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Gierlichs in der Corona-KriseToilettenpapier ohne Verpackung - das geht nicht

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Alexandra (l.) und Stephanie Gierlichs im Lager des Wellpappenwerks. Dort war in den ersten Wochen der Corona-Krise außergewöhnlich viel zu tun.

  1. Es ist nicht nur Toilettenpapier. Auch Milch und Medikamente sind gefragt wie nie.
  2. Deshalb stößt die Verpackungsfirma Gierlichs in Corona-Zeiten an ihre Grenzen.
  3. Lesen Sie hier, wie das Unternehmen die Extremsituation meistert und was Stephanie Gierlichs von der Zukunft erwartet.

Leverkusen – Es ist nicht nur Toilettenpapier. Auch Paracetamol, Seife, Milch, Windeln und Wein waren in den vergangenen Wochen extrem gefragt. Im März musste die Produktion um 20 Prozent wachsen – die von Verpackungen. Im April ist die Kurve etwas abgeflacht. Mit plus zehn Prozent rechnet Stephanie Gierlichs.

Im Quettinger Wellpappenwerk werden die Umverpackungen hergestellt, ohne die kein Liter Milch auf der Palette stehen bliebe. Die Zwischenböden aus Pappe, ohne die jeder Toilettenpapier-Stapel zusammenbräche. Ebenso die Transportverpackungen für gefragte Medikamente, Seife und Weinkartons.

Allein die Milch: 200 Millionen Liter seien in den Wochen nach dem Beginn der Corona-Krise von den Molkereien ausgeliefert worden, mit denen Gierlichs zusammenarbeitet. „Man kann sich vielleicht vorstellen, was in den letzten Wochen los war. Wir sind an unsere Grenzen gestoßen“, ist Stephanie Gierlichs’ Zwischenbilanz am Montag. Den Milch-Boom erklärt sie sich damit, dass viel mehr Leute als sonst den ganzen Tag daheim sind. „Dann wird das Müsli für die Kinder natürlich zu Hause gemacht.“ Dazu komme: Das Phänomen der Hamsterkäufe erstrecke sich anscheinend auf alle Grundnahrungsmittel. Die enorme Nachfrage nach Seife sei entstanden, „als es ungefähr kein Desinfektionsmittel mehr gab“.

Zum Glück kein Regen

Für die Traditionsfirma, die in Quettingen in einem Wohngebiet zwischen Maurinus- und Herderstraße eingezwängt ist und ihre Lagerkapazitäten dringend erweitern will, war die Dürre der vergangenen Wochen ein Segen. „Über drei Wochen mussten wir Verpackungen unter freiem Himmel lagern“, berichtet die Juniorchefin. Bei starkem Regen wäre das Material hinüber und die Lieferkette unterbrochen gewesen.

Mehr Platz muss her

Ein knapp 20 Meter hohes, vollautomatisch betriebenes Lager soll die Platzprobleme des Wellpappenwerks Gierlichs in Quettingen beheben – und zwar „auf jeden Fall für die nächsten 20 Jahre“, so am Montag Stephanie Gierlichs aus der Geschäftsführung. Das Lager soll laut Plan Platz für 9700 Paletten haben. Das ist die dreifache Kapazität der heutigen Einheit. Dazu soll eine neue Versandhalle kommen. Der Neubau würde rund ein Drittel des 36 000 Quadratmeter großen Firmengeländes einnehmen. Mehr Lkw-Verkehr wäre nicht zu vermeiden: 78 statt 52. Die Genehmigung des Projekts durch die Stadt steht aus. (tk)

Ein weiterer Glücksfall: Gierlichs’ Arbeit am Limit wurde nicht durch einen Infektionsfall in der rund einhundertköpfigen Belegschaft behindert. Auch dann wäre es ganz schwierig geworden. Aber auch dafür mussten die Angestellten Besonderes leisten: Die Frühschicht sei um eine halbe Stunde vor auf 5.30 Uhr, die Spätschicht um eine halbe Stunde nach hinten verlegt worden, so Gierlichs. Die jeweils 25 Leute seien sich beim Wechsel nicht mehr begegnet.

Abstandsregeln und Maskenpflicht

Auch im Versand seien sofort strenge Abstands- und Hygieneregeln eingeführt, die Mitarbeiter geschult worden, sagt die Geschäftsführerin. Und ab jetzt gilt auch im Wellpappenwerk Gierlichs eine Mund- und Nasenschutz-Pflicht. Auf die mancherorts immer noch knappen FFP-2-Masken werde verzichtet, so Gierlichs: „Wir möchten lieber, dass Pfleger oder Ärzte ausreichend Schutzausrüstung haben.“ Die Büro-Arbeitsplätze seien fast ausnahmslos zu den Angestellten nach Hause verlegt worden. Um die technischen Voraussetzungen dafür zu schaffen, „hat unsere EDV echt gezaubert“, sagt die Geschäftsführerin. Das klappe gut, und trotzdem verspürten viele Mitarbeiter nach ein paar Wochen Heimarbeit Sehnsucht nach dem gewohnten Arbeitsplatz. „Wann dürfen wir wieder ins Büro kommen“, werde immer öfter gefragt.

Ihr Vater Heribert scheint sich inzwischen einigermaßen an die Arbeit von daheim gewöhnt zu haben. Auch in der Geschäftsführung des Wellpappenwerks gilt das Distanzgebot: Stephanie und ihrer Schwester Alexandra kommen ins Büro, die ältere Generation bleibt zu Hause.

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Wie lange das noch so bleibt - „das entscheiden wir von Woche zu Woche“, sagt Stephanie Gierlichs. Und dann sollen die Beschäftigten auch nur nach und nach zurück an die Maurinusstraße geholt werden. Jüngere zuerst, ältere Mitarbeiter später. Das könnte das Prinzip sein.

Wie lange die Hochkonjunktur bei Gierlichs anhält, kann die Geschäftsführerin erst recht nicht absehen. Auch hier hängt alles vom Virus ab.