Neue Leitung an Schlebuscher Schule„Präsenzunterricht ist durch nichts zu ersetzen“
- Das neue Leitungsteam am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium übernimmt in stürmischen Zeiten.
- Distanzunterricht sei zwar nicht optimal, seit dem vergangenen Frühjahr sei aber schon viel passiert, sagen die Schulleiter.
- Wie sie die Schule durch die Krise führen wollen und was sie für die Zukunft planen, erzählen Sie im Interview.
Leverkusen – Herr Röhrig, Herr Klisch, sie übernehmen die Schulleitung in stürmischen Zeiten. Kann man da überhaupt Ziele über Corona hinaus haben?
Röhrig: Im Augenblick sind wir natürlich im Krisenmodus und müssen schauen, dass wir durch den Winter kommen. Aber wir denken schon auch perspektivisch. Wir haben das besondere Profil der Bühnenkunst: Theater, Kunst und Musik. Das wollen wir weiter ausbauen und schärfen, es soll sich auch mehr im Unterricht niederschlagen. Eine zweite Besonderheit ist das Sprachenangebot, wir sind das einzige Gymnasium in Leverkusen, an dem man in der siebten Klassen drei Sprachen wählen kann: Latein, Französisch und Spanisch. Das wollen wir weiter ausschärfen mit unseren internationalen Partnerschulen. Wir bemühen uns auch um das Label MINT-freundliche Schule für den naturwissenschaftlichen Bereich, weil wir auch in diesem Bereich breit aufgestellt sind.
Klisch: Natürlich leiden wir darunter, dass gewisse Profile gerade nicht so ausgelebt werden können, wie zum Beispiel Europaschule, das pausiert im Moment. Umso mehr denken wir aber, dass wenn diese Krise vorbei ist, das Bedürfnis viel größer sein wird, europäische Kontakte zu pflegen und ins Ausland zu gehen und dass alles umso mehr aufblüht, wie auch die Bühnenkunst – vor allem, wenn die neue Aula fertig ist.
Zur Person
Andreas Röhrig ist 2007 ans Freiherr vom Stein Gymnasium in Schlebusch gewechselt. Er war ab 2010 Oberstufenkoordinator und 2016/17 sowie 2020 kommissarischer Stellvertretender Schulleiter. Seit Anfang des Jahres ist der Lehrer für Deutsch und Geschichte der neue Schulleiter.
Stellvertreter Jürgen Klisch ist 2017 als stellvertretender Schulleiter zum Freiherr vom Stein gekommen und war nach dem Weggang von Bernd Ruddat im Sommer kommissarischer Schulleiter. Beide verstehen sich als Leitungsteam.
Wie ist der Stand bei der Sanierung der Aula?
Röhrig: Die Handwerker sind schon da. Ende vergangenen Jahres wurde die Technik abgebaut, in den kommenden Tagen sollen Gerüste aufgebaut werden. In einem Jahr soll alles fertig sein. Und es gibt auch noch ein zweites spannendes Projekt.
Nämlich?
Röhrig: Es ist schon sehr konkret geplant, dass wir ein neues Erprobungsstufenzentrum bekommen. Ein eigenes, hochmodernes Gebäude für die Klassen fünf und sechs , als Ersatz für die Behelfsbauten. Der Baubeginn soll 2022 oder 2023 sein. Wir werden an der Stelle auch pädagogisch konzeptionell arbeiten, das neue Gebäude wird ganz neue Möglichkeiten bieten.
Klisch: Das Ziel ist es, dass das Gebäude 2025 zur Verfügung steht, weil wir dann durch die Rückkehr zu G9 wieder einen Jahrgang mehr an der Schule haben. Dann brauchen wir mehr Platz. Die Container nähern sich der 20-Jahr-Marke und müssen ohnehin in absehbarer Zeit ersetzt werden.
Seit der ehemalige Schulleiter Bernd Ruddat im Sommer die Schule verlassen hat, leiten Sie den Betrieb. Wie sind Sie bislang durch die Pandemie gekommen?
Röhrig: Wir sind von den Sommer- bis zu den Weihnachtsferien mehr oder weniger problemlos durchgekommen, bei uns ist kein Unterricht ausgefallen. Wir haben nur einmal eine Klasse für einen Tag nach Hause geschickt. Wir konnten im Herbst sogar Klassen- und Studienfahrten durchführen, auch ohne Probleme. Wir sind sehr froh und dankbar, dass der Unterricht so lange stattfinden konnte. Am 15. Dezember begannen wir mit dem Distanzunterricht und setzen den jetzt bruchlos fort.
