Leverkusener BäckerBei Willeke gelingt die Integration per Brotkarte
Leverkusen – Es gibt Worte, die lernt man nicht im Sprachkurs. „Haben Sie schon unsere Brotkarte?“, fragt Abdul Rahman Tofiq routiniert, während der eine Tüte über die Theke reicht. Der Kunde braucht eine neue Karte und bekommt diese inklusive Stempel und freundlichem Lächeln umgehend überreicht.
Mit Visum aus dem Irak
Tofiq ist vor zweieinhalb Jahren aus dem Irak nach Deutschland gekommen, auf offiziellem Weg mit Visum, das er zur Begleitung seines kranken jüngeren Bruders bekommen hat. Im Deutschkurs hat er gesagt, dass er gerne eine Ausbildung machen möchte, da empfahl im ein Mitschüler die Bäckerei Willeke. Inhaber Stefan Willeke war erfreut, als der nette junge Mann plötzlich vor der Theke stand und bot ihm einen Tag zum Probearbeiten an. Seitdem ist der 24-Jährige geblieben und macht jetzt eine Ausbildung zum Bäckereifachverkäufer.
Gute Erfahrungen
„Bei der Auswahl von Personal oder Auszubildenden mache ich es nicht daran fest, wo derjenige herkommt, sondern ob er als Mensch zu uns passt“, sagt Willeke, der schon lange gute Erfahrung mit Zugewanderten macht. Ein Fahrer kam vor vielen Jahren aus dem Kosovo, in der Backstube ist ein syrischer Familienvater beschäftigt und neben Tofiq hat gerade auch ein zweiter junger Mann aus dem Irak seine Ausbildung bei ihm begonnen. „Ich habe Herrn Tofiq im Flüchtlingsheim in Lützenkirchen kennengelernt und er hat mir davon erzählt“, sagt Goran Shoky. Der Kundenkontakt macht ihm Spaß, auch wenn es manchmal noch zu Verständigungsproblemen kommt. „Natürlich ist die Sprache ein wichtiger Bestandteil der Arbeit“, sagt Willeke. Dafür besuchen die beiden jungen Männern im Rahmen ihrer Ausbildung aber auch weiter die Schule. „Und da haben auch alle Verständnis dafür, stellen sie sich mal vor, sie müssten nach zwei Jahren im Irak sprachlich zurecht kommen.“
Positive Rückmeldung
Von den Kunden bekommt Willeke auch nur positive Rückmeldung auf seine irakischen Verkäufer. „Sie sind beide sehr höflich, nett und motiviert.“ Mittlerweile wohnen auch beide nicht mehr im Flüchtlingsheim, sondern in Privatwohnungen. Um all das zu erreichen, hilft Ausbilder Willeke auch schon mal bei Behördengängen und Formalien.
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Gute und motivierte Auszubildende für den Frühaufsteherberuf zu finden, ist nicht einfach, sagt Willeke. Er kann Arbeitgebern guten Gewissens empfehlen, auch Geflüchteten eine Chance zu geben. Deswegen hat er in der vergangenen Woche an einem großen Workshop zur Ausbildungs- und Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten teilgenommen. Und hat Goran Shoky als gutes Beispiel für gelungene Integration mitgenommen.