Naturschützer gegen GewerbegebietBrache als wertvolles Biotop verteidigt
Leverkusen – Das Vorhaben der Stadt Leverkusen, auf der Freifläche am Kreuzhof im Südwesten Wiesdorfs ein Gewerbegebiet für junge Unternehmen der Kreativwirtschaft zu entwickeln, ist bei Anwohnern und Naturschützern schon im Stadium erster Vorüberlegungen auf Widerstand gestoßen.
„Die derzeitigen Visionen der Entwicklung Leverkusens, wie sie im Internet nachzulesen sind, überschreiten nach unserem Dafürhalten die Möglichkeiten und Grenzen einer vernünftigen und sinnvollen und für die Bewohnerinnen noch lebenswerten Stadtentwicklung um ein Vielfaches“, schreibt Ingrid Mayer im Namen der Leverkusener Naturschutzverbände BUND und Nabu in einem Offenen Brief an Oberbürgermeister Uwe Richrath.
Ein Überlebensraum
Von einem „Kreativquartier östliche Niederfeldstraße“ anstelle des jetzigen Brachlandes nahe des Chempark wollen die Naturschützer nichts wissen. Die Freifläche an der Niederfeldstraße habe sich „im Laufe der Jahre zu einem ökologisch wertvollen Biotop mit Hecken, großen Bäumen und Wiesenflächen entwickelt“ und werde von den Anwohnern zur Erholung als auch von Tieren und Pflanzen als Überlebensraum genutzt.
Naturoase
„Diese Naturoase ist geprägt von vielfältigen kleinräumigen Mosaikelementen“, heißt es weiter. Mayer listet auf: „Die Brombeerhecken bieten Nahrungs- und Lebensraum für Schmetterlinge und Vögel, die Blüten der Weidenbüsche und Bäume sind im Frühling die erste Nahrung für unsere Wildbienen, die begrünten Zäune mit wildem Wein und Efeu bieten ein Schlaraffenland für hungrige Stare, Amseln oder auch die seltene Mönchsgrasmücke.
Die Hagebutten der wilden Rosen leuchten im Herbst und werden gern von Grünfinken genossen. Die hochwachsende Wiese bietet Platz für Rainfarn, Schafsgarbe, Wegwarte & Co und so weiter. In Zeiten des Klimawandels sind solche Flächen mit vielfältigem, »wildem« Bewuchs unverzichtbar zur Verbesserung des Kleinklimas und der Luftreinigung. Sie verbindet so in hervorragender Weise Alt-Wiesdorf mit Wohnen und Freizeit in Rhein- und Neulandparknähe sowie der Dhünnaue.“
Die BUND-Sprecherin beklagt „eine natur- und lebensfeindliche Bauweise, wie sie in den letzten Jahren sowohl von Investoren als auch von Privatleuten praktiziert wird“ und nennt als Beispiel die jüngsten Wohnbauten an der Niederfeldstraße. „Hohe Bäume und Fassadenbegrünung sucht man vergebens.“ Das Gegenteil müsse geschehen: „Natur erlebbar zu erhalten muss ein wesentlicher Aspekt von Stadtentwicklung bleiben. Gewerbe- und Investoreninteressen sollten hier ihre Grenzen finden.“
Stattdessen werde auch der denkmalgeschützte Bunker am Rande des Areals seinen Pelz aus Efeu und wildem Wein verlieren, wenn der Bau von Luxuswohnung auf seinem Dach, der längst beschlossene Sache sei, in Angriff genommen werde.
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Die Verbände fordern, bei allen Überplanungen von Freiflächen Flächenversiegelung und Zerstörung bestehender Biotope auf ein unumgängliches Maß zu beschränken und alle Möglichkeiten einer ökologischen Bauweise auszuschöpfen. An dieser Stelle müsse ein Stück Alt-Wiesdorfer Lebensqualität, zu der die Nutzung naturnaher Flächen durch die Anwohner gehöre, erhalten werde. „Ziel einer zukunftsfähigen Stadtentwicklung muss es sein, dass auch unsere Kinder überall in Leverkusen in der Nähe ihrer Wohnungen den Gesang der Singdrossel hören und Schmetterlinge in natura erleben können.“