1948 wurde das Kesselhaus als Herzstück des Opladener Eisenbahnausbesserungswerk gebaut. Jetzt hat es eine neue Verwendung.
Neue Bahnstadt OpladenGläserner Aufzug und Apartments: So sieht es im Kesselhaus aus
Das Kesselhaus war das Herzstück des Bahnausbesserungswerks Opladen. In dem 1948 erbauten Backsteinbau wurde in drei großen Kupferkesseln Kohle verbrannt und über Dampfmaschinen sämtliche Züge betrieben, die in Opladen stationiert waren. Und natürlich wurde es unter Denkmalschutz gestellt und soll auch nach Aufgabe des Werkes das Herzstück der neuen Bahnstadt Opladen bleiben.
Historische Kessel müssen bleiben
Aber was macht man mit einem gewaltigen Gebäude, dessen Innenleben man nicht entfernen darf? „Wir hatten zuerst die Auflage, dass alle Kessel erhalten bleiben müssen“, erzählt Architekt Bernd Oxen, der mit seiner Kölner Agentur bereits 2012 im Wettbewerb um die Umgestaltung des Kesselhauses angetreten war. In zähen Verhandlungen mit dem Denkmalschutz wurde klar, dass einer der drei Kessel in jüngerer Vergangenheit ausgetauscht worden war und es sich um keinen historischen Kohle-, sondern einen modernen Gaskessel handelte. „Dieser durfte dann entfernt werden“, erklärt Oxen. An dessen Stelle hat der Kölner Architekt dann ein „Haus im Haus“ eingesetzt. Trennwände schirmen den neuen, vierstöckigen Innenbau von den historischen Hallen ab, die ansonsten komplett erhalten bleiben. Einen Blick darauf können Besucher aus dem verglasten Aufzug werfen.
Alleine damit aber hätte sich das Gebäude nicht wirtschaftlich vermarkten lassen, sagt Oxen. Da es in den 60er Jahren einmal einen Anbau an das Kesselhaus gegeben hatte, erlaubte der Denkmalschutz, an dieser Stelle wieder einen Anbau anzubringen, der direkt an das historische Kesselhaus anschließt. Dieser hebt sich mit einer Fassade aus rostrotem Cortenstahl vom Klinkerbau ab. „Wir wollten zeigen, dass Alt und Neu hier zusammenfinden“, erklärt Oxen.
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Mehr als zehn Jahre war er mit Planung und Umsetzung des Kesselhauses beschäftigt. „Es war auch eine leidvolle Geschichte“, sagt der Architekt. Immer wieder wechselten die Bauherren, sprangen Interessenten ab. Bis im November 2023 schließlich die Köln Firma „ipartment“ einen 20-Jahres-Vertrag mit dem Eigentümer, der Kesselhaus Leverkusen GbR mit Sitz in Essen geschlossen hat. „Von da an ging alles ganz schnell“, freut sich Ralph Stock, Gesellschafter und CEO von ipartment, bei der offiziellen Eröffnung am 29. August.
Die ipartment GmbH wurde 2008 in Köln gegründet und betreibt mittlerweile in ganz Deutschland sogenannte Serviced-Apartments. Dabei handelt es sich um Zimmer oder Wohnungen in einer Größe zwischen 22 und 71 Quadratmetern, die zur kurz- bis mittelfristigen Vermietung zwischen einem Tag bis maximal sechs Monate angeboten werden. Im Unterschied zu einem Hotel haben alle Zimmer eine voll ausgestattete Küche, außerdem gibt es eine Waschküche, einen Fahrradkeller und optional zubuchbare Kellerräume.
„Unsere Kunden sind zu 90 Prozent Geschäftskunden“, sagt Stock. Das seien beispielsweise Geschäftsleute auf Dienstreisen oder Montage, aber auch Mitarbeitende, die aus dem Ausland angeworben wurden und die bis zum Umzug in ein langfristiges Heim hier unterkommen. Die letzten zehn Prozent werden privat genutzt. Das könnten etwa die Schwiegereltern sein, die zu Besuch sind oder Menschen, die wegen privater Krisen schnell eine neue Unterkunft brauchen. „Wir hatten auch schon mal einen Mann, der nur mit einer Plastiktüte ankam“, berichtet Stock. Das sei zwar die Ausnahme, aber kein Problem, weil in den Apartments von Kochtöpfen bis zum Duschgel alles vorhanden ist. Auch Studenten kämen beim Umzug in eine neue Stadt zwischenzeitlich hier unter.
32 Apartments ab 109 Euro pro Nacht
Der Großteil der Studierenden allerdings wird sich das nicht leisten können: Das kleinste Apartment kostet ab 109 Euro pro Nacht oder 1290 Euro im Monat. Für ein etwas geräumigeres M-Appartment mit getrenntem Ess- und Schlafbereich werden ab 1590 Euro im Monat fällig, für eine Zwei-Zimmer-Wohnung auf rund 70 Quadratmetern 2090 Euro.
32 Apartments stehen jetzt in Opladen zur Verfügung, Stock geht davon aus, dass sie innerhalb der nächsten zwei bis drei Monate voll ausgelastet sein werden. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer liegt laut ipartment bei 45 Tagen. Rund 70 Mitarbeiter betreuen derzeit 17 Standorte, Tendenz steigend.
Christian Zöller von der Wirtschaftsförderung Leverkusen überreichte zur Eröffnung Brot und Salz an die Mieter, die sich langfristig an Leverkusen gebunden haben. „Wir wollten hier kein weiteres Industriemuseum, sondern einen Ort des Lebens“, sagt er. Das sei mit der Ansiedlung von ipartments gelungen. „Es ist eine Bereicherung und ein Zeichen für die Attraktivität dieses aufstrebenden Stadtteils.“
Historische Unterlagen im Müllcontainer
Eine Anekdote berichtet Architekt Bernd Oxen bei der Eröffnung. Als das Werk gerade geschlossen war und die Ausschreibungen begannen, war er in Opladen, um mich umzusehen. „Da schmissen Menschen aus den Fenstern ganze Aktenordner in große Müllcontainer“, erzählt Oxen. Ihm seien dabei zwei ledergebundene Büchlein ins Auge gesprungen, die er aus einem Container fischte. „Es waren die Originale aus der Planungsphase des Kesselhauses“, berichtet er. Zeichnungen, Essays, statische Daten. Diese haben nicht nur einen historischen Wert, sondern hätten ihm auch sehr bei den Bauplanungen geholfen.