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Neue BahnstadtIn Opladen sind fast alle Grundstücke verkauft

Lesezeit 5 Minuten
Das Baufeld nördlich des Busbahnhofs gehört 2024 Cube Real Estate. Hier soll das Bahnhofsquartier entstehen.

Das Baufeld nördlich des Busbahnhofs gehört 2024 Cube Real Estate. Hier soll das Bahnhofsquartier entstehen.

2009 begann die Vermarktung von insgesamt 72 Hektar Fläche – das Areal des ehemaligen Ausbesserungswerks der Bahn plus weitere Bahnflächen.

Das Kesselhaus aus dem Jahr 1948 ist auf dem Gelände der neuen Bahnstadt Opladen eines von vier denkmalgeschützten Gebäuden auf dem Areal, das einmal das Ausbesserungswerk der Bahn war. Und das letzte der vier, das nun in wenigen Tagen eröffnet wird – als Serviced-Apartment-Haus mit historischem Backstein-Charme, nach einer an Verzögerungen reichen Umbaugeschichte.

Zeit, einmal auf die Entwicklung des gesamten 72 Hektar umfassenden Geländes am Ostrand von Opladen in den vergangenen 15 Jahren zu schauen. Damals im Jahr 2009, so berichtet Andreas Schönfeld, einer der beiden Geschäftsführer der städtischen Neuen Bahnstadt GmbH (NBSO), begann die Vermarktung der Flächen. Bevor neu gebaut wurde, musste freilich erstmal abgerissen werden. 23 Bahngebäude fielen den Abrissbaggern ab 2008 zum Opfer, 100.000 Kubikmeter Boden mussten bewegt werden. Die letzte Halle wurde 2019 abgerissen. Als erstes bezugsfertig wurde das ebenfalls denkmalgeschützte frühere Bundesbahn-Magazin an der Bahnstadt-Chaussee, direkt neben dem ehemaligen Wasserturm gelegen. Das Magazin, wie der Wasserturm 1903 errichtet, beherbergt seit 2012 Büros, Lofts und Wohnungen.

Wasserturm wurde zu Funkenturm in der Bahnstadt

Als erstes reines Wohngebiet wurde das Quartier am Campus entwickelt. Seit 2013 zogen dort sukzessive neue Bewohner in Ein-, Zwei- und Mehrfamilienhäuser ein. Platz ist in dem Wohngebiet zwischen der Bahnstadtchaussee, der Adam-Riese- und der Grete-Hermann-Straße sowie der Gaußstraße in Nachbarschaft zum Campus Opladen der Technischen Hochschule Köln für insgesamt 1300 Menschen.

2011 übernahm die KG Altstadtfunken den 25 Meter hohen Wasserturm und restaurierte ihn. Bereits ein Jahr darauf war Eröffnung des historischen Baus, der seit dem Funkenturm heißt und mit seinem 170 Quadratmeter großen Saal auch für Hochzeiten zur Verfügung steht.

Der Funkenturm mit neuem Anbau in der neuen Bahnstadt.

Der Funkenturm mit neuem Anbau in der neuen Bahnstadt.

Ab 2012 begann zunächst mit dem Abriss der Eisenbahnausbesserungshalle Nord und Nebengebäuden auch die Entwicklung des Wohngebietes „An der grünen Mitte“, wo auf 5,8 Hektar Fläche zwischen Werkstättenstraße, Lützenkirchener Straße und Bahnstadtchaussee weitere 190 Doppel-, Reihen- und Mehrfamilienhäuser entstanden.

Weniger reibungslos, am Ende dann aber eben doch mit einem Umzug glücklich zu Ende gebracht, vollzog sich der Bau des Campus Leverkusen der Technischen Hochschule Köln südlich der grünen Mitte. Im Herbst 2018 war der Rohbau fertig, doch als der Campus schließlich Mitte Oktober 2022 in der neuen Bahnstadt seinen Betrieb aufnahm, waren nicht nur aus dem Mund der NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes (CDU) Seufzer der Erleichterung zu hören. Geplant war die Einweihung des seit 2008 geplanten Projektes mit seinen fünf Gebäuderiegeln ein Jahr früher, doch vor allem die Corona-Pandemie und Lieferengpässe verhinderten das.

Die Bahnstadt Opladen aus der Luft: Links der Gleise die noch zum großen Teil unbebauten Areale der Bahnstadt West.

Die Bahnstadt Opladen aus der Luft: Links der Gleise die noch zum großen Teil unbebauten Areale der Bahnstadt West.

Nördlich des Campus Leverkusen liegt im Zentrum der neuen Bahnstadt das Großprojekt des Düsseldorfer Immobilienentwicklers Cube Real Estate – mehrere Wohn- und Bürogebäude. In das neu errichtete Bürogebäude Cube Factory 577 zogen Anfang Oktober 2023 die ersten Mieter ein. Ein benachbartes Apartmenthaus war bereits im Jahr zuvor bezogen worden und bereits 2018 ein weiteres Bürogebäude des Düssedorfer Investors, die „Cube Offices 574“.

