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SondersitzungEhemaliges Café Deyck's in Opladen wird nicht abgerissen

Lesezeit 4 Minuten
Unkraut in Blumenkübeln

In den Blumenkübeln vor dem ehemaligen Deyck´s wuchert das Unkraut. Fußgängerzone

Das gläserne Gebäude muss aufwändig saniert werden, es bestehen Zweifel, ob ein geeigneter Pächter gefunden werden kann.

Die Politiker der Opladener Bezirksvertretung haben sich für den Erhalt des „Glaspalastes“ entschieden, wie sie das aktuell leerstehende Restaurantgebäude in der Fußgängerzone liebevoll nennen. Leicht ist die Entscheidung nicht gefallen, zur Aussprache über den Bürgerantrag für einen Abriss des ehemaligen „Deyck's“ wurde eigens eine Sondersitzung einberufen.

Dabei stellte sich heraus: Der Bürgerantragssteller ist Dirk Pott, stellvertretender Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Opladen (AGO). Pott betont aber, dass er keinesfalls im Auftrag der AGO da sei, sondern den Antrag als Privatperson, als einfacher Leverkusener Bürger, gestellt habe.

Genau jetzt ist die Chance für eine Veränderung
Dirk Pott, Bürgerantragssteller

Seine Argumente sind durchaus einleuchtend. „Genau jetzt ist die Chance für eine Veränderung“, sagt Pott. Der vorherige Pächter hat gekündigt, das Gebäude ist dringend sanierungsbedürftig. Von einer Investitionssumme von rund 250.000 Euro geht die Stadt als Eigentümerin der Immobilie aus, Pott schätzt, dass es wesentlich mehr werden dürfte, mindestens 350.000 Euro.

„Es gibt dunkle Flecken an den Wänden, die auf Schimmel hindeuten und das Dach wird in den nächsten Jahren auch Probleme machen. Das ist noch nicht eingerechnet.“ Außerdem habe es auch im Betrieb immer wieder Probleme mit dem Restaurant gegeben: „Es ist dreckig, der Müll steht vor der Küche, der Keller stinkt.“

Blick in sanierungsbedürftiges Gebäude

Ein Blick durch die Glasfassade ins Innere offenbart den großen Sanierungsbedarf.

Stattdessen stellt Pott sich einen offenen Platz vor, auf dem ein Trinkwasserspender und Sitzbänke eingerichtet werden und durch den die Sichtachsen in der Fußgängerzone offener und freundlicher würden. Dass solch ein Platz zum Beispiel auch für den Opladener Weihnachtsmarkt, den Pott organisiert, von Vorteil sein könnte, erwähnt er nicht. Markus Pott, dem Vernehmen nach früherer Inhaber der Immobilie und Cousin des Antragsstellers, hat an der Sondersitzung nicht teilgenommen, obwohl er normalerweise für Opladen Plus in der Bezirksvertretung sitzt.

Wunsch nach attraktivem Pächter

Die CDU sieht dagegen durchaus eine Perspektive für das Lokal. „Nach den jetzt vorgelegten Zahlen scheint die Investition in das Gebäude sinnvoll“, sagt Matthias Itzwerth. „Wir haben gelernt, dass das Gebäude einst entstanden ist, um die lange Fußgängerzone zu unterbrechen“, ergänzt Carolin Pötzsch, „das wollen wir dann auch aufrechterhalten.“ Die dringende Anweisung beider an die Stadtverwaltung aber: „Bitte suchen Sie einen guten, solventen, attraktiven Pächter, nicht den 17. von irgendwas, was wir schon haben.“ Einen „kleinen gastronomischen Vollsortimenter“, nennt Stefan Pausch (Grüne) das, was den Bezirksvertretern vorschwebt. Ein Abriss würde auch viel Geld kosten und sei nicht nachhaltig, argumentieren die Befürworter des Erhalts.

Doch den gewünschten Pächter zu finden, wird schwierig, glaubt Pott. Mindestens 100.000 Euro müsste dieser für Küche und Inventar investieren. „Gleichzeitig suchen der Schmalztopf und der Kölner Hof neue Pächter, da ist alles vorhanden und selbst dafür finden sich keine Nachfolger.“ Auch Dirk Danlowski (Grüne) hat Zweifel, ob es ein Pächter schafft, Investition und Pacht zu stemmen, Personal ordentlich zu bezahlen und dann auch noch gutes Essen zu bezahlbaren Preise anzubieten.

Ein Schmuckstück war das noch nie. Das Ding können wir ruhig abreißen
Simon Hans Kappes, die Linke

Andreas Keith (AFD) wird noch deutlicher: „Da drin ist eine Spielzeugküche, um ein Baguette zu erwärmen. Damit kann man so ein Objekt niemals wirtschaftlich betreiben.“ Wenn die Stadt eine ordentliche Gastronomie dort haben möchte, müsste sie das Gebäude selbst entsprechend ausstatten und einen günstigen Pachtzins anbieten. „Wenn das unternehmerische Risiko beim Pächter liegt, gibt das eine Bauruine.“ Und zwar eine teure, wenn die Stadt sie zuvor aufwändig saniert, stimmt auch Simon Hans Kappes (Linke) Potts Gedankengang zu: „Ein Schmuckstück war das noch nie. Das Ding können wir ruhig abreißen.“

Anfragen aus den Bereichen Nagelstudio, Friseur und Wettbüro

Nachdenklich stimmt auch, dass das von der Stadt bereits kommunizierte Interesse von möglichen Pächtern nun näher benannt ist und aus den Bereichen „Nagelstudio, Friseur und Wettbüro“ komme. Es soll aber explizit nur für gastronomische Zwecke verpachtet werden.

Auch bei weiteren Nachfragen besteht Unklarheit: Wie ein barrierefreier Zugang zu den Toiletten im Keller gewährleistet werden solle und ob Schimmel in den Wänden bestehe, will Bezirksbürgermeister Ulrich Liebetrau (SPD) wissen. „Über Barrierefreiheit haben wir uns ehrlich gesagt bislang keine Gedanken gemacht“, gesteht eine Verwaltungsmitarbeiterin. Im Keller habe es einmal einen Wasserrohrbruch gegeben und möglicherweise auch Schimmel, welcher Art, wisse sie aber nicht genau.

Nachdem in einer Beratung unter Ausschluss der Öffentlichkeit noch einmal über den Wert des Gebäudes gesprochen wurde, entschieden sich die Bezirksvertreter schließlich für den Erhalt: Nur ein Vertreter der SPD und die Linke stimmten für Potts Bürgerantrag, die restlichen acht dagegen.