Mit welcher Plattform arbeiten Sie?
Röhrig: Aktuell mit Sdui, wir bereiten aber gerade den Übergang zu Microsoft Teams vor. Teilweise arbeiten die Kollegen schon damit. Wir haben ein Medienteam, das sich in den letzten Monaten intensiv damit beschäftigt hat und sind zu dem Schluss gekommen, dass Teams perspektivisch die besseren Möglichkeiten bietet. Wir erhoffen uns auch, dass die Technik da stabiler funktioniert, am ersten Tag nach den Weihnachtsferien hatten wir wie viele andere Schulen auch Probleme mit der Verbindung zu unserer Plattform. Vor allem bietet Teams bessere Möglichkeiten, Videokonferenzen durchzuführen und ebenfalls eine sehr viel differenziertere Dateiablagefunktion.
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Wie stehen Sie grundsätzlich zum Distanzunterricht?
Röhrig: Distanzunterricht kann noch so gut organisiert sein, der Präsenzunterricht ist durch nichts zu ersetzen. Die soziale Interaktion fehlt, das kann man durch Videokonferenz aufzufangen versuchen, aber es ist nicht zu ersetzen. Aber es ist jetzt so, wie es ist, und für eine überschaubare, begrenzte Zeit kann Distanzunterricht den Unterricht sicherstellen.
Klisch: Gleichwohl ist Distanzunterricht im Januar 2021 nicht mehr mit März 2020 zu vergleichen. Das Kollegium hat sehr viel gelernt, wir haben uns Kompetenzen ins Haus geholt, haben hausinterne Fortbildungen gehabt und Formate entwickelt. Wir mussten als Lehrer auch erst einmal lernen, wie man Distanzunterricht plant und organisiert, weil unsere gesamte Ausbildung auf Präsenzunterricht ausgelegt war. Heute wird der Distanzunterricht ganz anders aufgebaut und begleitet, als im ersten Lockdown.
Erreichen Sie im Distanzunterricht alle Schüler?
Röhrig: Ja. Es gibt vereinzelt schon einmal Probleme mit fehlenden digitalen Endgeräten, da können wir aber auch mit Leihgeräten aushelfen.
Klisch: Das hängt aber auch an dem hohen Engagement der Lehrerinnen und Lehrer, die teilweise einzelne Haushalte abgefahren und Lernmaterialien eingeworfen haben.
Wie sehen Sie die Unterstützung von Land und Stadt?
Röhrig: Von der Stadt bekommen wir sehr viel Unterstützung, die digitale Ausstattung wurde schon vor März 2020 rasant vorangetrieben, in Sachen Smartboards und digitale Medien sind wir gut aufgestellt.
Klisch: Und die Stadt stellt Microsoft Teams und Office zur Verfügung, das ist nicht selbstverständlich. Vom Land wünschen wir uns Planungssicherheit. Es ist noch nicht klar, was mit Zeugnissen ist, mit Noten. Es muss längerfristig mitgeplant werden, was die Folge von einzelnen Beschlüssen sein wird.
Wie blicken Sie dem diesjährigen Abitur entgegen?
Röhrig: Eigentlich sehr optimistisch. Sicherlich ist der jetzige Abiturjahrgang derjenige, der am heftigsten von der Pandemie betroffen ist. Im März sind fast drei Monate Präsenzunterricht komplett ausgefallen, jetzt fehlen wieder vier Wochen, wenn es bis Ende Januar geht. Frau Gebauer hat angekündigt, den Abiturjahrgang schnellstmöglich zurückzuholen, das hoffen wir auch. Wenn das gelingt, machen wir uns keine großen Sorgen. Die Landesregierung hat vernünftigerweise zusätzliche Auswahlthemen für die Abiturprüfungen in Aussicht gestellt, so dass die Lehrer hier schauen können, was von den zentral zur Verfügung gestellten Themen zu dem passt, was trotz Lockdown in jedem Fall intensiv im Unterricht bearbeitet wurde. Wenn jetzt natürlich gar kein Präsenzunterricht mehr stattfände, würde es schwierig, aber das glauben wir nicht.