Leverkusen – Der Shuttle-Bus hält, die Türen öffnen sich. Mit Sonnenbrillen und luftigen Kleidern geht es für die Fahrgäste auf einem ausladenden Kiesweg auf das Eingangstor zu. Viele Schritte stoppen hier kurz – vielleicht, weil das Wasserplätschern des Brunnens, die mächtige Gestalt des Schlosses Morsbroich und die vielen spitzen, weißen Zuckerhüte ringsherum binnen weniger Meter einen Unterschied machen zwischen Landstraße und Naturinsel, zwischen Stadtalltag und einer Art Urlaubsoase.
So jedenfalls müssen sich vor allem jene Besucher vorgekommen sein, die während der dreitägigen „Landpartie“ zeitig zur Eröffnung in den Morgenstunden am Schloss ankamen – vor dem großen Ansturm.
Oliven-Ulli und Erdbeer-Secco
Hinter den Toren scheint alles einen Takt langsamer und gelassener zu gehen. Und diese weißen Zuckerhüte, das sind rund 150 Aussteller, die ihre spitzen Zelte teils in kleine Boutiquen verwandelt haben. Ganz gleich ob mit Pflanzen oder Möbeln, Mode oder Schmuck, alle stehen sie den Besuchern Spalier auf ihrem Rundgang durch den Schlosspark.
Der Sommerauftakt, der sich inzwischen auch nicht mehr nur kalendarisch zeigt, kam den Veranstaltern Lydia und Reno Müller gerade recht. Vor allem am Sonntag und Montag nutzten viele das sonnige Wetter des Pfingstwochenendes, um zu schlendern, flanieren und zu stöbern.„Alles vom Mittelmeer“ warb etwa der Großhandel von „Oliven-Ulli“ mit frischem Schafskäse und Antipasti. Wenige Stände weiter reichten „Emil und Emiliane“ beispielsweise mit Erdbeer-Secco alkoholfreie Erfrischungen.
Die Wein- und Sektkellerei Lionel Dufour ist da schon mutiger: „Einen Champagner gefällig?“, fragte ein Mitarbeiter schon gegen halb 11 Uhr morgens die vorbeiziehenden Gäste, die erst lachend abwinkten, es sei noch viel zu früh. Aber wofür eigentlich zu früh? Wenige Minuten später standen sie dann doch wie im eigenen Garten mit einem Glas in der Hand da, stießen an und genossen die Aussicht: auf neue Inspirationen für die eigene, heimische Grünfläche und jene, die sich aus einem zur Kaffeebar umfunktionierte türkisblauen VW-Oldtimer heraus erstmal mit Koffein versorgen ließen.
Feierliche Atmosphäre
Apropos neue Inspirationen: Für sie vielleicht zum ersten Mal konnten Kinder die Arbeit eines Schmieds aus direkter Nähe verfolgen. Sie sahen mit großen Augen die Ergebnisse bei „Rheinufer-Einufer“ an, wo Zierstücke aus Hufeisen lagen. „Der Mann macht das Metall ganz heiß und kann es dann formen“, erklärte ein Vater, während sich die Familienmutter bereits einem Stand mit Türkränzen widmete. „Aber die darf ich ja ohnehin nirgendwo aufhängen“, sagte sie halb vorwurfsvoll, aber auch halb im Scherz.
Dass Feiertag war und irgendwie auch feierliche Atmosphäre, das sah man den Gästen an. Wie zum Sonntagsspaziergang hatten sich viele herausgeputzt und verliehen der Zeltstadt um das Schloss so umso mehr ein exquisites Flair. Selbst die Hunde, die sich zwischen dem Gewirr aus Füßen und Ausstellungsstücken hindurchschlängeln mussten, schienen an diesem Pfingst-Wochenende in Morsbroich etwas graziler zu laufen – eine Art Zauber lag über der Schlossanlage.
Auf Interessierte wartet bereits in knapp drei Wochen die nächste „Landpartie“: Vom 28. bis 30. Juni breiten sich Aussteller rund um die Villa Braunswerth am Flüsschen Agger in Engelskirchen aus.