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PorträtDer Leverkusener Yannick Noé kommt mit dem Rechtsdrift der AfD gut klar

Lesezeit 4 Minuten
Yannick Noé steht vor dem Schloss Morsbroich

Yannick Noé, AfD-Kandidat für den Bundestag, steht an einem für ihn in mehrerer Hinsicht bedeutenden Ort: dem Museum Schloss Morsbroich.

Er war der Mann, der Martin Sellner zum Sommerfest holte. Auf nunmehr elf Jahre AfD-Mitgliedschaft ist der 29-Jährige stolz.

Er ist noch im ersten Jahr eingetreten. Darauf ist Yannick Noé durchaus stolz. Seit 1. Februar 2014 ist der gebürtige Opladener dabei, am 6. Februar 2013 wurde die AfD gegründet. Jetzt hat die Partei Noé für den Bundestag nominiert, wenn auch auf einem nicht sehr aussichtsreichen Listenplatz.

Als Treffpunkt hat sich der gerade 29 Jahr alt gewordene dreifache Familienvater das Schloss Morsbroich ausgesucht. Für ihn habe der Ort aber auch eine besondere persönliche Bedeutung. „Hier hatte ich meine erste große politische Veranstaltung.“ Im Oktober 2016 war das; Beatrix von Storch hatte der junge Parteisprecher nach Leverkusen gelotst. Seinerzeit war von Storch Vize-Vorsitzende der rechtspopulistischen Partei. Zu ihrem Auftritt im Gartensaal gehörte alles, was eine AfD-Veranstaltung ausmacht: Polizeischutz, Protestler, Diskussionen, wer rein darf.

Mal wieder keine Einladung

Noé sprach damals von Stigmatisierung seiner Partei. Das ist wichtig, weil er sich noch heute immer wieder mal als ausgeschlossen bezeichnen kann: Als der Frauenring den Reigen der Kandidaten-Diskussionen vor der Bundestagswahl am 23. Februar eröffnete, war er nicht eingeladen. Da sei wieder „über die AfD geredet und nicht mit der AfD diskutiert worden“.

2016 war auch das Jahr des „Unvereinbarkeitsbeschlusses“: Die AfD wollte mit der Identitären Bewegung nichts zu tun haben. Die wurde seinerzeit vom Verfassungsschutz beobachtet. Trotzdem sprach Noé nicht viel später eine Einladung an einen Mann aus, dessen Namen seit dem Geheimtreffen in Potsdam vor einem Jahr viele kennen: Martin Sellner, jenem österreichischen Rechtsextremen, der den Begriff „Remigration“ im Nachbarland salonfähig gemacht hat. Das Sommerfest 2017 des AfD-Kreisverbands Leverkusen mit Sellner konnte nach einer Intervention der Stadtverwaltung nicht im Morsbroicher Gartensaal gefeiert werden. Die Gäste mussten in eine Kneipe umziehen.

Wie sieht Yannick Noé Martin Sellner heute, wie definiert er Remigration? Mit der Entwicklung seiner Ideen habe er sich zuletzt nicht mehr beschäftigt, sagt er. Er ordnet den österreichischen Rechtsextremisten in die Riege der „Denker und Theoretiker“ ein, die „nicht zur Partei gehören“, aber sehr wohl zu ihrem Umfeld. Daran findet er nichts. Und wirft lieber dem Journalisten-Bündnis „Correctiv“ unsaubere Arbeit vor. Die Geschichte über das Treffen, an dem auch der frühere Bayer-Syndikus Roland Hartwig teilgenommen hatte, sei doch „wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen“, meint Noé.

Mit Remigration hat der Leverkusener AfD-Mann kein Problem

Er stört sich auch nicht am Begriff Remigration. Für Yannick Noé bedeutet das zum Beispiel, verurteilte Straftäter abzuschieben. Oder einem kriminellen Doppelstaatler den deutschen Pass abzunehmen und ihn in sein Herkunftsland zu schicken.

Dass er mit rechtsnationalem Gedankengut kein Problem hat, zeigt der Vorsitzende der AfD-Ratsfraktion mit diesem Satz: „Wir sind die Schwesterpartei der FPÖ.“ Und es liegt auf der Hand, dass er den Kollegen „viel Erfolg“ wünscht bei der Bildung einer Regierung. Und ihrem Projekt, „das Land zu verändern“.

Dass sich Deutschland verändern muss, steht für Noé außer Frage. Die Leib- und Magenthemen der AfD sind auch seine. „Deutschland sollte nicht so tun, als könne es die Welt retten“, ist eine grundsätzliche These. Zu viel Geld werde ins Ausland transferiert und in zweifelhafte Projekte gesteckt. Noé nennt die bei AfD-Anhängern sprichwörtlichen Radwege in Peru. Die Versorgung von Zuwanderern im Inland koste 190 Milliarden Euro im Jahr. „Das ist ein ganz schöner Batzen“, den man lieber in andere Projekte stecken sollte, die zum Beispiel der lahmenden deutschen Wirtschaft weiterhelfen: „Wir brauchen eine neue Gründermentalität.“


Warum treffen wir uns am Museum Morsbroich?

Ich sehe mich vor allem als Kulturpolitiker. Auch in der Landschaftsversammlung Rheinland, wo ich die Fraktion führe.

Was gefällt Ihnen besonders gut an Leverkusen?

Die Lage nah an der Natur. Man ist schnell im Bergischen. Trotzdem liegt die Stadt zentral. Natürlich hat es mir als Opladener gefallen, dass es dieses Mal mit der Meisterschaft geklappt hat. Ich bin schon viele Jahre Mitglied bei Bayer 04.

Was nervt Sie an Leverkusen?

Dieser Ort bietet ein gutes Beispiel: Dass die Stadt das Thema Museumsgastronomie so lange hat schleifen lassen. Für den früheren Pächter Heimo Förster war das katastrophal.

Was kann weg?

In der Stadtverwaltung haben wir uns Dinge geleistet, die in Mode gekommen sind. Ideologische Projekte wie eine Gleichstellungsbeauftragte oder Radverkehrsbeauftragte. Das entspricht der Tendenz im Bund: Klimaprojekte, die ein Tropfen auf den heißen Stein sind. Es hat sich überall ein verschwenderischer Geist breit gemacht. Ich stehe für eine Rückkehr zur Normalität.

Was muss sich in den nächsten vier Jahren ändern?

Das sind vor allem die Abschiebungen, die wir vorantreiben müssen. Da gibt es enorme Versäumnisse. Die Attentate in Aschaffenburg und Magdeburg zeigen das. Wir können viel Positives erreichen, wenn wir konsequent handeln.

Was ist Ihr Herzensthema?

Wir sind in einem weltweiten Kulturkampf. Auf der einen Seite konservative Werte, die die Familie in den Mittelpunkt stellen. Auf der anderen Seite linke Positionen. Ich bin der Ansicht, dass es nur zwei biologische Geschlechter gibt. Die sexuelle Ausrichtung ist etwas Anderes. Das ist Privatsache. Dagegen wird Sexualität heute gerne politisiert.