Neue Verkehrszentrale in LeverkusenHier werden die Autobahnen in NRW kontrolliert
Leverkusen – Wann immer in Nordrhein-Westfalen eine Anzeigetafel über der Autobahn auf einen Stau hinweist, die erlaubte Höchstgeschwindigkeit verändert wird, die Ampel an einer Autobahnzufahrt auf Rot schaltet oder ein Standstreifen zur Hauptverkehrszeit befahren werden darf – dann hat ein Operator (eine Frau gibt es unter den 21 Fachkräften) in Leverkusen das veranlasst. Seit 2013 wird dies aus der Verkehrszentrale NRW an der Autobahn-Anschlussstelle Opladen aus geregelt, seit etwa vier Wochen aus ihrer neuen, gerade erst errichteten Version.
15 Millionen Euro hat der Bund, dessen Autobahn GmbH die Einrichtung inzwischen vom Landesbetrieb Straßen NRW übernommen hat, in den Neubau an der Bonner Straße und dessen aktuelle digitale Technik gesteckt, um den Verkehr auf den Fernstraßen Nordrhein-Westfalens flüssiger und sicherer zu machen.
An acht Arbeitsplätzen mit jeweils sieben Monitoren, im Hintergrund eine weitere Wand voller Bildschirme, sitzen rund um die Uhr die Operatoren, die das Verkehrsgeschehen auf den Autobahnen zwischen Bielefeld und Aachen, Emmerich und Bonn steuern, dabei aber auch verbunden sind mit der Verkehrszentrale für ganz Deutschland in Frankfurt und der niederländischen Behörde Rijkswaterstaat.
Das dicht besiedelte und stark industrialisierte Bundesland Nordrhein-Westfalen, auf dessen Fernstraßen sich Regional- und Fernverkehr, Pendlerströme und Frachtverkehr zu einer Überlastung addieren, versucht so, dem Dauerstau zu entkommen.
Freie Fahrt auf Standstreifen
Um bis zu 30 Prozent lasse sich die Kapazität eines Autobahn-Abschnittes erhöhen, wenn zusätzlich zu zwei Fahrspuren der Standstreifen befahren werden könne, rechnete Stefan Krenz, Geschäftsführer der Autobahn GmbH, den Gästen bei der Eröffnungsfeier für den Neubau am Donnerstag vor. Von einem „Meilenstein der intelligenten Verkehrsführung“ sprach sein NRW-Kollege Thomas Ganz.
Autobahn in Zahlen
Deutschlandweit gibt es rund 13 200 Kilometer Autobahnen, davon 2200 Kilometer in NRW. Hier gibt es auf 580 Richtungskilometern Anlagen zur Streckenbeeinflussung, die von der Verkehrszentrale in Leverkusen aus gesteuert werden. Dort sind acht Operatoren-Plätze in drei Schichten rund um die Uhr besetzt.
Von Opladen aus werden Geschwindigkeitsbegrenzungen, Überholverbote, Umleitungen, 129 Warn- und Stauhinweise, 98 Autobahnauffahrten und sieben Anlagen zur Fahrstreifennutzungen gesteuert. (ger)
Hendrik Schulz, Staatssekretär im Landesverkehrsministerium, stellte in Aussicht, dass in Kürze auch der Verkehr auf der A3 zwischen Leverkusener Kreuz und Oberhausen von einer aus Opladen gesteuerten zeitweisen Freigabe des Standstreifens als zusätzlicher Fahrspur profitieren werde.
Die 15 Millionen Euro, die in Gebäude und Technik seit Ende 2019 investiert worden sind, lohnten sich, unterstrich Gerhard Rühmkorf vom Bundesverkehrsministerium. Damit könne weit mehr an Staus vermieden werden als mit 15 Millionen im Straßenbau.
Neben einem verbesserten Verkehrsfluss sei auch mehr Sicherheit auf den Autobahnen erreichbar, da viele Unfälle sich an Stauenden ereigneten. Von Leverkusen aus hätten die Operatoren „wie eine Spinne im Netz“ das Verkehrsgeschehen im ganzen Land im Blick und könnten auch über die Landesgrenzen hinaus vernetzt wirken.
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Seit rund vier Wochen ist die neue Verkehrszentrale bereits in Betrieb. Doch die alte ist damit nicht überflüssig geworden. Sie wird unter der Regie von Straßen NRW beibehalten und sich künftig als „Landesmobilitätszentrale“ der Verkehrssteuerung auf Bundes- und Landstraßen widmen.