Lokales StartupSchlebuscher entwickelt nachhaltigen Dünger aus Bambus
Leverkusen – Jung, motiviert, innovationsgetrieben – das alles sind Attribute, mit denen das Klischeebild eines Startup-Gründers beschrieben werden könnte. Robin Riesenbeck ist genau das, und: Er will nachhaltige Ideen verwirklichen. „Mir ist wichtig, dass meine Kinder mit etwas aufwach-sen, was sich Zukunft nennen darf“, erklärt der Leverkusener.
Riesenbeck ist 35 Jahre alt, zweifacher Vater und in der Startup-Szene äußerst umtriebig. Nach der Schule machte er eine Ausbildung zum Mediengestalter und studierte danach dual in Köln Online-Marketingmanagement. Schnell stellte er jedoch fest, dass ihm der klassische Arbeitsalltag nicht gefiel. „Ich hatte den Trieb, nicht in diesem typischen Hamsterrad zu leben. Ich hatte das Gefühl, dass das nicht vereinbar ist mit einem Leben mit Familie. Man steht morgens auf, ist den ganzen Tag weg und sieht die Kinder erst abends wieder“, sagt Riesenbeck.
Als selbstständiger Grafiker und Webdesigner fand er den Ausstieg aus dem typischen Hamsterrad. Für Riesenbeck gehörte für den vollständigen Ausstieg allerdings noch mehr dazu, als bloß der eigene Chef zu sein. „Was mich antreibt, ist, dass ich mein eigenes Ding machen möchte und mich selbst verwirklichen möchte“, sagt er. Die erste Idee, ein Shop für nachhaltig und fair produzierte Yogakleidung, scheiterte am Zeitmangel. Die Idee eines nachhaltigen Modelabels war damit jedoch noch nicht vollkommen in Luft aufgelöst – Riesenbeck gründete wenig später das Modelabel „Fairwalk“. „Eineinhalb Jahre haben wir Fairwalk am Leben gehalten, aber Zeitmangel, Geldmangel und die hohe Konkurrenz in der Modebranche sind eine schlechte Kombination gewesen“, erklärt er. Besonders in der Mode ist die Konkurrenz zwischen nachhaltigen Alternativen zu „Fast Fashion“, also Kleidung, die billig und schnell hergestellt und verkauft wird, sehr hoch. Dass zwei seiner Vorhaben wenig erfolgreich waren, hielt den Gründer nicht davon ab, andere Ideen weiter zu verfolgen.
Viel Potenzial im Pflanzensektor
Tatsächlich kommen manchmal die Ideen von wie von selbst auf einen zu, bei Riesenbeck passierte dies durch einen Bekannten aus der Gründerszene. „Es steckt sehr viel Potenzial für Innovation im Pflanzensektor“, erzählt Riesenbeck. Durch die klimatischen Veränderungen, Wassermangel in vielen Regionen der Welt und eine wachsende Weltbevölkerung wird Nahrungsmittelsicherheit wichtiger denn je. „DeNatura“ heißt das Startup von Riesenbeck und seinem Bekannten Claus Egger, das Biostimulanzien für Garten- und Balkonpflanzen anbietet, eine Art Düngemittel, das Pflanzen gegenüber Trockenheit und Frost resistenter werden lässt.
Dafür verwenden Riesenbeck und Egger Bambusextrakt, das mithilfe von Trockendestillation aus der Bambuspflanze gewonnen wird und laut „deNatura“ eine natürliche und ökologische Alternative zum konventionellen Pflanzendünger ist. „Das Produkt ist nachhaltig und funktioniert anders als der klassische Dünger, der die kompletten Nährstoffe liefert“, erläutert Riesenbeck. Zurzeit steht „deNatura“ im Austausch mit mehreren Universitäten, unter anderem mit der TU München, der Universität Marburg und der ETH Zürich. Dort wird daran geforscht, wie das Extrakt gegen Schädlinge wie zum Beispiel den Borkenkäfer wirkt, welche weiteren Anwendungen infrage kommen und welche Vorteile die Verwendung des Mittels bei Kakaopflanzen bringen kann.
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Gewonnen wird das Extrakt aus Bambus aus Ghana, wo Riesenbeck und Egger ökologische Landwirtschafts- und Aufforstungsprojekte unterstützen und mit weiteren deutschen Startups an der „Great Green Wall“ in der Sahel-Zone beteiligt sind. Dort sollen von West- bis Ostafrika mehr als 8000 Kilometer Bäume gepflanzt werden, so dass sich ein grünes Band über den Kontinent erstreckt.
Dass der Pflanzenschutzsektor ein hart umkämpftes Feld ist, auf dem vor allem große Unternehmen das Sagen haben, weiß der Schlebuscher. „Große Unternehmen dominieren den Markt. Es gibt viele Global Player, da redet man von Milliarden Euro, die dahinter hängen. Vor solchen Unternehmen haben wir natürlich Respekt“, erzählt Riesen-beck, der zurzeit noch mit Egger alleine im Startup arbeitet, aber auf der Suche nach Fördergeldern und möglichen Investoren ist. Für die Zukunft erhofft er sich viel aus der Idee – eine Ausweitung der Anwendungsbereiche, eine größeres Forschungsnetzwerk und Kooperationen mit anderen nachhaltig orientierten Unternehmen. Um in Deutschland eine startup-freundliche Umgebung zu schaffen, brauche es Verbesserungen an mancher Stelle, findet der junge Gründer.
„Man kann Deutschland nicht mit den USA vergleichen, die Voraussetzungen und Regulierungen sind hier sehr hoch. Damit können Innovationen kaputt gehen, gleichzeitig schützen sie natürlich auch die Verbraucher. Das ist sowohl Fluch als auch Segen“, sagt Riesenbeck. Er sieht Verbesserungspotential vor allem im bürokratischen Aufwand des Gründungsprozesses selbst.