Leverkusen – Noch macht der junge neue Baum nicht so viel her, ganz zart und schlank. Aber er wird schon noch zu einem Hingucker werden, versprechen die Experten vom städtischen Fachbereich Stadtgrün. So kommt Schlebusch zu einem „Sunset Boulevard“.
Genau genommen: zu dreien. Sie sind inzwischen Am Klösterchen, dem Platz nahe der Bergischen Landstraße, auf dem der Schlebuscher Bauernmarkt abgehalten wird, gepflanzt. Den fernweh- und mutmaßlich verkaufsfördernden Namen hat eine spezielle Zierkirsche (lateinisch: Prunus serrulata) abbekommen, die 1988 in Belgien aus einer alten Baumsorte selektiert worden ist und sich wachsender Beliebtheit erfreut. Der zuletzt gepflanzte ist der dritte Baum, der ganz am Zugang zum Platz gepflanzt worden ist; zwei Vorgänger sind an der Stelle eingegangen.
Farbige Akzente
Diesmal sind Ulrich Hammer und Christoph Wegner von Stadtgrün zuversichtlich, dass es klappt. „Sunset Boulevard“ hat bereits einen Stammumfang von knapp 20 Zentimetern und kann bei schlanker Statur bis zu zehn Meter hoch werden. Im Frühjahr entfaltet er weiße Blüten, die rosa umrandet sind, die grünen Blätter haben beim Austrieb bronzefarbene Spitzen und färben sich im Herbst gelborange bis orangerot. Das könnte sich in Los Angeles sehen lassen, aber sicherlich auch in Schlebusch.
Damit der Baum gut gedeiht, wird er gerade in der Anfangszeit gehätschelt. Sein Wurzelballen ist unterirdisch mit Gurten und Bodenankern fixiert, um Wurzelbildung und Standfestigkeit zu fördern; „Unterflurverankerung“ ist dafür der Fachbegriff. Ein spezielles Baumsubstrat gibt es zur Stärkung, das mit Kompost und Dünger gemischt ist.
Wöchentliche Gießung
Wöchentlich wird der Kirschbaum in den ersten drei Monaten von Stadtgrün gegossen, rund 90 Prozent der neu gepflanzten Bäume entwickeln sich dann gut, berichtet Christoph Wegner. Ein Baumrost aus Stahl schützt die Baumscheibe, schließlich befahren auch Fahrzeuge diesen Platz.
119 Bäume werden in diesem Frühjahr auf städtischen Flächen neu gepflanzt, in der Regel Ersatzpflanzungen für zuvor gefällte Bäume. 147 mussten im vergangenen Jahr gefällt werden, weil sie krank oder bereits abgestorben oder nicht mehr standsicher waren. „Wir versuchen, wo es nur geht, entnommene Bäume durch neue zu ersetzen“, erläutert Ulrich Hammer. „Ausgenommen natürlich an Standorten, an denen wir die Erfahrung gemacht haben, dass sich dort kein Baum hält.“
Klimaverträglich und bienenfreundlich
Grundsätzlich werden bei den Neuanpflanzungen standortgerechte und klimaverträgliche Sorten verwendet, auch Bienenfreundlichkeit ist inzwischen ein Kriterium. Ahorne und Blaseneschen sowie Eschen und Tulpenbäume sind derzeit die dabei bevorzugten Baumarten. „Sunset Boulevard“ erfüllt all diese Kriterien.
Gab es an städtischen Bäumen in jüngster Vergangenheit kaum Sturmschäden oder Schädlingsbefall zu beklagen – der Borkenkäfer, der ganze Fichtenwälder absterben lässt, findet sich allein in größeren Forstbeständen –, so hat sich inzwischen eine Baumkrankheit entwickelt, die mit der fortschreitenden Klimaerwärmung von Süddeutschland her „den Rhein herunter“ inzwischen auch Leverkusen erreicht hat: die „Rußrinde“.
Die Pilzkrankheit befällt vor allem den Bergahorn, der in Leverkusen als Stadtbaum ziemlich verbreitet ist. Anfangs noch eher unauffällig sprengt der Pilz irgendwann die Rinde ab und macht sich als schwarzer Belag darunter bemerkbar. „Dann ist es meist schon zu spät“, weiß Wegner. „Das ist dann ein Todesurteil.“
Auch dagegen pflanzen die Stadtgrün-Mitarbeiter weiter an. Zwei Wochen etwa noch, dann ist das Frühjahrs-Kontingent durch und erst mal Sommerpause bis zur nächsten Pflanzsaison im Herbst.