Den Klimawandel durch Experimente verstehen – dafür sorgt an sieben Leverkusener Schulen nun der „Klimakoffer“.
NachhaltigkeitWie der Klimawandel an Leverkusener Schulen greifbar wird
„Die Hauptverursacher des Klimawandels“, da ist sich Valentin, Achtklässler des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums, relativ sicher, „sind nicht unbedingt wir, sondern die Erwachsenen“. Trotzdem sind es heutige Schülerinnen und Schüler, die die Konsequenzen tragen. Welche das sind, das verdeutlicht der „Klimakoffer“, ein Sammelsurium verschiedenster Materialien, um den Klimawandel im Unterricht mit Experimenten erfahrbar zu machen.
In Leverkusen wird er neben dem Gymnasium in Schlebusch an sechs weiteren Schulen eingesetzt, um die Folgegeneration für das Zukunftsthema Nachhaltigkeit zu sensibilisieren. Die Kosten in Höhe von 5000 Euro, die für die Koffer, sowie sieben Wärmebildkameras anfielen, übernahm Currenta, Betreiber und Manager des Chemparks Leverkusen. „Investitionen in Bildung sind Investitionen in die Zukunft“, sagte Hans Richter, Leiter des Chemparks Leverkusen, als er sich die Experimente am Donnerstag während der vierten Stunde von den Schülerinnen und Schülern der Klasse 8a und einigen Zehntklässlern zeigen ließ.
Die Versauerung der Ozeane zum Beispiel demonstrierte Valentin mit einem Sodastream und einem in Wasser aufgelösten Indikator namens Bromthymolblau: Gelangt das Treibhausgas CO2 über den Wassersprudler in die Lösung, verfärbt sich die Flüssigkeit von grün zu gelb-orange – ein Anzeichen für den hohen Kohlendioxid-Gehalt und gleichzeitig schlecht für Organismen wie Muscheln und Korallen, erklärte der Schüler. An elf weiteren Stationen werkelten Klassenkameradinnen und Kameraden mit ihren Experimenten. Da ging es etwa um Klimazonen und den Einfallswinkel der Sonne, Meere als Klimapuffer und die Auswirkungen des Klimawandels auf das System Erde.
Klimakoffer beinhaltet 12 Experimente
Den Einblick ließen sich auch die Verantwortlichen der Stadt nicht entgehen, deren Koordinationsstelle Nachhaltigkeit die Koffer an die Schulen verteilte. Oberbürgermeister Uwe Richrath (SPD) machte es den Jugendlichen ganz klar deutlich: „Ihr müsst versuchen, zu regulieren, was wir verbockt haben. Dabei unterstützen wir Euch, so gut es geht.“
Dass Bildung einer der Schwerpunkte in der Nachhaltigkeitsstrategie am Industriestandort Leverkusen sei, bestätigte auch Umweltdezernent Alexander Lünebach: „Bildungsangebote wie die Klimakoffer führen ganz deutlich vor Augen, dass das eigene Handeln Konsequenzen hat – für mich, für mein Umfeld und für andere. Jeder von uns kann dazu beitragen, den eigenen Alltag nachhaltiger zu gestalten.“
Ein gewisses Bewusstsein für den Klimawandel, das hatten die meisten Schülerinnen und Schüler der achten Klasse aber schon, bevor der Klimakoffer in den Unterricht einbezogen wurde. Die Kinder würden sich vor allem für Nachhaltigkeitsthemen wie umweltfreundliche Fortbewegungsmittel, Fairfashion und Ernährung interessieren, erzählte ihre Lehrerin Beathe Kuthe. Aber auch die Frage „Warum macht die Politik nicht mehr?“, komme im Unterricht auf.
Der Klimakoffer helfe nun dabei, die Hintergründe durch einfache Experimente und Aufgaben zu veranschaulichen, sagte sie. Neben der Stufe acht, in der der Klimawandel in ganz Nordrhein-Westfalen auf dem Lehrplan steht, kommen die Inhalte am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium auch im Differenzierungsfach „Nachhaltigkeit, Energie, Umwelt“ in den Klassen 9 und 10 zum Einsatz, denn darauf liegt ein Schwerpunkt an der Schule.
Entwickelt wurden die Materialien im Rahmen des Projektes „Klimawandel: verstehen und handeln“ an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Ein umfangreiches Handbuch arbeitet die wissenschaftlichen Hintergründe ausführlich und schulgerecht auf. Produziert wird der Klimakoffer von der Caritas-Werkstatt München-Dachau.
Dass es das kleine Holzköfferchen nun auch nach Leverkusen geschafft hat, gefällt Valentin und seinen Mitschülerinnen und Mitschülern. Der Ernst des Themas werde deutlich. „Vielleicht können wir das ja auch noch den älteren Generationen klarmachen.“