Neues Landes-KatasterJedes dritte Dach in Leverkusen könnte begrünt werden
Leverkusen – Meteorologen sagen, das Frühjahr sei angenehm kühl gewesen, aber der Sommer kommt bestimmt. Es wird laut Prognosen wieder heiße Tage geben in den nächsten Monaten. Man muss es fast gar nicht mehr sagen: Linderung der Hitzewellen können nur weniger Asphalt, weniger Beton und mehr Grün in jeder Hinsicht bringen, ob als Wiese, Park, Brachland, Gestrüpp und natürlich Wald.
Oder Dachbegrünung. Darin erkennt das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (Lanuv) auch ein hohes Potenzial. Das Amt hat ein elektronisches Gründach-Kataster entwickelt. Die Grundlage sind Satellitendaten. Die Erdoberfläche ist inzwischen so exakt abgescannt, dass ein Algorithmus jedes einzelne Dach erkennt, die Neigung ermittelt und damit die theoretische Eignung zur Begrünung errechnet.
Beispiel: Gebäude am Goetheplatz
Was die Algorithmen auf der Internetseite berechnen können, zeigen wir am Beispiel des Verwaltungsgebäudes Opladen am Goetheplatz, ohne zu wissen, ob es sich statisch eignet. Man könnte aber jedes beliebige Dach berechnen. Mit ein paar Klicks bekommt man folgende Werte: 1063 Quadratmeter Dachfläche mit einer Neigung von ein bis zehn Grad für das Gebäude. Das Gebäude steht in einer ungünstigen städtischen Klimazone, der man eine „starke nächtliche Überwärmung“ bescheinigt. Weiter östlich um den Bahnhof und in der Bahnstadt ist es laut Klima-Analysekarte noch heißer; es wäre gut, wenn es mehr Grün gäbe. Der jährliche Niederschlag für Leverkusen wird mit 890 Millimeter angegeben. Mit einer 10 Zentimeter dicken Substratschicht auf dem Dach des Verwaltungsgebäudes würden dort jährlich 473 Kubikmeter Wasser zurückgehalten. Das Wasser könnte verdunsten und würde damit die Umgebung und das Verwaltungsgebäude kühlen. Die Berechnung zeigt auch: Der Bewuchs auf dem Gebäude könnte jedes Jahr fast 1,5 Kilogramm Feinstaub binden. Mehr Infos gibt es auf der Seite http://www.klimaanpassung-karte.nrw.de.
Ist ein Dach geeignet, wird das auf der Internetseite angezeigt: Grün heißt, es ist flach genug, gelb geht gerade noch. Es gilt: Je geringer die Neigung, desto besser die Eignung. Erst ab 35 Grad Gefälle ist ein Dach wirklich zu steil für Pflanzen. Auf einem anderen Blatt steht die Frage nach der Statik: Nicht jedes (Flach-) Dach ist stabil genug für das Gewicht einer Schicht Substrat samt Grünzeug. Diese Statik-Daten kann das Gründachkataster natürlich nicht liefern, das muss jeder Hausbesitzer selbst ermitteln.
Grundsätzlich gilt aber: Wenn jetzt schon Kies auf dem Dach liegt, ist es auch stabil genug für Pflanzen. Und da kommen in Leverkusen schon einmal eine Menge Bungalows und Garagen in Frage. Die Auswertung des Amts hat ergeben, dass Leverkusen im Städteranking der möglichst flachen Dachneigungen vergleichsweise ziemlich gut aussieht: Platz 54 von fast 400 Gemeinden, jedes dritte Dach eignet sich von der Neigung. (Leichlingen hat offenbar noch mehr Spitzdächer, hier ist nur jedes vierte Dach flach genug).
Das könnte Sie auch interessieren:
Vielleicht liegt’s daran: Leverkusen hat viele Fabrik- und Lagerhallen und eine Menge Häuser wurden gebaut, als Flachdächer „en vogue“ waren.
Die Auswertung der Satellitendaten liefert noch ein interessantes Detail: Insgesamt hat Leverkusen in der Summe 9 042 926 Quadratmeter Dachfläche. Die Fläche entspricht einem gigantischen Quadrat mit der Kantenlänge von drei Kilometern, das etwa von der City bis zum Schloss Morsbroich und nach Norden bis nach Opladen reicht.