Leverkusener KarnevalWie sich Prinz Marijo in der Helau-Zone Monheim gefühlt hat

Ein Zoch ist schön. Auch in Monheim. Davon haben sich Prinz Marijo (links) und Siggi Kaschulla am Rosenmontag überzeugt.
Copyright: Britta Berg
Leverkusen – Als am Schluss Prinz Jürgen und Elfi vom Wagen grüßen, wird es Marijo doch ein bisschen weh ums Herz. Leverkusens Tollität hat sich mit einer Abordnung der Roten Funken an den Zochweg in Monheim gestellt. Nicht mit großem Gepränge: Ein Fässchen steht unterm Baldachin der KG, der Prinz ist nicht im Ornat, er trägt nur den Roten Blazer seiner Gesellschaft. Und trinkt Fanta. Ist etwa Altbier im Fässchen?
Marijos Ausflug in die Helau-Zone sollte als privater Besuch verstanden werden, nicht als Versuch, irgendwie ein bisschen von der Corona-Kriegs-Session zu retten. So beschreibt er die Mission. „Wir haben das recht spontan entschieden“, sagt er: „So sind die Karnevalisten: Ruckizucki.“ Der wichtigste Grund sei aber gewesen, dem Kindertanzkorps ein vertrautes Publikum zu bieten am Zochweg auf der Bleer Straße in Monheim. „Zwei Jahre Proben, kein Auftritt“, erklärt Marijo. Das wollte der Funken-Vorstand dem Nachwuchs nicht antun. Für Marijo ist es schon schlimm genug. Zwei Mal Prinz zu sein hat nicht gereicht – nächste Session wird er den dritten Anlauf machen. Das ist klar.
Obhut bei den Monheimer Altstadtfunken
Aber zurück in die seltsame Gegenwart: Ein guter Platz war schnell gefunden in Monheim. Im Beruf gehört Andreas Herriger zu den Kunden von Marijo Klasic. Der ist Vize-Vorsitzender der Monheimer Altstadtfunken und wohnt am Zochweg, schon in Sichtweite von Sankt Gereon und der Altstadt des nördlichen Nachbarstädtchens am Rhein. Ein guter Platz, der sich schnell in eine Alaaf-Insel verwandelt. Dafür sorgt Sigi Kaschulla. Der Noch-Vorsitzende der Roten Funken hat ein Mikro und einen Lautsprecher. So kann er alle Gruppen, die vorbeiziehen, auch ordentlich begrüßen. Natürlich mit einem dreifachen „Helau“, dem dann immer ein dreifaches „Alaaf“ folgt. Dabei machen alle mit. So eine Session mit so viel Diskussion, die schweißt Jecke und Narren zusammen.
Zwanzig Meter weiter gibt sich eine Kölnerin zu erkennen, neben ihr ein Paar aus Much. Auch sie haben Spaß, an diesem familiären Zoch in Monheim. Das liegt nicht nur am Wetter – Sonne und tüchtig Rückenwind für die Gruppen. Im Vergleich zu den Weitgereisten hatten es die Hitdorfer bequem: Ein bisschen die Straße runter; der Rosenmontagsspaziergang zum einzigen Karnevalszug weit und breit wurde viel und gerne gemacht.
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Dabei war es auch in Monheim nicht unumstritten, trotz des russischen Angriffs das ganze Straßenprogramm durchzuziehen. Die CDU im dortigen Rat hatte von der Gromoka, der Großen Monheimer Karnevalsgesellschaft gefordert, alles abzusagen, vor allem den Zoch am Rosenmontag. Bürgermeister Daniel Zimmermann hatte das abgelehnt: „Die Jecken prangern Missstände an. Sie machen sich über die Politik lustig, kritisieren die Kirchen, die Parteien und den Staat.“ Eine Absage sei kein Statement. Tatsächlich gab es kaum einen Wagen ohne Anspielung darauf, dass der Krieg Wahnsinn ist. Um es mit Marijo zu sagen: „Ein Irrer darf nicht die Welt beherrschen.“