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Leverkusener SchauspielerJan-Gregor Kremp liebt das Klavier, Billy Joel und Bob Dylan

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Hat ein Faible für Billy Joel, Simon & Garfunkel, die Beatles und andere: Jan-Gregor Kremp.

Leverkusen – Nein: Er ist kein Nerd. Also keiner, „der noch genau weiß, wann und wo er seine erste Platte gekauft hat und von wem die war“. Und auch den Plattenspieler, der bei ihm daheim in Schlebusch auf dem Dachboden steht und vor sich hin einstaubt, hat er seit einer Ewigkeit nicht angeschlossen. Wenn Jan-Gregor Kremp Musik hört, dann tut er das nämlich so, wie fast alle heutzutage – außer den Nerds eben: Er schmeißt den Streaming-Dienst im Internet an. „Da gibt es die „Best of Kremp“-Liste“, sagt er. „Und da ist alles drin, was mir Freude macht.“ Mehr ist nicht nötig.

Und doch ist genau dieses Freudemachen dann doch etwas, das zeigt: Jan-Gregor Kremp, Schauspieler und bis zu Beginn des Jahres noch als „Der Alte“ im TV-Komissardienst unterwegs, hat’s auch mit der Musik. „Ich wurde nur anders geprägt.“ Sprich: Auch er ist lohnendes Ziel für einen Lauschangriff.

Hausmusik in der Familie

Der erste Schritt in seiner musikalischen Sozialisation erfolgte daheim: „Wir waren sechs Kinder. Drei Jungs, drei Mädchen.“ Ein eigenes Zimmer war nicht drin. „Aber wir hatten ein Musikzimmer“, erinnert er sich. „Darin standen ein Klavier und ein Cello.“ Zudem eine Büste von Mozart, den der Vater verehrte – und die den Sohn eher irritierte „Mozart schaute so ernst drein. Ich habe mich gefragt, ob und warum der nie gelächelt hat.“ Bei so wunderbarer Musik. Doch ob nun lächelnd oder nicht: Unter Mozarts Augen machte die Familie regelmäßig Hausmusik. Mit allem drum und dran. „Und mit Liedern aus der Mundorgel“, wie Jan-Gregor Kremp sagt.

Als irgendwann eine Kompaktanlage ins Haus kam, rotierten vor allem Platten mit Haydns „Schöpfung“ oder Bachs Oratorien auf dem Teller des zugehörigen Plattenspielers. Und „Rockmusik ging gar nicht“. Indes: So langsam entwickelte sich auch ein anderer Geist im Hause Kremp. Als etwa die Beatles hinzukamen – das rote und das blaue Album – ging’s los. „Das hat mich umgehauen“, sagt Jan-Gregor Kremp. Genauso übrigens wie die Songs Leonard Cohen. „Die waren ja irgendwie so schwer depressiv. Aber das war eben Musik von Suchenden. Das konnte ich nachvollziehen.“

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Rockmusik für den Engtanz

Es folgten über die Jahre dann doch Rockbands. Sowas lässt sich ja schließlich nicht aufhalten. Jan-Gregor Kremp hörte Barclay James Harvest, Pink Floyd, Supertramp, Chicago. Dazu Marvin Gaye oder Simon & Garfunkel. „Das war auch die Musik auf unseren Feten. Denn zu vielen Liedern konnte man eng tanzen.“ So richtig schwer angetan war er allerdings von zwei anderen Namen. Erstens: „Blood Sweat & Tears“. Die hatten in ihrem Song „Spinning wheel“ nämlich Bläsersätze. Und Jan-Gregor Kremp spielte seinerzeit selbst Trompete – wenn auch meist in Messen und Gottesdiensten der heimischen Kirchengemeinde. „Bis heute“, betont er, „bin ich für Bläsersätze empfänglich.“

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Das „Rote Album“ der Beatles ist eine jener Platten, die es Jan-Gregor Kremp besonders angetan haben und die bei der musikalischen Sozialisation des Schauspielers aus Schlebusch eine Rolle spielten.

Und zweitens: Billy Joel. „Bei ihm bin ich mit 17, 18 gelandet. Und bei dem hörst du ja auch an allen Ecken und Kanten, dass der sich mit Melodien und Harmonien auskennt.“ Auch sein eigener Sohn hält viel von diesem amerikanischen Weltstar, von dessen Album „Glass Hours“ Jan-Gregor Kremp heute noch stets ein Exemplar – auch auf Vinyl – zur Hand hat. Man kann ja nie wissen. Von guter Musik umgeben zu sein, ist nie verkehrt.

Jazz, Clueso, Mutzke – und Cash

Es folgten Lehrjahre beim Kölner Profimusiker Olaf Weiden. Er schleppte seinen Freund aus Leverkusen mit zu Jazzkonzerten und öffnete ihm Augen und Ohren erneut. „Alle, die Jazz spielen, können ja nach Gehör spielen. Das finde ich großartig! Das hat mich sofort begeistert!“ Als Jan-Gregor Kremp beispielsweise Keith Jarretts „Köln Concert“ zum ersten Mal hörte – empfohlen von Olaf Weiden –, da verschlug es ihm die Sprache. „Da dachte ich nur: Wahnsinn! Was spielt der da?“ Es entstand eine Zuneigung, die bis in die Gegenwart hinein geblieben ist.

Und zu der sich heutzutage Sänger wie Clueso oder Max Mutzke gesellen als Künstler, die Jan-Gregor Kremp zusagen und die er sich gerne anhört – „auch ohne der große Konzertgänger zu sein“. Und die – neben Billy Joel natürlich – nur noch hinter einen Mann zurücktreten müssen: Johnny Cash. Dessen in den letzten Jahren seines Lebens aufgenommenen „American Recordings“ – Cash, die Gitarre und sonst meist nichts – hat es dem Leverkusener angetan. „Diese Musik ist Musik mit unmittelbarer Wirkung.“ Musik, die nicht nur berührt, sondern trifft.

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Die Albumreihe der „American Recordings“ aus dem Spätwerk des Johnny Cash gefällt dem Musikfan Jan-Gregor Kremp außerordentlich gut - allen voran die auf dem dritten Album der Reihe enthaltene Version des irischen Traditionals „Danny Boy

Ran an den Flügel

Und um das noch einmal zu betonen, setzt sich Jan-Gregor Kremp daheim an den im Wohnzimmer stehenden Flügel und intoniert den von Cash auf dessen letzten Alben so grandios interpretierten, alten irischen Folksong „Danny Boy“. „Oh, Danny boy, the pipes, the pipes are calling. From glen to glen and down the mountain side.“