Leverkusener AfD-Kandidat Andreas Keith„Mit Nationalismus hab ich nichts zu tun“
- Die sechs aussichtsreichsten Leverkusener Kandidatinnen und Kandidaten für die Landtagswahl am 15. Mai werden von der Redaktion porträtiert.
- Teil 1: Andreas Keith, AfD
Leverkusen – Andreas Keith ist relativ entspannt an diesem Morgen. Gerade hat er noch einmal mit der Parteizentrale in Düsseldorf telefoniert, schließlich koordiniert er einmal mehr landesweit den Wahlkampf der Alternative für Deutschland (AfD). Jetzt ist das Handy aber abgestellt, der AfD-Landtagsabgeordnete und -Ratsherr in Leverkusen kann sich für zwei Stunden ganz auf seinen Wahlkampf in Opladens Fußgängerzone konzentrieren.
Beruf: Landtagsabgeordneter, gibt Keith in seiner erneuten Bewerbung für den Landtag an. Politprofi also. Er sitzt in zahlreichen Ausschüssen, ist parlamentarischer Geschäftsführer seiner Fraktion. Dass er Abgeordneter bleiben wird, kann mit seinem dritten Platz auf der Landesliste als sicher gelten – sonst wäre die AfD an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert.
Kein Bürojob vorstellbar
Seit 2017 sitzt Keith bereits im Parlament in Düsseldorf, seinerzeit kandidierte er „aushilfsweise“ in Remscheid, da dort ein Kandidat fehlte und er familiäre Beziehungen dorthin hat. Jetzt kandidiert er zu Hause in Leverkusen. Hier sitzt er seit zwei Jahren auch im Stadtrat. Seit 27 Jahren lebt er hier, nun in Quettingen. In Bad Dürkheim als Sohn einer Obst- und Weinbauernfamilie geboren, hat er Forstwirt gelernt und sich nie einen Bürojob vorstellen können. Dann lernte er seine Frau kennen und kam nach Leverkusen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Politisch sei er schon sehr früh geprägt worden, erinnert sich Keith. Zunächst in der bekennend konservativen Familie mit einigen aktiven CDU-Mitgliedern. Als Jugendlicher trat er der Jungen Union bei und brachte nach eigener Erzählung ordentlich Schwung in die Bude. Er habe die Mitgliederzahl enorm gesteigert, betont er, und saß bald im Kreisvorstand von Ludwigshafen – im Kreisverband Helmut Kohls. Doch mit dem Parteichef geriet Keith aneinander. Denn über die evangelische Kirche war er inzwischen in der Friedensbewegung aktiv, demonstrierte vor der US-Luftwaffenbasis Rammstein und gegen die Chemiewaffen-Stationierung in Fischbach. Und war „ein großer BAP-Fan“ seinerzeit.
Auf einer CDU-Versammlung in Schifferstadt habe er CDU-Chef Kohl dann vor rund 1000 Teilnehmern unangenehme Fragen zur Aufrüstung gestellt und nachgehakt, als der auswich – und sei prompt in der Partei unter Druck gesetzt worden, sich künftig gefälligst etwas zurückzuhalten, erzählt er. Womit die CDU für ihn erledigt war.
Fan von Lucke
Zurück in die Politik fand er über den Hamburger Wirtschaftsprofessor Bernd Lucke, dessen europa-kritische Thesen ihn begeisterten. „Der Mann sprach Klartext.“ Man traf sich persönlich, redete stundenlang. 2013 war Keith dann mit Lucke eines der Gründungsmitglieder der AfD, die er nicht als rechts ansieht. Er selbst stehe für christliche und konservative Werte, sagt er: „Deutschland ist ein super Land, das ich liebe und das es zu bewahren gilt. Aber mit Nationalismus habe ich überhaupt nichts zu tun.“
Da liegt er politisch über Kreuz mit Alexander Gauland und Björn Höcke. Keith kann auch klare Kante, nennt Adolf Hitler einen „völlig Geisteskranken“ und Wladimir Putin einen „feigen Mörder“. Zwar scheut auch er sich im Wahlkampf nicht vor Provokationen, stellt diskret noch „Guerilla-Aktionen“ in den sozialen Medien kurz vor der Wahl in Aussicht, will aber nach eigener Aussage trotz allem sachbetont und nicht populistisch agieren.
Die Lage der AfD habe sich ein gutes Stück weit normalisiert, – obgleich er das Gefühl hat, die Partei werde immer noch stigmatisiert und viele Sympathisanten seien ängstlich, sich zu ihr zu bekennen. Er halte Radikale in seiner Partei für eine Minderheit, „so etwas hat es in den frühen Jahren der Grünen auch dort gegeben“. Nur dass es im Fall der AfD zur Beobachtung durch den Verfassungsschutz geführt habe, so Keith. Er selbst erlebe im Wahlkampf keine persönlichen Anfeindungen und Pöbeleien, „wir kommen auch ohne Polizeischutz gut klar“.
Dennoch sei dieser Wahlkampf ein anderer, weil kaum noch landespolitische Themen eine Rolle spielten. „Es geht um Angst vor dem Krieg und seinen Folgen, vor allem die Inflation. Die Leute fürchten, ihre Wohnung, ihre alltäglichen Einkäufe nicht mehr zahlen zu können.“ Seine persönlichen Themen kämen da kaum noch rüber. Er zählt auf: eine „Umweltpolitik mit Augenmaß“, eine Revitalisierung der Innenstädte und der Kampf gegen Glücksspielangebote: „Wir haben in Leverkusen schon 23 Wettbüros und Anträge für acht weitere. Und die Landesregierung hat beim neuen Staatsvertrag alles verschlimmert – während Rüdiger Scholz sich um die Abstimmung gedrückt und Leverkusen verraten hat.“