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Manforter HofMit der Leverkusener Traditionsgaststätte könnte es 2024 aus sein

Lesezeit 3 Minuten
Manforter Hof, Pächterin Melitta Stefanovska. Foto: Ralf Krieger

Manforter Hof: Die Pächterin Melitta Stefanovska will aufhören.

Die Zukunft des Manforter Hofs ist ungewiss, wie und ob es mit der Traditionsgaststätte weitergehen kann, ist derzeit offen.

Der Manforter Hof ist nicht irgendeine Leverkusener Kaschemme. 1911 gebaut, macht er den Eindruck eines gut geführten Hauses, mit gemütlichen Sitzecken, Holzvertäfelung, wie es sich für ein Brauhaus gehört, mit Sprossenfenstern und Kronleuchtern. Und mit einer gutbürgerlichen Küche. Grundsätzlich ist Leverkusen an solchen Immobilien arm. Im vielfach geschundenen und verbauten Stadtteil Manfort steht dieses Brauhaus da wie ein Denkmal.

Manforter Hof. Foto: Ralf Krieger

Der Manforter Hof, erbaut 1911 oder 1912.

Doch die Zukunft erscheint gerade ungewiss, denn die Wirtin Melitta Stefanovska will aufgeben. Sie hat ihren Pachtvertrag zum Jahresende gekündigt; seit 2014 macht sie den Gaststättenbetrieb inklusive der Vermietung von acht Zimmern. Herauszuhören ist, dass es zwischen den Hauseigentümern und ihr, der Pächterin, nicht harmonisch läuft.

Besitzer der Immobilie ist der Kölner Gerd Wüstner, ein Urgroßenkel von Karl Graue, dem Erbauer des Manforter Hofs. Seine 2021 verstorbene Tante Katharina Rühle sei eine Tochter des Erbauers gewesen. Dass die derzeitige Pächterin aufhören will, bestätigt er. „Wir müssen überlegen, wie es weitergeht“, sagt Wüstner, „es gibt keinen Plan, den platt zu machen.“

Ob das Brauhaus-Konzept noch tragfähig ist, davon sei er nicht mehr ganz überzeugt. Er sagt, er habe bei der Dom-Brauerei gearbeitet, und acht Jahre lang schmissen seine Frau und er den Laden in Manfort selbst. 1995 habe er den Gasthof kernsaniert; Wüstner, der sich vor 20 Jahren aktiv in die Stadtteil-Initiative „Wir in Manfort“ einbrachte, sagt, er kenne jeden Stein in dem Gebäude. Allerdings möchte er den Hof als 65-Jähriger nicht mehr selbst übernehmen.

Manforter Hof. Foto: Ralf Krieger

Für den Stadtteil war die Gaststätte immer ein Treffpunkt.

Wüstner sagt aber, dass er grundsätzlich mit dem Standort hochzufrieden sei. Die Norma-Filiale gleich nebenan laufe glänzend, da gebe es einen Vertrag mit langer Laufzeit.

Auch der Mutzbach spielt eine Rolle, denn der Manforter Hof steht angeblich im Überschwemmungsgebiet. Dort etwas Neues zu bauen, könnte Probleme mit sich bringen. Wüstner sagt, weil der verrohrte Mutzbach unter dem Parkplatz fließe, sei er beim Bauamt der Stadt Leverkusen „vor die Pumpe“ gelaufen. Als er hinter dem Manforter Hof entlang der Rathenaustraße Wohnhäuser habe bauen wollen, habe man ihm gesagt, man dürfe an der Stelle höchstens Häuser auf Stelzen bauen. Der Mutzbach überschwemmte den nahen Lindenhof beim Hochwasser 2021. Wüstner sagt, seine alte Tante habe allerdings in 90 Jahren kein einziges Hochwasser am Manforter Platz erlebt.

Manforter Hof. Foto: Ralf Krieger

Eine historische Aufnahme mit schönen Autos: der Manforter Hof im vergangenen Jahrhundert, ausweislich des im Vordergrund links zu sehenden Opel Ascona B entstand die Aufnahme nach 1975.

Die Karnevalsfreunde Manfort sind 1930 im Manforter Hof gegründet worden und sind dort oft zu Gast. Im Verein macht man sich Sorgen wegen der Kündigung der Wirtin. Sollte die Gaststätte wegfallen, gäbe es kaum noch ein Lokal in Manfort, das eines Traditionsvereins würdig sei. „Uns fehlt ein Lokal“, sagt Präsident Virgilio Perez Guembe.

Denn auch Alt Manfort an der Kalkstraße ist geschlossen. Immerhin ist das Lokal – es gehört dem Landwirt Krämer aus Schildgen – wieder verpachtet: An chinesische Gastronomen, die darin ein All-you-can-eat Restaurant eröffnen wollen. Über Medienberichte, die Immobilie des Manforter Hofs sei ebenfalls von chinesischen Investoren gekauft worden, lacht Gerd Wüstner: „Mein Ehrenwort: Da kommt kein Chinarestaurant rein.“