Leverkusener FamilienbetriebSchuhmacher Krahn führt Geschäft in vierter Generation

Drei Generationen Schuhmacher: Louis, Jürgen und René (von links) Krahn stehen in ihrem Laden am Friedrich-Ebert-Platz. Seit elf Jahren haben sie das Geschäft, zuvor waren sie unter anderem im Bayer-Kaufhaus.
Copyright: Ralf Krieger
- Familie Krahn hat ihr Schuh- und Schlüsselgeschäft seit vier Generationen.
- Doch wie lange sich das Schuhmacher-Handwerk hält, wissen sie nicht.
- Der 20-jährige Louis arbeitet seit seiner Gesellenprüfung im Sommer 2018 im Betrieb – er war einer von drei Azubis bei der Gesellenprüfung in ganz NRW
Leverkusen – Hunderte Schlüssel hängen an der Wand des kleinen Lädchens. Maschinen, Werkzeuge, Schuhe stehen auf den Arbeitsplatten und in den Schränken – auf 15 Quadratmetern hat Schuh- und Schlüsselmacher René Krahn alles untergebracht. Fotos in einer Collage zeigen ihn mit Reiner Calmund und Rudi Völler. Krahns eigener Kosmos.
Wie ein Wappen thronen über allem die gerahmten Meisterbriefe. Embleme des ehrlichen Handwerks – bei den Krahns in Wiesdorf nun in der vierten Generation: Sohn Louis tritt in die Fußstapfen seines Vaters. Ob es das Handwerk auch künftig so noch geben wird, ist jedoch ungewiss.
Weitere Dienstleistungen angeboten
„Es hat sich schon einiges an dem Handwerk getan“, sagt der 50-jährige René Krahn. „Nur mit Schuhreparaturen könnten wir den Laden nicht erhalten.“ Deswegen bieten die Krahns, die seit elf Jahren in der Nähe des Friedrich-Ebert-Platzes sind, etwa auch Schlüsselanfertigungen und Türöffnungen an. „Wir können aber auf unsere Stammkunden zählen, das ist sehr wichtig“, erklärt Krahn. Die Qualität, die Nähe das schätzen die Kunden. „Manche Familien kommen seit Generationen zu uns“, sagt Krahn mit Stolz in der Stimme.

Die Meisterbriefe thronen wie Wappen über der Wand mit Schlüsseln.
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Ein ganz besonderer Stammkunde, so erzählt er, komme aus Australien: „Er arbeitet bei Bayer und ist beruflich häufig dort.“ Einen guten Schuhmacher finde er dort aber nicht. „Deswegen bringt er meistens gleich einen Koffer mit Schuhen vorbei.“
Seit seiner Gesellenprüfung im vergangenen Sommer ist nun auch der 20-jährige Louis Teil des Familienbetriebs. „Ich war als Kind schon so oft im Laden“, sagt er, „da war für mich schnell klar, dass auch ich hier anfange“. Denn er wolle auch die Ehre des Handwerks und die Familientradition fortführen, sagt er. Louis ist jedoch ein Ausnahmefall: Bei der Gesellenprüfung war er einer von drei jungen Menschen, die das Schusterhandwerk erlernen – im gesamten Bundesland Nordrhein-Westfalen.
Sorge um Zukunft des Handwerks
Für Jürgen Krahn eine schwierige Entwicklung. Der 72-jährige Senior des Familienbetriebs hatte seinen Laden noch in Monheim. Sohn René lernte klassisch bei ihm, bevor die Familie mit ihrem Laden zunächst ins Bayer-Kaufhaus und dann an den Friedrich-Ebert-Platz zog. Er hat die Entwicklung des Schusterhandwerks 49 Jahre lang beobachtet. Die Abschaffung der Meisterpflicht 2004 unter dem damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder habe dem Handwerk geschadet.
„Nicht nur die Qualität hat abgenommen, sondern auch die Zahl der Ausbilder wird kleiner“, sagt Jürgen Krahn. Heute könne sich jeder Handwerker nennen, selbst ohne Gesellenbrief. Ausgebildete Handwerker könnten damit nur schwer mithalten, da beispielsweise der Meisterbrief rund 20000 Euro koste.
Abhängig von der Mode
Er befürchtet, dass viele Handwerksberufe komplett verschwinden könnten. Für Krahn Senior ist der Beruf jedoch klar mit der Identität verknüpft. 1974 kam er als ausgekaufter politischer Häftling in die BRD. Dann gründete er mit seinem Vater Willi die erste Schuhmacherei in der Hand der Familie.

Nur mit Schuhreparaturen könnten die Krahns ihren Laden nicht halten, deswegen bieten sie unter anderem Schlüssel an.
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Damit Betriebe wie das Lädchen der Krahns nicht aussterben, müsse sich auch etwas in der Gesellschaft ändern: „Wir sind sehr von der Mode abhängig“, sagt René Krahn. „Aktuell sind Sneaker in, die bringt jedoch kaum jemand zur Reparatur.“ Auch Turnschuhe könnten die Schuhmacher problemlos reparieren. Es solle wieder mehr Akzeptanz und Wertschätzung für das Handwerk geben, wünscht sich auch Jürgen Krahn.
Wertschätzung wird er besonders im kommenden Jahr erfahren. Zum Jubiläum seiner 50 Jahre als Schuhmachermeister erhält Jürgen Krahn den Goldenen Meisterbrief. Er wird seinen Platz in dem Lädchen finden. Als Emblem des ehrlichen Handwerks.