Nach drei Monaten konnte der Leverkusener sein Angebot endlich umsetzen.
LerchengasseLeverkusener will mit Geflüchteten Wikingerschach bauen – Diskussion mit Behörden
Selbst als alles genehmigt ist und der Tag der Aktion unmittelbar bevorsteht, läuft noch nicht alles rund für Werner Baringhaus-Tesch. Der Leverkusener steht vor der Geflüchtetenunterkunft an der Lerchengasse in Lützenkirchen und diskutiert am Telefon mit jemandem von der Stadtverwaltung. Am folgenden Tag, einem Samstag, will er mit einigen Bewohnern der Unterkunft auf dem Sportplatz unmittelbar daneben Wikingerschachutensilien bauen.
Doch der Aushang, den Baringhaus-Tesch dafür in der Unterkunft aushängen wollte und für den er auch eine Genehmigung hatte, hat der Sicherheitsdienst wieder abgenommen. Offenbar ist die Nachricht über die Genehmigung nicht bei den Sicherheitskräften angekommen. Nach ein paar Telefonaten ist dann alles geregelt. Die Aktion, die der Leverkusener vor drei Monaten schon geplant hatte, kann stattfinden.
Leverkusen: Behörden reagieren nicht
Er hatte es sich eigentlich ganz einfach vorgestellt. Eines schönen Tages spielte er mit Bekannten auf dem Sportplatz Wikingerschach. Ein Gemeinschaftsspiel, bei dem man – vereinfacht gesagt – mit einem Holzstab andere Holzklötze umwerfen muss. Die Mannschaft, die das am besten hinbekommt, gewinnt. Schnell gesellen sich Geflüchtete dazu, schauen erst zu, aber Baringhaus-Tesch bemerkt, dass sie offenbar mitspielen wollen. Es entwickelt sich ein fröhlicher Nachmittag, wie er sich erinnert.
Dann kommt er auf die Idee, anzubieten, mit den Geflüchteten ein solches Holzspiel zu basteln. Sein eigenes hat Werner Baringhaus-Tesch auch selbst gemacht. Er weiß natürlich auch, dass er nicht einfach in die Unterkunft gehen kann, um dafür zu werben. Er braucht Genehmigungen.
Werner Baringhaus-Tesch nimmt Kontakt zur Stadt auf und hofft, sein Vorhaben schnell umsetzen zu können. Aber er sieht sich getäuscht. Zunächst, so schildert er es, stößt er bei einem Mitarbeiter auf Begeisterung. Dann hört er wochenlang nichts, auf Mails wird nicht geantwortet. Der Mailverkehr liegt der Redaktion vor.
Irgendwann antwortet ein anderer Mitarbeiter: „Nach intensiver Prüfung, muss ich Ihnen mitteilen, dass es in der Unterkunft Lerchengasse zurzeit keine Kapazitäten für weitere Ehrenamtler gibt. Es werden bereits alle Familien mit Bedarf von Ehrenamtlern betreut und es gibt auch mehrere Projekte.“
Werner Baringhaus-Tesch versteht das nicht, bohrt weiter nach. Irgendwann ist die Aktion genehmigt. Nach drei Monaten. Das Wikingerschachbastlen schließlich wird zum großen Erfolg. Zahlreiche Bewohner beteiligen sich, haben viele Stunden Spaß.
Die Stadt spricht auf Anfrage des „Leverkusener Anzeiger“ von einer „unglücklichen Verkettung von Kommunikationslücken“. Die Mitarbeiter des zuständigen Fachbereichs hätten sich über das Angebot gefreut, weil es aus einer schönen Situation entstanden sei, sagt Stadtsprecherin Britta Meyer. Und weiter: „Allerdings sind in diesem Fall die Informationen über das Angebot und Vorhaben von Herrn Baringhaus-Tesch so weitergegeben worden, dass auch der Sicherheitsdienst in der Einrichtung informiert ist. Daher kam es zu der unglücklichen Rückmeldung an Herrn Baringhaus-Tesch, die aber in verschiedenen Telefonaten geklärt werden konnte. Zugleich wurde auch das Problem mit dem fehlenden Aushang geregelt, sodass die Veranstaltung wie gewünscht stattgefunden hat.“
Dass das alles für Baringhaus-Tesch ärgerlich sei, sei nachvollziehbar und zu entschuldigen, sagt Britta Meyer. Denn ehrenamtliches Engagement sei wertvoll und überlebenswichtig für gelungene Integration. Aber: „Allerdings ist es als verantwortliche Behörde auch unsere Pflicht, die Unterkünfte Geflüchteter bestmöglich zu schützen. Dazu gehöre unter anderem der sehr restriktiv geregelte Zutritt in die Unterkünfte. Im Falle von Herrn Baringhaus-Tesch hat daher der zuständige Sicherheitsdienst ordnungsgemäß und richtig gehandelt. Denn Ausnahmen für ehrenamtlich tätige Bürgerinnen und Bürger kann es hierbei nicht geben.“