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Leverkusener Würger-Prozess„Ich lebe in der Hölle“

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Leverkusen – Dreieinhalb Stunden dauert die Befragung des Opfers. Am Ende sind trotzdem nicht alle Widersprüche geklärt. Sicher ist: Bassam H. hat seine Frau Amira (alle Namen geändert) mit zwei Gürteln und seinen Händen gewürgt, ihr mehrmals gesagt: „Heute bringe ich Dich um.“

Zur Halbzeit des Prozesses gegen ihren Mann soll die dreifache Mutter berichten, was genau geschehen ist in ihrer Wohnung in der Bismarckstraße. Nach den bisherigen Erkenntnissen der Justiz war Bassam H. am Abend des Fronleichnamstages über seine Frau hergefallen. Zunächst in der Küche, danach warf er sie im Schlafzimmer aufs Bett. Im Verlauf der Attacken verlor die 27 Jahre alte Frau das Bewusstsein. Ob einmal oder mehrmals – das lässt sich am Montag trotz beharrlicher Nachfragen nicht herausfinden.

Zeugenaussagen bestätigt

Beobachtungen von außen, die ein Passant und zwei Nachbarn der Polizei zu Protokoll gegeben und nun im Prozess bestätigt hatten, passen indes zur Aussage der Ehefrau: Im Schlafzimmer habe sie sich von ihren Mann befreien, auf den Balkon fliehen können. Dort rang sie nach Luft und rief um Hilfe.

Die kam bald: Mehrere Streifenwagen trafen kurze Zeit später ein, führten den tobenden Ehemann ab und steckten ihn danach ins Gefängnis. Das hat Bassam H. in den vergangenen vier Monaten nicht verlassen können. Ob sich das am Freitag ändert, ist offen: Dann will die 20. Große Strafkammer am Kölner Landgericht ihr Urteil sprechen.

Die Ehe ist ein Desaster

Für Amira H. ist spätestens nach dem 11. Juni klar, dass die Ehe mit ihrem 13 Jahre älteren Landsmann ein Desaster ist. „Ich lebe in der Hölle.“ Und eine ganz schlimme Enttäuschung. Über Jahre habe sie in Marokko darauf gewartet, dass er seine Scheidung in Deutschland über die Bühne bringt. Sie habe ihm vertraut, als er versichert habe: „Du kannst Dein Studium in Deutschland weitermachen.“

Doch nachdem sie 2015 nach Leverkusen gekommen war, sei es nur noch um Familie gegangen. „Er hat gesagt: «Ich will viele Kinder haben. Das bringt viel Geld.»“ Sogar die Pille habe ihr Mann versteckt. Tatsächlich gingen schnell drei Kinder aus der Ehe hervor.

Deutschkurs? „Das brauchst Du nicht“

Als Amira, die neben Berberisch und Arabisch auch Französisch spricht, einen Deutsch-Kurs machen will, habe ihr Mann das kategorisch abgelehnt. Das sei nicht nötig – „und ich könnte da andere Leute kennenlernen“. Das sei ihrem Mann, der keinen Schulabschluss machen konnte, sich in Deutschland mühsam ein bisschen Lesen und Schreiben beigebracht hat, niemals recht gewesen.

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Auch an dem Abend, an dem die Lage außer Kontrolle geriet, sei es darum gegangen, so Amira: Nachmittags sei sie mit den Kindern draußen gewesen – prompt habe ihr Mann ihr Vorwürfe gemacht und sie bedroht. Wie es weiterging, ist im Groben unstrittig. Trotzdem soll das Opfer dem Gericht zeigen, wie ihr Mann zwei Gürtel in Schlingen gelegt hat. Dazu dient ein Kopfhörerkabel und ein Hosengürtel von einem der Verteidiger.