28 TSV-Athletinnen und Athleten haben in diesem Sommer an den Olympischen und Paralympischen Spielen teilgenommen, nun wurden sie zurück in Leverkusen empfangen.
Empfang der Leverkusener OlympionikenWarum Markus Rehm seine Kleidung verleihen musste
Auf den Medaillengewinn war Nele Moos nicht vorbereitet. Mit 5,13 im Weitsprung sprang die 22-Jährige bei den Paralympics in Paris nicht nur zum ersten Mal in ihrer Karriere über die Fünf-Meter-Marke, sondern auch mit deutschem Rekord zur Silbermedaille. Dann aber gab es ein Problem: „Ich hatte die passende Kleidung für die Siegerehrung nicht dabei“, berichtet Moos beim Empfang der Leverkusener Olympioniken und Paralympioniken auf der Fritz-Jacobi-Anlage.
Erfahrung für die Ewigkeit
„Aber du hast auch in den Klamotten von Markus eine sehr gute Figur gemacht“, sagt TSV-Geschäftsführerin Anne Wingchen. Denn parallel zu Moos' letztem Sprung stand ihr Weitsprung- und Vereinskollege Markus Rehm gerade bei der Siegerehrung für seine Goldmedaille. „Er hat sich danach schnell umgezogen und mir seine Sachen gegeben“, erzählt Moos. „Ich bin ihm immer noch unfassbar dankbar.“ Auch über 100 und 400 Meter hatte Moos persönliche Bestleistungen in Paris gezeigt. Eine Erfahrung für die Ewigkeit: „Es war einfach noch mal schön, vor über 70.000 Menschen laufen zu dürfen, das sind 70.000 mehr als sonst“, hatte die Athletin nach dem letzten Lauf gesagt.
Insgesamt 28 TSV-Athletinnen und Athleten haben in diesem Sommer an den Olympischen und Paralympischen Spielen teilgenommen, sechs haben Medaillen mit nach Leverkusen gebracht. Am Montag wurde ein großer Teil von ihnen von mehr als 100 Vereinskollegen, Familien und Freunden feierlich empfangen. Die paralympischen Sportler kamen direkt aus Paris, wo noch am Vorabend die Abschlussfeier stattgefunden hatte. Alle im Nationalmannschaftsdress, teilweise mit Akkreditierung und Startnummer am Rucksack.
Tolle Bilanz der Leverkusener Sportler
„Sechs Medaillen sind eine tolle Bilanz“, freut sich Wingchen. Noch wichtiger aber sei ihr, dass der TSV vor allem auch viele sehr junge Sportlerinnen und Sportler zu den Spielen schicken konnte und dass viele von ihnen dort persönliche Bestleistungen erreicht haben. „Es waren für alle sehr emotionale Spiele und das ist unser Ziel, den Sportlern dieses Erlebnis zu ermöglichen.“
Von diesen persönlichen Erfolgsgeschichten gibt es viele. Wie die von Jule Roß. Die 18-Jährige, deren rechter Unterarm amputiert ist, begann erst vor zwei Jahren mit der Para-Leichtathletik und lief in Paris persönliche Bestzeiten über 100 und 200 Meter und jeweils auf Platz 15. Die von Lise Petersen, die mit 19 Jahren schon zum zweiten Mal in einem paralympischen Speerwurf-Finale stand. Oder die von Maurice Wetekam, der mit Bronze und deutschem Rekord über 100-Meter-Brust die erste deutsche Medaille für das deutsche Paralympics-Team geholt hatte. „Ich habe noch nie so viele Menschen in einem Schwimmbad gesehen“, erzählt Wetekam am Montag noch immer tief beeindruckt.
Goldenen Glanz brachte Taliso Engel in Abwesenheit von Markus Rehm in die Fritz-Jacobi-Halle: Nach einem Weltrekord im Vorlauf sicherte er sich Gold im Finale über 100 Meter Brust der Sehbehinderten. Auch Engel war von der Stimmung in der Schwimmhalle angetan. „Das war das Magischste, was ich je im Sport erlebt habe.“
Weniger glücklich verlief die Paris-Reise für die olympischen Athleten des TSV. Mit besonders viel tröstenden Applaus und einem großen Blumenstrauß wurde Sophie Weißenberg empfangen. Die Siebenkämpferin hatte sich beim Aufwärmen im Stadion kurz vor Wettkampfbeginn die Achillessehne gerissen. „Ich wollte noch ein letztes Mal über die erste Hürde gehen, wie ich es immer mache“, erzählt die 26-Jährige. Nach bitteren Tränen kann sie jetzt wieder lachen und nach vorne schauen: „Es wird noch ein paar Monate dauern, bis ich wieder auf der Bahn stehen kann.“ Daran, dass sie zurückkehren will, lässt sie aber keine Zweifel.
Zehn Minuten sind nicht genug für Leverkusener Fechterin
Auch Alexandra Ndolo hat noch lange nicht genug von Olympischen Spielen: „Die zehn Minuten waren nicht genug, ich habe noch Bock auf Olympia“, sagt die Degenfechterin. Seit 2022 ficht Ndolo für den kenianischen Verband und war als erste Fechterin überhaupt für das Team Kenia in Paris am Start, wo sie die zweite Runde erreichte. In vier Jahren in Los Angeles will sie wieder angreifen - wie die meisten ihrer Vereinskollegen.
Irmgard Bensusan wird nicht dazu gehören. Schon nach dem Gewinn der Bronzemedaille über 200 Meter waren ihr bei dem Gedanken an das zuvor schon beschlossene Karriereende noch im Stadion die Tränen gekommen. Zurück in Leverkusen strahlt die gebürtige Südafrikanerin erst noch und hält die Medaille hoch: „So kann man eine Karriere beenden.“ Als Geschäftsführerin Wingchen aber anfängt, über Bensusans tolle Persönlichkeit und ihre Vorbildfunktion für die vielen jungen Parasportler im Verein zu sprechen, da fließen die Tränen wieder, vor Rührung. Es ist eine auf vielen Ebenen emotionale Rückkehr nach Leverkusen.
Leverkusener Medaillengewinner
Insgesamt sechs Medaillen haben paralympische Sportler mit nach Leverkusen gebracht: Bronze gewannen Maurice Wetekam und Irmgard Bensusan; Silber Johannes Floors und Nele Moos; Gold ging an Markus Rehm und Taliso Engel.
Auch geehrt wurde im Rahmen der Willkommensfeier Hendrik Müller, der bei der U20-WM in Lima den Weltmeistertitel im Stabhochsprung gewann. Seine Teamkollegen haben an der Stabhochsprunganlage in der Fritz-Jacobi-Halle ein riesiges Banner aufgehängt: „World Champion H. Müller“ steht dort in schwarz-rot-goldenen Buchstaben.
Ein Aktionstag für Kinder der zweiten bis fünften Klasse mit Beeinträchtigung findet am Sonntag, 22. September, zwischen 11 und 14 Uhr in der Leichtathletik-Halle des TSV Bayer 04 an der Kalkstraße 46 statt. Sie können dabei Para-Sportangebote der verschiedenen Vereine ausprobieren und Athletinnen und Athleten treffen, die an den Paralympics 2024 in Paris teilgenommen haben. Die Veranstaltung ist kostenfrei.