Haute Couture in ParisLeverkusener Modedesignerin präsentiert Stücke auf Fashion Week
Leverkusen – Eine große Vulva, ein riesiges Auge und ein Fett-Anzug: Die neue Kollektion von Sirilak Majaroen wirkt ganz anders als die Mode, die man aus den gängigen Bekleidungsgeschäften kennt. Die Abschlussarbeit der Leverkusenerin läuft sogar während der Haute Couture Fashion Week in Paris über den Laufsteg.
Viele Nachtschichten
Nach drei Jahren Studium am Fashion Design Institut in Düsseldorf blickt die angehende Modedesignerin Sirilak Majaroen auf eine anstrengende Zeit zurück. „Ich habe sozusagen in der Uni gelebt“, erzählt sie. Dabei wurde auch schon in der ein oder anderen Nacht bis morgens früh durchgearbeitet. „Wenn der Abgabetermin näher kam und wir nur bis Mitternacht in der Uni arbeiten durften, haben wir bei einer Freundin zu Hause auf dem Boden weitergearbeitet“, erinnert sie sich. „Man steht die ganze Zeit unter Strom und hat sehr großen Zeitdruck.“
Outfits auf der Fashion Week Paris
Die harte Arbeit hat sich gelohnt: Am 3. Juli werden fünf der acht Outfits aus ihrer Abschlusskollektion bei einer Modenschau auf der Haute Couture Fashion Week in Paris auf dem Laufsteg präsentiert. Jedes Jahr zeigen die Absolventinnen und Absolventen des Instituts dort ihre Abschlusskollektionen.
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„Philautia“ - so lautet der Titel der Abschlusskollektion von Majaroen. „Der Begriff kommt aus dem alt-lateinischen und beschreibt die Liebe zu sich selbst.“ Die acht unterschiedlichen Outfits stellen die sieben Todsünden des Christentums dar. „Meine Kollektionen haben alle etwas kritisches, teilweise auch sozialkritisches an sich“, beschreibt die 23-Jährige ihre Designs. „Ich finde es faszinierend, dass es die sieben Todsünden schon seit Jahrhunderten gibt und sie dennoch auch heute sehr aktuell sind.“
Riesige Vulva aus Tüll
Eine riesige Vulva aus Tüll beschreibt die Todsünde Wollust, während ein Outfit mit Kissen und meterlanger Schleppe die Faulheit darstellt. Der Fett-Anzug verdeutlicht Völlerei, ein dreidimensionales Auge den Neid. „Es war eine große Herausforderung, die einzelnen Charaktereigenschaften darzustellen.“ Mit der Kollektion wollte sie sich selbst beweisen, dass sie etwas Großes leisten kann. „Ich war nie die Beste in der Fertigung der Outfits, die Theorie lag mir immer mehr“, sagt Majaroen. „Meine neuste Kollektion ist auch was die Fertigung betrifft mit Abstand meine Beste bisher.“
„Philautia“ soll verdeutlichen, dass man zu sich und seinen Fehlern stehen soll. Das achte Design beschreibt dabei den Titel der Kollektion: Die Selbstliebe. Über 500 Meter Tüll hat sie für den schweren, mehrschichtigen Rock gebraucht. „Die einzelnen Schichten habe ich alle mit der Hand genäht und eingearbeitet.“ Dabei hat sie bis zur letzten Sekunde an den letzten Nähten gearbeitet. „Man unterschätzt sehr leicht, wie viel Zeit man für so ein Outfit braucht.“
Alles in hartweiß
Beim Entwurf der Outfits hat Majaroen es sich selbst ein wenig schwerer gemacht und nur die Farbe hartweiß benutzt. „Ich wollte es modern und zeitlos halten.“ Dabei sind viele der Outfits geschlechtsneutral. „Jeder, der sich mit meinen Outfits identifiziert und sie tragen möchte, kann das tun“, sagt sie. Doch ihre Designs sind nicht gerade für den Alltag gemacht. „Im 21. Jahrhundert ist Mode nicht nur da, um sich damit zu bekleiden. Mode ist auch eine Kunstform.“
Deshalb hat sich Majaroen für die künstlerische Mode entschieden. „Meine Kollektion soll nicht nur schön sein, sondern auch Tiefe und Charakter haben“, meint sie. „Sie soll ein Alleinstellungsmerkmal sein.“ Doch das Künstlerische hat sie nicht von Anfang an interessiert. „Früher wollte ich Prinzessinnen-Kleider designen und wie eine Disney-Prinzessin sein“, blickt sie zurück. „Doch im Laufe des Studiums habe ich schnell gemerkt, dass ich eigentlich das Gegenteil von einer Prinzessin bin.“
Auf Distanz mit Modebloggern
Bei ihrer Arbeit distanziert sich Majaroen ganz klar von Modebloggern, die auf diversen Social Media Kanälen unterwegs sind. „Viele Menschen denken wir Designer wären wie Modeblogger, doch da gibt es einen erheblichen Unterschied“, erklärt sie. „Wir machen Mode und setzen Trends, Modeblogger konsumieren Mode und befolgen Trends.“ Dabei ist Modedesign ein Handwerk wie jedes andere.
Nach ihrem Studium zieht es Majaroen erstmal ins Ausland. Bei einem Praktikum in Tokio möchte sie weitere Erfahrungen sammeln und danach ein weiterführendes Studium in Mailand, London oder Antwerpen beginnen. Und vielleicht laufen ihre Designs dann irgendwann über die berühmten Laufstege der Modewelt.