Nur mit dem Herzstück seiner Großinvestition in Höhe von insgesamt 88 Millionen Euro auf dem Gelände der neuen Bahnstadt hinkt Cube Real Estate wegen eigener Umplanungen noch etwas hinterher. Der Bauantrag für das Campus genannte Gebäude unter der historischen Hallendachkonstruktion, das Büros von Cube Real Estate selbst sowie eine Gastronomie und einen Fitnessanbieter aufnehmen soll, ist aber inzwischen eingereicht.

In der Bahnstadt West liegt noch viele Gelände brach

Ist östlich der Bahngleise in der neuen Bahnstadt bis auf vergleichsweise kleinere Restgrundstücke alles bebaut, sieht es westlich der Bahntrasse, die die neue Bahnstadt in Nord-Süd-Richtung durchschneidet, noch anders aus. Ganz im Norden, in dem spitz zulaufenden Areal zwischen Kreisverkehr, Europaallee und Freiherr-vom-Stein-Straße, an das südlich der Busbahnhof grenzt, ist bislang baulich nichts passiert. Dort plant auf etwa 1,1 Hektar Fläche wiederum die Cube Real Estate. Dem „Bahnhofsquartier“ genannten Projekt misst nicht nur NBSO-Geschäftsführer Schönfeld zentrale Bedeutung für die Verbindung zwischen neuer Bahnstadt und Opladener Zentrum bei. „Das ist ein ganz wichtiges Projekt“, so Schönfeld.

Das Baufeld südlich Busbahnhof wird derzeit als Parkplatz genutzt. Hier könnte das neue Gebäude des Berufskollegs entstehen.

Das Baufeld südlich Busbahnhof wird derzeit als Parkplatz genutzt. Hier könnte das neue Gebäude des Berufskollegs entstehen.

Wichtig deshalb, weil der Geländezipfel eine Scharnierfunktion zwischen dem Zentrum und dem gesamten Gelände der neuen Bahnstadt bekommen könnte. Auf der unternehmenseigenen Webseite zum Bahnhofsquartier ist in einer Visualisierung ein mehrgeschossiger Bau zu sehen, der direkt angrenzend an das bisher eher schlecht als recht angenommene, große Fahrradparkhaus der Wupsi errichtet werden soll, inklusive einer technischen Anbindung an Fahrstuhl und Treppenhaus zur Bahnbrücke. Alle Gebäude in der Visualisierung haben begrünte Dachflächen.

Das laut Cube Real Estate 100-Millionen-Euro-Projekt soll auf 46.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche zur Hälfte für Gewerbeflächen und zu je etwa einem Siebtel für Wohnen, Einzelhandel und Hotel entwickelt werden. Auch Gastronomie ist auf einem kleinen Teil der Fläche vorgesehen. Der Bauantrag für das Projekt muss bis Ende 2025 eingereicht sein. Ob freilich das Bahnhofsquartier bis 2026 errichtet sein wird, wie auf der Unternehmenswebseite angegeben, daran darf man bereits jetzt leise Zweifel hegen.

Ein Kreisverkehr an unbebauten Gelände.

Auf dem Areal nördlich des Brückenparks soll sozialer Wohnungsbau entstehen.

Auf dem ebenfalls noch brachliegenden Grundstück direkt südlich des Busbahnhofs könnte der Neubau des Berufskollegs Opladen entstehen. Der Grundsatzbeschluss für einen Neubau ist im Dezember 2023 gefasst worden. Bis dort freilich tatsächlich ein neues Gebäude als Ersatz für den maroden Schulbau an der Stauffenbergstraße emporwächst, dürften noch Jahre ins Land gehen.

Lärmschutz an Wohngebäuden in der Bahnstadt West.

Lärmschutz an Wohngebäuden in der Bahnstadt West.

Auf dem wiederum südlich angrenzenden Areal bis zur Campusbrücke sollen Wohnungen im geförderten Wohnungsbau entstehen. Dort gebe es Gespräche mit einem potenziellen Investor, so Schönfeld. Genaueres wollte Schönfeld zu dem ebenfalls etwa 1,1 Hektar großen Areal aber noch nicht sagen. Südlich der Campusbrücke wollte eigentlich das Essener Unternehmen Harfid bauen. Das aber ging pleite und nun hofft Schönfeld, dass Gespräche mit einem möglichen neuen Investor bis zum Jahresende ein positives Ende finden. „Wir hoffen, dass das Gelände weiterverkauft werden kann, um dort schnellstmöglich zu bauen.“

Weiter südlich am Henkelmännchenplatz wurde 2023 das Wohnbauprojekt von Level mit 63 Wohnungen und einer Kindertagesstätte bezugsfertig, ebenso wie der angrenzende Europahof mit nochmal knapp 120 Miet- und Eigentumswohnungen. Auf dem noch freien Gelände ganz im Süden der Bahnstadt-West soll Schönfeld zufolge noch eine weitere Kita entstehen sowie Gewerbeflächen.