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Leverkusener JunghotelierVon Sydney über Hongkong nach Fettehenne

Lesezeit 3 Minuten

Cornel Müller vor dem Zimmer des Jahres 2000 – mit Historie an der Tür.

  1. 1966 wurde der Bauernhof in Fettehenne zum Hotel umgewandelt, seitdem ist es in Familienhand.
  2. Der 24-jährige Enkel der Hotelgründer hat den Betrieb übernommen und das Hotel umgekrempelt.
  3. Kurz vor Abschluss der Renovierung kam die Corona-Krise. Wir durften uns umschauen.

Leverkusen – Studium in Sydney, erste Berufserfahrung in Hongkong. Und jetzt: Fettehenne. „Ja, das ist ein bisschen anders hier, aber auch schön“, sagt Cornel Müller zu seiner ungewöhnlichen Biografie. Die allerdings ist nicht zufällig entstanden. Schon als der heute 24-Jährige von Erftstadt aus einmal um die Welt reiste, um das Hotelfach zu erlernen, war klar, dass seine Reise in Leverkusen enden sollte. Im Hotel Fettehenne, dass, seit es im Jahr 1966 von einem Bauernhof in ein Hotel umgewandelt wurde, von seiner Familie geführt wird. Zuletzt waren Müllers beide Tanten in der Verantwortung, seit zwei Jahren ist der Enkel der Hotelgründer der Geschäftsführer an der Berliner Straße.

Zimmer nach Jahreszahl

Ein großer Schritt mit Anfang 20. „Alleine hätte ich es mich vielleicht auch nicht direkt getraut“, sagt Müller. Aber beim Studium in Australien lernte er einen Freund kennen, der mit in das Geschäft einstieg: „Das ergänzt sich super, wir hatten dann hier so eine Start-up-Atmosphäre.“ Denn zu zweit haben sie das in die Jahre gekommene Hotel komplett umgekrempelt. „Es gab einen großen Renovierungsstau“, erzählt Müller. Mittlerweile sind die meisten der 42 Zimmer renoviert und modern gestaltet. Die Idee der Jung-Hoteliers: Die Zimmer wurden nach Jahreszahlen benannt, beginnend mit dem Gründungsjahr 1966.

Das Hotel liegt etwas abseits an der Berliner Straße, das Restaurant "Latino" gehört ebenfalls zum Hotel, wird aber von einem Pächter betrieben.

Die Zahl und die wichtigsten historischen Ereignisse sind in großen Buchstaben auf die Tür gedruckt, ein Stern-Jahrbuch liegt auf dem Tisch. „Da musste ich gerade wieder neue bestellen, weil immer wieder Gäste sie kaufen wollen.“ Entsprechend gibt es jetzt schon Gäste, die sich bei der Buchung eine bestimmte Jahreszahl wünschen. „Häufig ist es das Geburtsjahr“, sagt Müller. Dass ein Jahr besonders stark nachgefragt sei, habe er noch nicht bemerkt. Ein zweites Motto der Umgestaltung ist Musik: Im Frühstücksraum hängen viele historische Bilder von Musikern, Wegweiser und Hinweisschilder sind auf Schallplatten gedruckt.

Messen schmerzlich vermisst

Und als das alles fast fertig war, kam Corona. „Der Mai hätte wegen der vielen Messen ein Rekordmonat werden können“, sagt Müller. Geschäftsreisende, die Ruhe etwas abseits der Zentren, aber trotzdem eine gute Anbindung an ebendiese suchen, sind eine der Hauptzielgruppen. Stattdessen sind jetzt nur einige vereinzelte Besucher da. Und das zu „Dumpingpreisen“, wie der Hotelier sagt. „Beim Frisör können sie drei Euro Hygienezuschlag verlangen, in unserer Branche funktioniert das nicht.“ Immerhin hatte er durchgängig geöffnet und immer ein paar Gäste da. „Genug zum schwimmen, ohne ganz unter zu gehen.“

Renovierung statt Bewirtung

Die Festangestellten konnten gehalten werden – indem sie zum Beispiel bei der Renovierung geholfen haben, statt Zimmerschlüssel zu übergeben. „Und unsere Reinigungskräfte putzen zum Beispiel auch mal die Fenster, was sonst eine externe Firma macht“, berichtet Müller. Die Corona-Auflagen sind hoch, das Schwimmbad und der Fitnessraum sind geschlossen. „Das Frühstücksbüfett dürften wir zwar wieder aufbauen, aber der Gast müsste jedes Mal einen Mundschutz aufsetzen, wenn er sich etwas holt. Da bringen wir es dann doch lieber an den Tisch.“ Zwischenzeitlich musste der Kaffeeautomat abgeschaltet werden – wegen der Gefahr von vielen Fingern an den Knöpfen. „Drei Tage später war das dann wieder erlaubt“, sagt Müller kopfschüttelnd. Der sich ständig ändernde Auflagenwust hat ihn viele Arbeitsstunden gekostet, Hilfe oder Informationen von offiziellen Stellen gab es kaum. „Das basiert alles eher auf der Tagesschau.“

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Da Messebesucher in absehbarer Zeit nicht zu erwarten sind, setzt Müller auf die zweite Zielgruppe: Urlauber, die sich im Bergischen Land erholen und die umliegenden Städte erkunden wollen. „Urlaub im eigenen Land wird in diesem Jahr besonders gefragt sein“, hofft der Hotelier. Und hat schon mal eine Reihe von Leihfahrrädern angeschafft, für die Tour ins Bergische.