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MüllabfuhrWarum in Leverkusen so viele gelbe Säcke liegen bleiben

Lesezeit 3 Minuten
Gelbe Säcke liegen neben einer grauen Restmüll- und einer blauen Papiertonne

Abfall ist nicht gleich Abfall. Während graue, blaue und braune Tonne von der Avea abgeholt werden, kümmert sich die Revea um die gelben Säcke.

In Lützenkirchen wird der Verpackungsmüll seit rund einem Jahr nicht mehr mittwochs abgeholt, berichtet Alexander Heinrichs. 

Alexander Heinrichs macht nicht den Eindruck, ein besonders ungeduldiger Mensch zu sein. Aber in dieser Woche ist ihm dann doch der Geduldsfaden gerissen. „Seit fast einer Woche liegen die gelben Säcke hier herum“, berichtet der Mann, der in der Straße In der Wüste wohnt. Die ist keineswegs dünn besiedelt – dort stehen Einfamilien- und Doppelhäuser dicht beieinander. Entsprechend liegt vor jedem Gebäude ein Sack mit Verpackungsmüll, mindestens. Abfuhrtag ist der Mittwoch.  Doch der sei in Wirklichkeit schon lange nicht mehr maßgeblich, sagt Heinrichs.

Seit fast einem Jahr „läuft es nicht“, die Säcke würden nicht abgeholt, sagt er dem „Leverkusener Anzeiger“. Erst ein bis zwei Tage später „oder nach freundlicher telefonischer Aufforderung“ komme der Müllwagen vorbei. Das sei kein Zustand, vor allem nicht bei schlechtem Wetter. Starker Wind führe dazu, dass die Säcke aufreißen – „dann sieht es hier aus ...“

Den Kontakt suche er bisher zur Avea, sagt Heinrichs. Die hilft zwar offenkundig, ist jedoch gar nicht der richtige Ansprechpartner. Die Abfuhr der gelben Säcke ist Sache des Unternehmens Revea, an dem indes die Avea Anteile hält. Revea besorgt unter anderem in Leichlingen, Burscheid und Odenthal die komplette Müllabfuhr; in Leverkusen beschränkt sich ihr Auftrag auf das Abholen des Verpackungsmülls.    

Krankheit, Biomüll-Hochkonjunktur und Autos, die nicht fahren

Damit gibt es vor allem seit dem Sommer durchaus Probleme, räumt Bastian Stricker ein. Auf Anfrage berichtet der Revea-Sprecher von mehreren Faktoren: Personalknappheit, die sich derzeit stark auswirke, weil der Entsorger in den bergischen Kommunen im Sommer besonders gefordert ist. Im Moment muss dort die Biotonne jede Woche abgeholt werden, also doppelt so oft wie im Winter.

Das wäre noch zu verkraften, wenn nicht eine weitere, unerwartete Schwierigkeit den Abfuhrplan durcheinander wirbelte, erklärt der Revea-Sprecher. „Wir haben zwei Autos mit Gasbetrieb angeschafft. Die sind nur dauernd kaputt.“ Die neuartigen Fahrzeuge müssten alle ein, zwei Tage in die Werkstatt, weil sie von ihrer komplexen Elektronik lahmgelegt würden. Das passiere, wenn die Hebevorrichtung anspringe, die wiederum am Getriebe des Antriebsmotors hängt. Da gebe es regelmäßig Fehlermeldungen, das Fahrzeug gehe in den Notlauf, erklärt Stricker am Donnerstag.

Kinderkrankheiten im Fuhrpark

Damit man sich mit solchen Anlaufschwierigkeiten nicht in der Hochsaison auseinander setzen muss, habe die Revea die Autos mit dem umweltfreundlicheren Antrieb frühzeitig bestellt. An sich hätten sie schon früh im Jahr geliefert werden sollen, so der Sprecher. Aber auch bei Spezialfahrzeugen habe es Lieferprobleme wegen fehlender elektronischer Bauteile gegeben. Mit der Folge, dass die beiden neuen Autos erst vor ein paar Monaten auf dem Hof standen. Also muss an der Kinderkrankheiten in einer Phase gearbeitet werden, in der der Revea-Fuhrpark wegen der Bio-Abfuhr sowieso extrem beansprucht ist.

Zum Problemfall In der Wüste sagt Stricker nach Begutachtung der Abfuhr-Protokolle, dass es dort tatsächlich relativ häufig hakt. „Dass es jedes Mal nicht klappt, können wir aber nicht bestätigen.“ Im Tourenplan liege die Lützenkirchener Straße allerdings recht weit hinten, auf dem Rückweg nach Burscheid. Deshalb seien die Wagen oft schon voll, und die gelben Säcke blieben liegen. Das könne passieren, „aber es sollten nicht immer dieselben sein“. Bei der Revea werde man sich das Problem noch genauer anschauen. 

Die Folgen seien beträchtlich, erklärt Stricker. Insgesamt habe die Revea für die Abfuhr der gelben Säcke in Leverkusen drei Fahrzeuge im Einsatz. Zwei davon fallen nun immer wieder aus. Da werde es schwierig, räumt er ein. Nicht nur In der Wüste, zeigt eine Nachfrage in der Stadtverwaltung. Im dortigen Umweltamt sind Probleme mit der Abfuhr der gelben Säcke auch aus anderen Teilen Leverkusens bekannt. Alexander Heinrichs tröstet das nur wenig. Er fühlt sich mit Blick auf das Dauerproblem vor seiner Haustür als unfreiwilliger „Müll-Manager“. Ein Job, den er jetzt langsam leid ist.