Aus „Höhle der Löwen“ bekanntKiu Ghaderi produziert persönliche Liebeslieder

Kiu Ghaderi hat vor 20 Jahren das Tonstudio Air Audio in Manfort aufgebaut, seit 2014 produziert er auch Liebeslieder.
Copyright: Ralf Krieger
Leverkusen – Anlässe für ein Liebeslied gibt es viele: Geburtstag, Hochzeit, Jahrestag. „Ganz oft ist es auch so, dass jemand Mist gebaut hat und sich mit einem Lied entschuldigen möchte“, sagt Kiu Ghaderi. Der Leverkusener bietet über die Plattform my-lovesong.de individuelle Liebeslieder an, die er mit Profisängern in seinem Studio in Manfort produziert.
Start in der Höhle der Löwen
Aber in keiner Zeit sind Liebeslieder so stark gefragt, wie zu Weihnachten. Etwa 60 Prozent der Anfragen kommen ab Anfang Oktober, meistens mit Bezug zum Fest der Liebe. Seit Ghaderi die Seite nach einer Teilnahme an der Vox-Sendung „Die Höhle der Löwen“ 2014 an den Start gebracht hat, ist die Nachfrage jedes Jahr um 20 bis 60 Prozent gestiegen. Bis zum Corona-Jahr 2020. „Bis Mitte November war das unser schlechteste Jahr“, sagt Ghaderi. Dann ist das Weihnachtsgeschäft angelaufen, viel später als sonst. „Vielleicht war zuvor die Unsicherheit zu groß, ob Weihnachten überhaupt irgendwie gefeiert werden kann“, mutmaßt der Diplom-Audioingenieur. Dabei lässt sich eine musikalische Botschaft doch besonders gut auch auf Distanz übermitteln. „Aber man will dann natürlich auch die Reaktion des Beschenkten sehen.“
Gescheiterte Kooperation
Als der gebürtige Iraner, der mit sechs Jahren nach Leverkusen kam, die Idee von „my-lovesong“ 2014 in der ersten Staffel von „Höhle der Löwen“ vorstellte, waren viele Investoren interessiert. Mit Jochen Schweitzer wurde sich Ghaderi in der Sendung einig, danach aber scheiterte die Kooperation. Ghaderi ging das hohe finanzielle Risiko ein, die Plattform alleine aufzuziehen – und ist heute froh darüber. „Wenn wir diese Lieder produzieren, geht mir das Herz auf“, sagt Ghaderi. „Mein Team ist großartig. Wir lachen so viel, sind gerührt und haben regelmäßig Gänsehaut.“ Acht Mitarbeiter arbeiten regelmäßig für ihn, vier bis fünf helfen in Hochzeiten aus. Unter den sechs Profisängern, die die Liebeslieder einsingen, ist auch Jay Oh, der 2015 die RTL-Show das Supertalent gewann. So ist „my-lovesong“ zu einem zweiten Standbein im Tonstudio Air Audio geworden, das auch Werbeaudios für Unternehmen produziert.

Den persönlichen Song gibt es auf CD, auf USB-Stick oder in kürze auch auf einer kleinen Bluetooth-Box zum mitnehmen.
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Zwei Auswahlmöglichkeiten bietet der Leverkusener an: Der Song mit der eigenen Geschichte kostet aktuell 150 Euro, außerdem gibt es für 20 Euro die Möglichkeit, in eine Auswahl von Liedern die eigenen Namen einsetzen zu lassen. „Dafür haben wir mit sechs Sängern mehr als 30 000 Namen am Stück aufgenommen, danach schwirrt einem echt der Kopf“, erinnert sich Ghaderi lachend.
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Für das Lied mit der eigenen Geschichte schicken die Interessenten Inhalte ein und suchen eine von drei Stilrichtungen aus: Ballade, Pop oder Schlager. „Die Hinweise gehen von drei Stichworten bis zu zehn DIN-A4-Seiten in Schriftgröße sechs“, sagt der Audioingenieur. Diese schickt er an professionelle Songwriter, die dem Auftraggeber dann eine erste Komposition zuschicken. „Die wird so lange kostenlos überarbeitet, bis dieser restlos zufrieden ist“, sagt der Geschäftsführer. Und dann von den Sängern im Manforter Tonstudio eingesungen. Etwa zehn Tage dauert das, die Deadline für Heiligabend liegt am 15. Dezember. „Wir hatten aber auch schon den Fall, dass sich jemand gemeldet hat mit: »Wir heiraten in drei Tagen!«“, erzählt Ghaderi. In Nachtschichten hat das Team auch das hinbekommen.
Die Tränen fließen
Besonders freut sich Kiu Ghaderi, wenn er Rückmeldung bekommt, wie das Lied angekommen ist. Wie etwa die von Hannelore. „Ich habe meinem Egon in 55 Ehejahren schon viele Geschenke und Überraschungen gemacht“, schrieb die Seniorin. „Aber ich habe ihn noch nie weinen sehen. Als ich das Lied anmachte, flossen die Tränen und wir hatten anschließend die schönste Unterhaltung.“
Und wie oft klappt die Versöhnung per Liebeslied? Genau weiß Ghaderi das natürlich nicht. „Ich höre häufig: »Wir sind zwar noch nicht wieder zusammen, aber durch das Lied haben wir endlich mal wieder miteinander gesprochen«.“ Musik öffnet eben die Herzen.