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„Es geht nicht mehr anders“Leverkusener Tafel stoppt Aufnahme neuer Bedürftiger

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Die Zahl der Kunden der Tafel  ist enorm angestiegen. Gleichzeitig werden weniger Lebensmittel geliefert.

Leverkusen – Noch bevor die Ausgabestelle der Tafel in Wiesdorf öffnet, hat sich ein Pulk vor dem Tor gebildet. Die ersten zwei Frauen, die in der Dönhoffstraße am Montag um 14 Uhr drankommen, warten geduldig auf die volle Lebensmitteltasche. Tupperdosen werden rübergereicht, Kräutertöpfchen wandern in fremde Hände. Weniger Lebensmittel, aber immer mehr Menschen: Die Tafel in Leverkusen kommt an ihre Grenzen und hat die Reißleine gezogen. Für drei Monate werden keine neuen Kundinnen und Kunden mehr angenommen.

Bereits seit Anfang des Jahres habe man festgestellt, dass man von Supermärkten, Discountern und Großmärkten weniger Lebensmittel erhalte, berichtet Reiner Endlein, zweiter Vorsitzender der Leverkusener Tafel. Üblicherweise sind das Lebensmittel, die nah am Mindesthaltbarkeitsdatum sind. Die finden offenbar gerade andere Abnehmer und könnten anderweitig noch günstig verkauft werden, vermutet er. Bei den aktuell höheren Preisen insgesamt „suchen sich viele auch die günstigeren Lebensmittel aus“. „Es ist keine Mutwilligkeit der Firmen, es ist ein anderes Kaufverhalten“, analysiert er.

Mehr Bedürftige

Ein weiterer Punkt ist „die enorme Steigerung“ der Bedürftigen. Es gebe aktuell weiteren Zulauf von Rentnerinnen und Rentnern und Hartz-IV-Empfängern. Einige hätten sich vielleicht vorher geschämt, vermutet Endlein, jetzt kommen die Menschen wegen gestiegener Kosten für den Lebensunterhalt und Energie zur Tafel.

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Die Tafel verhängt einen Aufnahmestopp – für drei Monate.

Hinzu kommt, dass auch viele Geflüchtete aus der Ukraine zur Tafel kommen. Mithilfe von Dolmetschern der Stadt hat der gemeinnützige Verein auch die Regeln und den Ablauf der Ausgabe ins Ukrainische übersetzen lassen. 350 Ausweise für Geflüchtete hätten sie zurzeit ausgegeben. Zur Erklärung: Mit einem Ausweis kann man auch Lebensmittel für mehrere Personen wie zum Beispiel für eine Familie erhalten. Bei den Geflüchteten aus der Ukraine verbergen sich oftmals Frauen mit Kindern dahinter.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Gab es im Januar dieses Jahr 4.400 Bedürftige, die zur Leverkusener Tafel gekommen sind, waren es im Februar 4.800, im März sprang die Zahl auf 6.500, im April liegt sie bei 7.500.

Die Lebensmittelknappheit und die höheren Zahlen der Bedürftigen hätten zuletzt sogar dazu geführt, dass die letzten Kunden der Ausgaben weniger oder fast gar nichts mehr bekommen hätten. Also wurde im Vorstand entschieden: Man will drei Monate erstmal keine neuen Kundinnen und Kunden aufnehmen. Dann wollen die Verantwortlichen weiterschauen. „Es geht nicht mehr anders,“ schreibt auch Adolf Staffe, erster Vorsitzender der Leverkusener Tafel, „der Kuchen, der zu verteilen ist, wird immer kleiner“.

„Wir haben uns gegen einen längeren Aufnahmestopp gesträubt“, erklärt sein Kollege Reiner Endlein. Prinzipiell habe man die Hoffnung, dass sich „die Situation in zwei bis drei Monaten entspannt“, gibt sich der zweite Vorsitzende der Tafel in Leverkusen optimistisch. Zur Not hätte man noch die Option, statt zwei Ausgaben pro Woche nur einmal Essen auszugeben. Der Bedarf und die Notwendigkeit sind da: Aktuell wartet man sieben Wochen auf einen Ausweis.

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Die Notbremse ist aber auch dazu da, die Mitarbeiterschaft zu schützen. 180 bis 200 Ehrenamtler und Ehrenamtlerinnen arbeiteten bei den Ausgabestellen, erklärt Endlein. Die Bürozeiten seien schon ausgedehnt worden, man arbeite schon länger, um zum Beispiel bestehende Ausweise zu verlängern. Immer mehr geht auch nicht, schließlich ist die Arbeit freiwillig und viele hätten auch Familie. „Wir wollen unbedingt allen helfen, aber wollen auch unsere Mitarbeiter schützen und nicht über die Grenzen hinausgehen.“ Nach den geplanten drei Monaten wird die Lage neu analysiert und über das weitere Vorgehen entschieden.

Sechs Ausgabestellen unterhält die Tafel, jeweils in Alkenrath, Manfort, Quettingen, Wiesdorf und zwei in Opladen. Die aktuellen Ausgabezeiten findet man auf der Webseite.