zug, den es in Leverkusen gibt.“ Darüber dürften die Meinungen wohl auseinander gehen. Aber Charme hat die Szenerie schon, wenn sich am Rhein die Fußgruppen und Wagen für den Schull- und Veedelszoch aufreihen.
43 Gruppen sind es insgesamt, die dieses Mal dabei sind, sagt Feller. Er ist Abteilungsleiter der Hitdorfer Fährgarde, die zur KG Hetdörper Mädche und Junge gehören und im Zug vor dem Dreigestirn Prinz Thomas, Bauer Jürgen und Jungfrau Toffi vom Kreisel Hitdorfer Straße/Ecke Heerweg über die Hitdorfer in die Mohlenstraße, auf die Lohrstraße, auf die Park-, wieder auf die Hitdorfer Straße in Richtung Rheindorf ziehen. An der Bürgerhalle löst sich der Zug auf, den Weg sind die Jecken auch vergangenes Jahr schon gezogen.
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43 Gruppen zogen mit durch Hitdorf.
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Viele Teilnehmenden schätzen, dass der Zug recht familiär ist.
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Markus Paikert ist Ferdi Fellers Stellvertreter. Er schätzt wie Feller auch das Familiäre am Hetdörper Zoch. Und offenbar nicht nur die beiden. Denn die Menschen am Zugrand kommen nicht nur aus ihrem Stadtteil, sondern zum Beispiel auch aus Monheim, Rheindorf oder Wiesdorf. Oder aus Köln-Langel. Dem Stadtteil, den die Rheinfähre mit Hitdorf verbindet. Sonntags ist Zug in Langel. Und wenn die Fähre fährt – und das ist dieser Tage ja gar nicht so selbstverständlich – fahren die Hitdorfer auch wieder rüber. „Ich weiß nicht, ob der neue Fährmann das auch macht, aber früher hat das Schiff dann immer mitten auf dem Rhein ein paar Kreise gedreht“, sagt Feller und macht Kreisbewegungen mit seinem Finger.
Hitdorf: Fähre ist ein großes Thema im Zug
Apropos Fähre. Natürlich ist das Hickhack um das Nachfolgeschiff der „Fritz Middelanis“, die „St. Michael“, auch Thema im Zug. „M'r froche us, war wör, Hetdörp 2026 ohne Fähr“ steht auf dem Wagen der „Lohrer Lück pro Hitdorfer Fähre“. Wenn es dabei bleibt, will die Hafen- und Güterverkehr Köln (HGK), einer der beiden Betreiber der Fähre neben der Stadt Leverkusen, 2026 aus dem Fährbetrieb aussteigen. Das will Leverkusen verhindern, schließlich hat man im Moment kaum Geld, um das alleine weiterzuführen.
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Die Gruppe „Leverkusen Raderdoll“ hatte die Meisterschale und den DFB-Pokal als mannsgroße Kostüme an.
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Auch das Dreigestirn gab alles.
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Wenig überraschend ist auch ein anderes Thema sehr präsent im diesjährigen Zug: das Double von Bayer 04 Leverkusen. Am eindrucksvollsten wohl umgesetzt von der Gruppe „Leverkusen Raderdoll“. Die haben nämlich die Meisterschale und den DFB-Pokal als mannsgroße Kostüme an und geben ein tolles Bild ab.
„Leverkusen Raderdoll“ ist so etwas wie die Nachfolgegruppe der „Hitdorfer Teufel“, sagt Andreas Eckert. In dieser Gruppe seien die Eltern vieler mitgegangen. Vor fünf Jahren habe man sich dann entschieden, die Tradition weiterzuführen, aber unter anderem Namen. Jetzt ist die Gruppe auf rund 100 Leute angewachsen, größtenteils Bayer-04-Fans, auch aus der aktiven Fanszene. An drei Terminen hätten sie sich getroffen, um die Kostüme zu basteln.
Ebenfalls Kostümtreffen gab es bei der „Jecken Hitdorfer Königsallee“. Die sind seit 1993 immer im Zug dabei, meist mit 25 bis 30 Leuten aus der Nachbarschaft, wie Andrea Radtke, Nicky Stee und Nadine Stüttgen berichten. Die JHK ist als Regenbogen gekommen. Auf dem Kopf tragen sie eine Wolke, ihr Rock ist bunt – wie ein Regenbogen eben. Auch sie haben alles selbstgemacht und fallen absolut positiv auf.
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Der Hitdorfer Zug ist traditionell der erste in Leverkusen.
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Viel Musik, bunte Kostüme.
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Geschmackssache ist dagegen wohl die sehr laute Musik, die vor allem von den großen Wagen schallt. Livemusik hat es da schwer, eigentlich schade.
Die Jecken in Hitdorf haben eine gute Zeit, sowohl die Erwachsenen und die Kinder, die fleißig Kamelle am Straßenrand aufsammeln, als auch die bunten, tanzenden Jecken, die sie werfen. Einer von ihnen ist übrigens Oberbürgermeister Uwe Richrath. Er verteilt großzügig Süßigkeiten vom Wagen der Neschener Jecken.