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„Leverkusener Engel“Wie der Pfadfinder-Stamm „Woodstock“ Einkaufshilfe leistete

Lesezeit 4 Minuten

Pfadfinder Simon Frädrich beim Weihnachtsbaumverkauf seines Stammes „Woodstock“ an Sankt Franziskus. In der Corona-Pandemie leisteten die Pfadfinder Einkaufshilfe.

Leverkusen – „Allzeit bereit“, das ist das Motto der Pfadfinder. Als zu Beginn der Coronakrise die Frage nach Einkaufshilfen aufkam, war Simon Frädrich sofort klar: Das ist ein Fall für den Stamm „Woodstock“ in Steinbüchel. Rund 20 Haushalte belieferten die Pfadfinder in der Anfangszeit im März und April mit Lebensmitteln, einige davon regelmäßig einmal pro Woche. Manchmal ist dabei ein bisschen mehr Assistenz nötig, als der reine Einkauf. „Bei einem Ehepaar in Quarantäne musste der Mann wohl zum ersten Mal in seinem Leben einen Einkaufszettel schreiben“, erinnert sich der Stammesvorstand.

Die Serie

Kennen auch Sie einen Leverkusener, Leichlinger oder Burscheider Engel? Das muss niemand sein, der sich in einer Organisation ehrenamtlich engagiert. Sondern auch ein Nachbar, der mit seiner Hilfe ein Lächeln auf die Lippen zaubert, ist ein Engel. Oder eine Verkäuferin, die auch mal Sachen nach Hause bringt.

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ksta-leverkusen@dumont.de

Hilfsbereitschaft lernen - und Spaß dabei haben

Es war das erste Mal, dass die Pfadfinder einen Haushalt beliefern sollten, in dem es tatsächlich einen Coronafall gab – und der Mann war ein wenig überfordert mit der Situation. „Ich habe ihn dann ein bisschen durch die Tage geleitet und so haben wir rausgefunden, was sie für eine Woche brauchen“, erklärt Frädrich. Im Sommer seien sie auch mal mit einer ganzen Pfadfindergruppe auf Rollerblades und Rollern zum Einkaufen gefahren und haben das Besorgte dann gemeinsam ausgeliefert. So wird nicht nur denen geholfen, die Unterstützung brauchen, auch die Kinder lernen, was Hilfsbereitschaft bedeutet. Und haben Spaß daran. Darum geht es schließlich auch beim Pfadfinderdasein. Und um die Gemeinsamkeit.

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Digitale Gruppentreffen in der Coronazeit

Das gestaltet sich aktuell allerdings schwierig: Die Gruppentreffen dürfen nicht stattfinden. „Tatsächlich bin ich darüber gerade froh“, sagt Frädrich, der regelmäßig mit den Familien telefoniert. „Dabei hat sich rausgestellt, dass es doch bei einigen jetzt Coronafälle gab.“ Dass die nicht in die Gruppe getragen wurden, ist die gute Seite des Shutdown. Die traurige: Es wird schwerer, den Kontakt zu rund 50 Mitgliedern es Stammes zu halten. „Wir machen Videoschalten wo wir uns unterhalten oder mal ein gemeinsames Onlinespiel spielen und haben eine Geschichte als Hörbuch eingesprochen.“ Alles, um den Kontakt nicht zu verlieren. „Es ist keine schöne Zeit gerade, aber die Maßnahmen sind gerechtfertigt“, sagt der Stammesvorstand.

Zu den Pfadfindern

Der Pfadfinderstamm Woodstock der deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg gehört zum katholischen Seelsorgebereich Leverkusen Südost. Das Anliegen des Kinder- und Jugendverband ist es, Orte und Möglichkeiten zu schaffen, in denen sich Kinder und Jugendliche ausprobieren können. Der Stamm Woodstock hat dafür ein eigenes Institutionelles Schutzkonzept erarbeitet, in dem die Maßnahmen, Vorgehensweisen und Ansprechpersonen des Stammes im Bereich Prävention sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche festgehalten sind.

Die Gruppen teilen sich in vier Altersklassen von sechs bis 18 Jahren. Die Leiterrunde besteht aus zehn erfahrene Pfadfinderinnen und Pfadfindern im Alter von 18 bis 51 Jahren. Wer mitmachen oder die Pfadfinder unterstützen möchte, findet alle Kontakte im Internet.

www.stamm-woodstock.de

Der Weihnachtsbaumverkauf des Stammes läuft

Eine gemeinsame Aktion können die Pfadfinder in diesem Jahr dennoch leisten: Den großen Weihnachtsbaumverkauf, dessen Einnahmen auch die Pfadfinder-Kasse wieder ein wenig auffüllen soll. Damit irgendwann, wenn die Welt sich wieder normal dreht, auch wieder gemeinsame Aktionen möglich sind.

Auch der Einkaufsdienst geht weiter, auch wenn gerade kaum Menschen um Hilfe bitten – obwohl mehrere hundert Leverkusener in Quarantäne sind. Offenbar hat sich nach dem Schock der ersten Welle der Corona-Alltag für viele eingespielt, Netzwerke sind entstanden, in denen sich Freunde und Nachbarn selbstverständlich gegenseitig helfen. „Das ist ja auch ein schönes Zeichen, dass im Notfall niemand ganz alleine ist“, sagt Frädrich. Dennoch sind die Pfadfinder allzeit bereit.