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Leverkusener AutorinMaren Gottschalks Buch über die Mutter der Kuscheltiere

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Die Leverkusener Autorin Maren Gottschalk zeigt ihr neues Buch, die Romanbiografie über Margarete Steiff, und zwei Mitbringsel von ihrem Recherchebesuch im Werk.

  1. Die Leverkusener Autorin Maren Gottschalk veröffentlicht ein neues Buch.
  2. Nach ihrer Romanbiografie über Künstlerin Frida Kahlo erzählt sie nun die Geschichte von Margarete Steiff (1847-1909).
  3. Die Unternehmerin gründete ihr weltberühmtes Werk für die Produktion von Kuscheltieren.

Leverkusen Frau Gottschalk, nach Ihrer Romanbiografie über Frida Kahlo erscheint nun ein Buch über Margarete Steiff, die Gründerin der weltberühmten Steiff-Fabrik für Stofftiere. Wie kam es dazu?

Das war die Idee der Cheflektorin meines Verlages. Sie schlug mir das Thema vor – und ich fand es gleich sehr, sehr spannend. Es ist ein schöner Kontrast zu dem Frida-Kahlo–Buch, das ich zuletzt geschrieben hatte: Ich bin jetzt vom Glamour-Girl zur schwäbischen Unternehmerin gewechselt. Und als Mensch finde ich Margarete Steiff ohnehin wahnsinnig interessant – weil sie zielstrebig war und ihren Weg gegangen ist. Trotz Kinderlähmung. Sie wollte immer dabei sein.

Und hat eine Weltkarriere hingelegt – aus der Provinz heraus.

Eben. Dafür muss man eine starke Persönlichkeit sein. Wenn man so will, war sie mit ihrer Art, ihrer Beharrlichkeit und ihrem Erfolg auch ein absolutes Role-Model für eine erfolgreiche Frau – auch wenn sie das selbst gar nicht so gesehen hat.

Frida Kahlo – oder Sophie Scholl, über die Sie zuvor geschrieben haben – sind derart berühmt, dass es wohl einen unüberschaubaren Berg an Material zur Recherche gibt. Wie herausfordernd war das bei Margarete Steiff?

Sehr herausfordernd. Die Glanzpunkte sprangen mir bei Frida Kahlo ja geradezu entgegen. Bei Margarete Steiff musste ich sie erst suchen. Es gibt den Film über ihr Leben. Zudem eine Beschreibung über ihr Leben, die von ihr selber stammt. Die ist aber sehr nüchtern. Sie hat sie für ihre Neffen und Nichten aufgeschrieben – und auch nur, bis die alt genug waren, Margarete Steiff selber richtig zu erleben. Ich habe letztlich zweierlei getan. Ich bin erstens sehr nah an der Firmengeschichte vorgegangen. Zu ihrer Familie hatte ich keinen Kontakt. Aber ich war im Steiff-Werk und habe mich zudem eine Woche in Giengen einquartiert, wo sie ja gelebt hat. Dort bin ich auf ihren Spuren gewandelt. Zudem war ich an den Orten gerade im Süden Deutschlands, zu denen sie gereist ist. Und sie ist ja sehr gerne gereist. Trotz des Rollstuhls! Sie hat immer gesagt: „Der Mensch macht am gernsten, wozu er am wenigsten geeignet ist.“ Und hat versucht, diese engen Grenzen zu durchbrechen! Man kann an ihr sehr gut nachvollziehen, wie sich ein Mensch Stück für Stück von derlei Einschränkungen befreit.

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Zielstrebig, geschäftstüchtig, lebensfroh: die Unternehmerin Margarete Steiff.

Aber für eine Romanbiografie, die Fakten mit eigenen Interpretationen von Momenten und Geschehnissen verknüpft, muss man ja schon wissen, wie ein Mensch getickt hat. Man braucht einen emotionalen Zugang. Wie haben sie das hinbekommen?

Auch das war eine Herausforderung. Hier ging es dann um Plausibilität. Ein Beispiel: Es gibt keinen Hinweis darauf, ob es in Margarete Steiffs Leben eine Liebesgeschichte gab. Die habe ich jetzt aber hinzugefügt. Oder besser: eine romantische Freundschaft mit einem Unternehmer aus Hamburg. Denn sie war ja eine fröhliche, kluge Frau. Das weiß man. Warum also soll sich da niemand in sie verliebt haben? Das ist: plausibel: Und das habe ich mir somit herausgenommen. Es wäre hingegen unplausibel gewesen, wenn ich die beiden nachts zusammen ins Bett gesteckt hätte. Und dann waren da diese, sagen wir, Schlüsselszenen.

