Leverkusener JazztageDie Herrin über die Sozialen Festivalmedien
Leverkusen – Hätte ihr vor einem halben Jahr jemand gesagt, dass ausgerechnet sie diejenige sein würde, die die Musik zu den Menschen dort draußen bringt – sie hätte es nicht geglaubt. Damals war Janine Labus Hilfskraft im Opladener Restaurant „Canapé“, sprich: Sie kellnerte. Einen Job hatte die 23-jährige Leverkusenerin gesucht, um ihr Studium in Dortmund zu finanzieren.
„Irgendwann bekam ich den Tipp, mich bei Fabian zu bewerben.“ Und eben dieser Fabian, Nachname Stiens, ist nicht nur Besitzer des „Canapé“, sondern auch Betreiber des gleich nebenan gelegenen „Scala“-Clubs, Chef der Veranstaltungsfirma Mecky Media sowie Organisator der Leverkusener Jazztage. Die Sache mit Janine Labus nahm ihren Lauf.
Gestalterin visueller Medien
Stiens merkte recht schnell, dass sein neues Mitglied im Restaurant-Team eine angehende Gestalterin für visuelle Medien ist und somit eben nicht nur weiß, wie man ein Glas Wein möglichst stilvoll serviert oder Finger-Food maximal ansehnlich präsentiert, sondern dass sie auch Ahnung hat von den Plattformen, auf denen sich heutzutage Neuigkeiten am schnellsten verbreiten lassen: den sozialen Medien im Internet. Er sprach sie darauf an. Janine Labus machte sich ans Werk und postete und verbreitete und bewarb alles, was mit dem Restaurant zu tun hatte. „Irgendwann fragte er mich dann eben, ob ich das nicht auch für die Jazztage machen könne.“ Sie konnte nicht nur. Sie wollte.
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Es war eine Entscheidung, die ihr eine besonders wichtige Position beim renommierten, international aufgestellten Festival bescherte, denn: Weil die Jazztage aufgrund der Corona-Pandemie in diesem Jahr ohne Zuschauer stattfinden und gänzlich ins Internet übertragen werden, wurde die sozialen Medien – neben dem Live-Stream, den der WDR liefert – die relevanteste Verbindung des Konzertreigens nach draußen. Was findet wann statt? Wie kann ich es sehen? Was passiert gerade abseits der Bühne? Wie sieht es beim Soundcheck aus? Wie kann ich Lob oder Kritik anbringen? Viele Fragen auf der einen Seite. Und Janine Labus auf der anderen, mit den Antworten und den Fingern stets auf der Tastatur.
Sie liefert Antworten
Sie bekommt als Erste die Kommentare derjenigen mit, die daheim vor dem Monitor des PC, am Laptop, Tablet oder Smartphone sitzen und den Künstlerinnen und Künstlern lauschen. Sie kommuniziert mit ihnen, beantwortet Fragen und gibt Anmerkungen weiter an die Festivaltechniker, wenn das Mikrofon für die Klarinette mal zu leise eingestellt ist oder das Bild ruckelt. „Mehr Kritik gab es wirklich nicht“, betont sie mit einem Lachen. Und sie weiß, bei wem die meisten Leute einschalteten: Über 300 bei Wolfgang Haffner etwa. Und über 450 bei Max Mutzke. „Das waren nur diejenigen, die wirklich live dabei waren“, sagt sie. „Hinterher sahen sich nämlich mehrere Tausend den Stream noch außerhalb der Übertragungszeit an.“
Dass sie für ihren Job als Social-Media-Beauftragte der Jazztage den ganzen Tag über unterwegs ist, interessiert Janine Labus übrigens herzlich wenig. Das sei völlig okay. „Dafür ist diese Aufgabe auch zu schön, als dass ich darüber klagen würde.“ Sie sei überhaupt ein Mensch, der immer etwas zu tun haben müsse und am liebsten immer etwas zum Lachen habe – was ihr schon die Bezeichnung „rheinische Frohnatur“ innerhalb des Scala-Teams einbrachte und was auch erklärt, „warum ich manchmal ins Kölschsprechen verfalle“, wie sie sagt. Und dann lacht sie wieder.
Jazz als Neuland
Was die Jazzmusik angeht, ist dieses Festival für Janine Labus übrigens Neuland. „Absolutes Neuland“ sogar. Sie hört ansonsten nach eigenen Angaben nur Musical-Musik – was auch daran liegt dass sie seit ein paar Jahren Mitglied im Ensemble des Jungen Musicals Leverkusen ist. „Ich bekomme meist die Rollen, die am quirligsten und schrillsten sind.“ Klar.
Indes: Dieser Wolfgang Haffner, Schlagzeuger von Format, oder die Nachwuchsband Trimar mit ihren lateinamerikanischen Jazz-Arrangements hätten es ihr dann durchaus angetan und sie über den Rand des Musical-Kosmos hinausblicken lassen.
„Musical-Songs und -Rollen sind oft extrem überspitzt“, sagt sie. Es gelte das so genannte Over-Acting, das bisweilen gekünstelt wirke. Jazz sei im Vergleich wesentlich emotionaler – „und das finde ich interessant.“
„Scala“-Club wartet
Man könnte auch sagen: Wieder etwas dazugelernt – und würde es genau treffen. Denn: „Ich muss mich immer weiterbilden und versuche immer, mir Neues anzueignen.“ Das ist dann wohl ein weiterer Beweis dafür, dass Janine Labus bei den Leverkusener Jazztagen genau richtig ist.
Und die nächste Aufgabe wartet schon auf sie: Fabian Stiens hat sie jüngst gefragt, ob sie demnächst nicht auch Herrin der sozialen Medien im „Scala“-Club werden wolle? Will Janine Labus natürlich. Und grinst. Was aus einem Job als Kellnerin so alles werden kann.