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„A place and a connection”Michelle Héon und Gilles Morissette stellen im Kunstverein Leverkusen aus

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Michelle Héon und Gilles Morissette stellen im Kunstverein Leverkusen aus.

Michelle Héon und Gilles Morissette stellen im Kunstverein Leverkusen aus.

Am Freitag, 14. März, wird die Ausstellung der franko-kanadischen Künstler eröffnet.

33 Jahre ist es her, dass Michelle Héon und Gilles Morissette zuletzt gemeinsam ausgestellt haben. In den Räumen des Kunstvereins Leverkusen am Schloss Morsbroich finden die beiden franko-kanadischen Schauspieler wieder zusammen und schaffen eine Ausstellung, die Hoffnung und Unbehagen miteinander verbindet.

Das klingt erst einmal widersprüchlich. Ist es auch, und soll es wohl auch sein. Betritt ein Besucher den ersten der beiden Ausstellungsräume, strahlen ihm die Farben von Gilles Morisettes Werken entgegen. Der Künstler, der die Technik des japanischen Papiermachens beherrscht, hat meterhohe, gewölbte Farbflächen aus Papier aufgehängt. Wie in eine kleine Höhle kann man in sie hineingehen. Doch genau dann zeigt sich die Widersprüchlichkeit.

Während die Werke von außen einladend strahlen, entwickelt sich drinnen ein Unbehagen. Eine Über-den-Kopf-Wachsen, buchstäblich. Eine Überforderung mit Farben und Dimensionen. Die Sonne strahlt dann ein bisschen zu hell, das Blau ist dann ein bisschen zu blau. Die Wahrnehmung und damit auch das Kunstwerk lebt.

Leverkusen: „Die Welt aussschließen“

Die von Morissette abgebildete Sonne zum Beispiel zeigt die Widersprüchlichkeit deutlich. Sie stehe für Wachstum, sei aber auch gefährlich. Manch' junge Pflanze brauche Schutz vor der Sonne, findet sie im zweiten überdimensionalen Papierbogen beim Mond. Aber auch dort fühlt sich der Betrachter überwältigt von der Vegetation.

Dieses Hineintauchen, das „die Welt ausschließen“, wie es die Kunstvereinsvorsitzende Susanne Wedewer-Pampus nennt, ist bewusst an die Anlage des Schlosses angelehnt. An das Miteinander von Wasser und Vegetation. Daran, auf einer Art Insel zu sein, wenn man mal die Schwelle – auf Morsbroich den Wassergraben, in der Ausstellung den Durchlass in die Papierhöhlen – überschritten hat,

Das dünne Papier, auf dem Gilles Morisette die Farben aufgetragen hat, hat er selbst gemacht. Es ist dünn, wenn auch weniger fragil, als es aussieht. Er musste die mehreren Quadratmeter Papier auf dem Boden auslegen, um sie mit Farbe zu versehen. Eine Besonderheit übrigens, wie er sagt. Die Leverkusener Installation sei seine erste in Farbe.

Die Schwerkraft tut, was sie tut. Das Papier reißt oder reißt nicht
Gilles Morisette

Dadurch und durch das Material habe er ein bisschen Kontrolle abgegeben, sagt der Künstler. „Die Schwerkraft tut, was sie tut. Das Papier reißt oder reißt nicht.“ So ist schon der Prozess mit Leben gefüllt, er ist organisch.

Zur selben Zeit sind auch die Werke von Michelle Héon entstanden. Sie klammern die Papierbögen von Gilles Morissette förmlich ein. An der Wand im ersten Ausstellungsraum hängt das mehrere Quadratmeter große erste Werk, es ist eine „Wasserkarte“, wie die Künstlerin es nennt. Blau wie das Meer schimmert der Untergrund. Räumlich wird das Werk dann aber vor allem durch den dunklen Stoff, den sie darauf festgemacht hat.

Die Stofffetzen, die auch hier und da zerfetzt und gebleicht sind, hat sie mit Draht durchzogen. „Dadurch wollte ich dem Ganzen eine Form geben“, sagt sie. Die Künstlerin liebt nach eigenen Angaben Karten, auch alte aus vorigen Jahrhunderten. „Die sind eine Inspiration“, sagt sie. Und das ist in ihrem Werk zu sehen. Die Stofffetzen wirken manchmal wie Wellen: „Leben“ habe sie ihrem Objekt verschaffen wollen. Und eine historische Referenz. Sie habe über Ferdinand Magellan, den portugiesischen Seefahrer und Entdecker, gelesen. Der habe auf seinen Schifffahrten auch immer andere Wege nehmen müssen. Und dabei auch sicher Menschen verloren, spinnt die Künstlerin den Bezug zum zweiten Ausstellungsraum, den sie gestaltet hat.

Dort hat sie drei Wände mit großen Papieren versehen. Auch hier ist die Meer-Assoziation eindeutig. Stoffschlangen durchziehen das Meer auf Papier. Drei von einem Beamer angeleuchtet Rechtecke zeigen Projektionen, der angeleuchtete Untergrund wirkt plötzlich dadurch aber nicht mehr flüssig, sondern eher hart. Wie Stein. Umrisse und Konturen sind ganz klar zu sehen.

Eine Projektion zeigt kleine Boote, die Michelle Héon vor Jahren selbst gefertigt und auf Wasser hat fahren lassen. Die Aufnahmen davon laufen nun in Leverkusen. „Menschen, die in kleinen Booten migrieren“, habe sie sich auch vorgestellt. Und auch da verlören Menschen ihr Leben, wenn die Boote leer sind. Ähnlich wie bei Magellan. 


Die Ausstellung

„A Place And A Connection – 51° 02′ 10″ N 7° 01′ 59″ E“ (die Koordinaten beziehen sich auf den geografischen Standort von Schloss Morsbroich nach Breiten- und Längengraden) wird am Freitag, 14. März, um 19.30 Uhr eröffnet. Sie ist bis zum 13. April zu den Öffnungszeiten des Kunstvereins zu sehen: freitags 13 bis 17 Uhr, samstags und sonntags (ausgenommen Feiertage) von 11 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung: 0160/5532225. (nip)