Mofa-Rundfahrt, Zoch im Netz, unernste MesseEin bisschen jeck muss sein in Leverkusen
Leverkusen – Wer der Meinung war, dass es Samstag keinen Karnevalszoch in Leverkusen gab, lag nicht ganz richtig. Rund zwei Dutzend verkleidete Mofa-Enthusiasten der Iron Mofa-Gang und des Piaggio-Club drehten mit einem Gefolge aus Motorrädern, Vespas, Schwalben und Quickleyfahrern im gemütlichen Tempo ein jeckes Ründchen durch die Stadt. Sogar zwei Opladener Funken in Uniform auf ihren E-Bikes gesellten sich zur Gruppe.
Das bunte Trüppchen startete pünktlich um 14.11 Uhr an der Burscheider Straße. Und es hatte, wie es sich für Karneval gehört, Kamelle, Musik und jede Menge Frohsinn im Gepäck. Man mag ihnen also die eine oder andere Extrarunde durch ein paar Kreisverkehre verzeihen. Bei den Passanten kamen die jecken Typen auf ihren Knatterbüchsen jedenfalls gut an und ein paar Leverkusener Pänz konnten sogar Kamelle ergattern.
Schon kurz vor Weihnachten war die Iron Mofa-Gang als Weihnachtsmanngruppe auf ihren beleuchteten Zweirädern unterwegs und hatten für Stimmung gesorgt.
Schlebusch zieht ins Netz
Aber auch im Netz ging etwas. Auch wenn alles „om letzte Loch pief’“ lässt sich ein Zoch organisieren. Jedenfalls so einigermaßen. Auch dieser Beweis ist seit Samstagmittag erbracht – damit sollte es dann gut sein. Aus dem ersten virtuellen Schull- un Veedelszoch muss nicht unbedingt eine Tradition werden, auch wenn die Premiere als gelungen gelten darf.
Klar: Jeder Jeck durfte diesmal auch in seinem Zeitgefühl anders sein. Niemand musste sich Samstagmittag ins Dorf aufmachen, um den Zoch zu erleben. Es durfte auch Sonntagmorgen sein oder wann auch immer man Lust aufs Jecksein verspürte. Spaß gab es reichlich, aber eben nicht gemeinsam. Und das ist ja das Traurige an dieser Session. Nicht jeder Jeck ist anders – sondern jeder Jeck ist in der Regel allein. Und das ist anders.
Der Zoch am Bildschirm hatte allerdings viel von dem, wie er sonst ist: Karl-Heinz Wolf war als Polizeibegleiter auf dem Motorrad zu sehen. Allerdings wie alle nicht leibhaftig, sondern als Playmobil-Figur. Ihm folgte der Ehrenzugleiter Robert Linden, bevor Wagenbau-Chefin Elke Zippert mit der Lok Lotte zeigte, was im kleinen Maßstab so alles möglich ist. Das Original war der KG Grün-Weiß Schlebusch vor Jahren geschenkt worden.
Das einzigartige Motto „Trotz Pandemie – ein Schlieb’jer Zoch wie nie“ war eine der vielen netten Ideen. Wie wichtig der Karneval gerade jetzt ist, deutete Lilo Schmitz an, die gemeinsam mit Präsident Chris Marx den Zoch kommentierte: Für die Kinder der Astrid-Lindgren-Schule in Mathildenhof sei das Basteln der Mini-Zugwagen eine überaus willkommene Abwechslung im Einerlei des Unterrichts daheim gewesen. Das gilt auch für die Kinder der Thomas-Morus-Schule, die einen Superhelden wie Spiderman und Wonderwoman gegen das Coronavirus in Marsch gesetzt hatten. Ob die etwas ausrichten können? Im Zoch sah es schwer danach aus.
Nicht nur Corona
Aber es gab auch noch andere Themen. Klimawandel, Naturschutz, zum Beispiel. Nicht zu vergessen: die Klassiker wie Lappenclowns und Schlebuscher Originale wie die Waldsiedler. „Meer erleben“ hat diesmal die Evangelische Jugend zu ihren Motto gemacht – und Uwe Krause dreht nach 16 Jahren an der Spitze des FLK seine Ehrenrunde zwangsläufig auch nur virtuell.
Karl-Heinz Hansen von Fidelio Manfort als dienstältester Präsident einer Karnevalsgesellschaft in der Stadt durfte mit seiner Truppe auch nicht fehlen. Und die KG Bullenwiese, sonst eine Fußgruppe, zeigte sich im virtuellen Zoch mal auf einem Wagen. Und Ex-Prinz-Kerbi I. hatte viel Vorsprung vor seinem Nachfolger Marijo I.
Jecke Messe in Opladen
Der wurde zwei mal elf Stunden später in Sankt Remigius auf das herzlichste begrüßt. Von Heinz-Peter Teller, der die Corona-bedingt nur schütter besetzte jecke Messe hielt. Am Valentinstag, der „nicht nur für Verliebte“ ein wichtiges Datum sei.
Dass die großen Karnevalsgesellschaften mit kleiner Abordnung an der Messeteilnahmen, die im Netz übertragen wurde, gehörte ebenso zu den Besonderheiten wie Tellers Erinnerung, dass die wenigen Besucher nicht mitsingen durften. Was dem einen oder anderen entgegen gekommen sein dürfte, ahnte der Priester.
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Ein paar Scherze durften nicht fehlen – aber auch die Mahnung, dass mit dem Coronavirus nur eine Gesellschaft fertig wird, in der einer auf den anderen achtet.