AboAbonnieren

„Diese Entwicklung macht Angst“Leverkusener Rettungskräfte erzählen von Gewalt

Lesezeit 2 Minuten
leverkusen-ulrich-fucks-ALF_4854

Ulrich Fucks vom Malteser Hilfsdienst

LeverkusenViele Rettungskräfte erleben Gewalt, Pöbeleien und traumatisierende Zustände. Wir haben uns mit zwei von ihnen unterhalten.

„Der Nachbar eines Ehepaars rief neulich bei uns um zwei Uhr nachts an und meldete einen heftigen Streit. Wir rückten mit zwei Leuten aus, um uns die Sache anzusehen – oft reicht es ja, beide zu trennen, sie ein bisschen schreien zu lassen und so körperliche Gewalt zu verhindern. Darin sind wir geschult. Die Polizei war noch nicht da, als die Frau meiner Kollegin vor dem Haus mitten ins Gesicht schlug. Glücklicherweise kam die Polizei kurz darauf bei uns an, sodass die Sache unter Kontrolle blieb. Am meisten schockiert einen so etwas, wenn man es nicht erwartet.“

Ulrich Fucks, Leiter Notfallvorsorge der Malteser Leverkusen

le-umfrage_(2)

Tim Feister von den Maltesern Leverkusen

„Einer meiner Kollegen behandelte auf dem Schlebuscher Karnevalszug gemeinsam mit unserem Notarzt gerade einen Verletzten. Das machen wir dort im Minutentakt, dafür sind wir da. Als Einsatzleiter stand ich wenige Meter von der Behandlung entfernt. Zwei Kollegen stellten sich vor den Rettungswagen, um Schutz zu gewähren. Dann kam eine Gruppe betrunkener Jugendlicher und stellte sich hinter die Absperrung. Einer von ihnen konnte nichts von der Behandlung sehen und schrie meinem Kollegen entgegen, er solle aus dem Weg gehen. Dann fing er an, auf den Notarzt zu spucken und während der Behandlung auf meinen Kollegen einzuschlagen. Gemeinsam mit der Polizei ging ich sofort dazwischen, um den jungen Mann zu fixieren. Beide Einsatzkräfte waren total geschockt. Leider ist das nur einer von vielen Fällen, die ich in den letzten Jahren erleben musste. Die Gewalt gegen uns Einsatzkräfte nimmt spürbar zu, der Respekt nimmt ab. Wenn man vor einigen Jahren an Karneval durch die Menge gelaufen ist, wurde man freundlich begrüßt, Leute haben sich bedankt. Mittlerweile ist es Normalität, dass einem aus Spaß auf den Rücken geschlagen wird. Vielen meiner Mitarbeiter macht diese Entwicklung Angst.“

Tim Feister, Einsatzleiter bei den Maltesern Leverkusen