Die Leverkusener Autorin Maren Gottschalk hat bereits Biografien über Sophie Scholl, Astrid Lindgren und Andy Warhol geschrieben.
Auch über Frida Kahlo hat sie bereits ein Buch veröffentlicht.
Im Interview erzählt die Autorin, warum sie nun ein zweites Mal über die Künstlerin geschrieben hat.
Leverkusen – Frau Gottschalk, Biografien sind Ihr Ding. Unter anderem über Sophie Scholl, Astrid Lindgren, Andy Warhol haben Sie schon geschrieben. Und Frida Kahlo ist jetzt gar schon zum zweiten Mal dran. Wie kommt das?
Die Idee kam diesmal von meinem Agenten, der mich fragte, wie es denn nach meiner bereits existierenden Biografie über sie mit einer Romanbiografie über Frida Kahlo aussehen würde. Ich bat mir Bedenkzeit aus. Aber: Ich hatte gerade aufgelegt, da schossen in mir sofort all diese Bilder hoch! Und ich wusste: Das mache ich! Wissen Sie: Ich kenne mich mit Biografien zwar aus. Aber ich hatte zuvor eben noch nie eine Romanbiografie geschrieben. Das war eine Herausforderung. Und ich kann nun sagen: Es ist eine literarische Form, die mir total gut gefällt. Vor allem in Bezug auf Frida Kahlo.
Weil ihre Person, ihr Leben so viele Ebenen hat. Eine immense Fallhöhe: Der Unfall in jungen Jahren, ihre Leiden, ihre Krankheit, die Liebe, die Affären, die Kunst, die Orte von Paris über New York bis nach Mexiko, an denen sie war. Da kam so viel zusammen. Kurzum: Das war eine wirklich beglückende Arbeit für mich als Autorin.
Eine, bei der sie sich erstmals der Fiktion anstelle reiner Fakten widmen mussten.
Genau. Wobei ich schon versucht habe, so nah wie möglich an den Fakten zu bleiben. Aber der Unterschied: Ich musste noch einmal ganz anders recherchieren als ich das bislang immer getan hatte. Während ich in einer normalen Biografie beispielsweise nur schreiben muss: „In New York ging sie sehr gerne tanzen“ muss ich in einer Romanbiografie die Fragen beantworten: Wo ging sie hin? Wie sah es dort aus? Was trug sie dabei? Was trank sie dort? Was tranken die anderen um sie herum? Wie war die Atmosphäre in dem Club? Wie hat dieser Club, das Haus ausgesehen? Da hat manchmal sogar Google Earth geholfen. Diese völlig andere Recherche hat unheimlich viel Spaß gemacht.
Online-Lesung von „Frida“
Die Romanbiografie „Frida“ von Maren Gottschalk ist im Buchhandel erhältlich (Verlag Goldmann, 22 Euro). Am Donnerstag, 10. September, um 19.30 Uhr findet eine Online-Lesung anlässlich der Buch-Veröffentlichung auf der Internet-Videoplattform Youtube statt. Alle Informationen dazu gibt es auf der Homepage der Autorin.
Maren Gottschalk veröffentlicht zudem am 17. September ein weiteres Buch: Es handelt sich um eine Biografie über Sophie Scholl, die während des Dritten Reiches als Gründerin der Widerstandsorganisation Weiße Rose gegen Nazis kämpfte und deswegen ermordet wurde.
Der Titel lautet: „Sophie Scholl – Wie schwer ein Menschenleben wiegt“. Sophie Scholl wäre im kommenden Jahr 100 Jahre alt geworden. (frw)
Wie schwer ist es, sich in eine Figur zu versetzen, die real existierte, die Sie aber nicht persönlich gekannt haben?
Ich sage mal so: Bei Frida Kahlo ging das. Denn ich kenne aufgrund der Arbeit an der früheren Biografie, die ich über sie geschrieben habe, ihren Tonfall. Ich habe dafür seinerzeit viele ihrer Briefe gelesen. Und wenn man ihren Tonfall kennt – der ist sehr stark und ausgeprägt -, dann kennt man auch Frida Kahlo ganz gut. Dann funktioniert das.
Frida Kahlo war ja immer schon eine starke, eine wichtige Person. Aber ich habe den Eindruck, dass sie gerade in der heutigen Zeit noch mal besonders interessant für die Menschen wird – weil neben Themen wie Rassismus und Umweltschutz eben auch die Unterdrückung und damit einhergehend die Forderung nach Gleichberechtigung von Frauen glücklicherweise wieder wichtiger geworden sind.
Ja. Das sehe ich auch so. Frida Kahlo ist zwar schon sehr lange Kult und bleibt das sicherlich auch. Schon in den 80er Jahren war das ja so. Nur dass sie damals von der feministischen Bewegung sehr stark als Opfer gesehen wurde – was ich gar nicht so sehe. Ich sehe sie – wie viele heute – als eine starke Person, die sich genommen hat, was sie wollte: „Ich möchte malen. Ich möchte genau so leben. Ich möchte genau diese Beziehung haben.“ Sie hat sich ihrem eigenen, schwierigen Leben gestellt und diesbezüglich ja auch viele Anspielungen in ihren Bildern verarbeitet. Und das ist etwas, was heutzutage vielleicht auch noch mal besonders angesagt ist.
Was war rückblickend eigentlich das schönste Erlebnis bei der Arbeit an diesem Buch?
Ich habe bei Ford nachgefragt, ob sie noch Innenaufnahmen von Autos aus den 30er Jahren hätten, da Frida Kahlo damals mehrfach in einem solchen Wagen gefahren ist. Die Antwort von Ford: Ja, sie hätten sogar noch original Autos aus dieser Zeit. Und ich solle doch vorbeikommen. Wenn das Wetter gut sei, dann könnten wir gerne eine Runde darin drehen. Also bin ich hingefahren, habe eine Runde gedreht – und muss sagen: Es war großartig! Es hat unfassbar gewackelt. Seitdem weiß ich dann auch, dass die Leute damals wirklich immer stark gegensteuern musste. In alten Filmen sieht das ja immer so extrem aus. Aber tatsächlich: Das kleinste Steinchen hatte da schon Wirkung auf die Lenkung. Fazit: Das war die schönste Recherche meines Lebens.