Was meinen Sie damit?

Ich hatte anhand der erwähnten Lebensbeschreibung ein paar Szenen ihres Lebens vor Augen, die für sie wichtig gewesen sein müssen. Und diesen Schlüsselmomenten musste ich nachspüren – und daraus dann meine Schlüsse ziehen. Das erste Stofftier, das sie nähte, das Elefäntle, beispielsweise, war ja eigentlich als Nadelkissen gedacht. Wie kam sie dann darauf, es als Spielzeug anzusehen? Ich dachte: Weil es wahrscheinlich ein Kind in die Hand genommen und damit gespielt hat. Das ist schlüssig. Also schrieb ich das so. Anhand genau dieser Momente konnte ich ihr Leben rekonstruieren.

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Wie stehen Sie eigentlich persönlich zu Stofftieren?

Stofftiere waren für mich immer wichtiger als Puppen. Mit Puppen spielte man ja nicht auf Augenhöhe. Da war man immer die Puppenmama. Aber bei Stofftieren ist das anders. Auf sie projiziert man viele Empfindungen. Und: Die nimmt man mit ins Bett, weil sie aus einem weichen Material sind. Denen ist man näher. Ich selbst habe bei meinem Besuch im Steiff-Werk mehrere kleine Stofftiere gekauft – alle in der Familie haben jeweils eines bekommen. Das war nicht ganz billig, aber musste natürlich sein. Ich konnte ja nicht dort sein und mit leeren Taschen zurückkehren. Früher hatte ich übrigens selbst ein Zebra von Steiff, dem ich immer den Steiff-Knopf aus dem Ohr operieren wollte – was ich nicht geschafft habe. Das hat ja niemand geschafft. Das war ja genau der Sinn der Sache und so gedacht.

Haben Sie das Zebra noch?

Ich habe es bislang nicht wiedergefunden. Es muss irgendwo im Keller bei den alten Spielsachen meiner Kinder liegen, denen ich es weitergegeben habe. Ich suche demnächst nochmal intensiver.

Sie haben ein Stofftier weitergegeben?

Ja, das Zebra. Wichtiger war aber mein Teddy von einer anderen Marke. Den habe ich nicht weggegeben. Den habe ich sogar noch als Studentin bei meinen Umzügen mitgenommen. Aber: Ihn habe ich leider im Urlaub in Spanien verloren.

Wie bitte?

Ja. Ich hatte ihn bei der Weiterreise in einer Pension vergessen. Zwar bin ich am Tag danach eigens dafür nochmal zurückgefahren. Aber gefunden habe ich nur mein Nachthemd, das sich ebenfalls vergessen hatte. Meinen Teddy hatte die Hausbesitzerin entsorgt, weil er eine kaputte Naht und ein kaputtes Ohr hatte, das ich immer reparieren wollte – aber leider nie repariert hatte. Ich habe einen Tag lang nur geweint.

Maren Gottschalk (60) ist gebürtige Leverkusenerin, studierte Historikerin und Politikwissenschaftlerin – und eine renommiere Autorin. Bekannt wurde sie vor allem durch ihre Biografien. Unter anderem schrieb sie bereits über Frida Kahlo, Sophie Scholl, Astrid Lindgren und Nelson Mandela.

„Fräulein Steiff“ von Maren Gottschalk ist im Goldmann-Verlag erschienen und überall im Handel erhältlich (416 Seiten, 24 Euro).

Am Donnerstag, 11. August, liest sie um 19.30 Uhr im Spiegelsaal des Museums Morsbroich aus ihrem neuen Buch und wird dabei musikalisch begleitet von Stefan Seehausen. Die Lesung findet statt im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Museum Litterale“. Eintrittskarten zum Preis von 22 Euro (inklusive Imbiss) sind erhältlich unter Tel. 0214/56481 (Buchhandlung Gottschalk, Mülheimer Straße 8, 51375 Leverkusen).

www.maren-gottschalk.de

www.goldmann-verlag.de