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Zentrum für Kinder und SeniorenAnwohner lehnen Bauprojekt in Alkenrath ab

Lesezeit 4 Minuten

Das frühere Gemeindezentrum am Alkenrather Weiher steht  leer und zerfällt. An seiner Stelle soll eine achtgruppige Kita errichtet werden.

Leverkusen – Seit 2010 steht das ehemalige evangelische Gemeindezentrum am Alkenrather Weiher leer und verrottet. Am Rosenmontag 2019 hat es darin schon gebrannt. Die mit Brettern verrammelten Fenster und Türen unterstreichen den heruntergekommenen Zustand, die Stadt Leverkusen spricht selbst von einem „städtebaulichen Missstand im Stadtteil“. Doch nach dem erfolglosen Vorhaben, an dieser Stelle eine Psychosomatische Klinik zu errichten – das 2017 geplante Vorhaben wurde vom Stadtrat abgelehnt – soll nun Neues entstehen: Eine zweigeschossige Kindertagesstätte für 120 Kinder und ein siebengeschossiges Gebäude mit betreuten Wohnangeboten für alte Menschen sowie zusätzlichen 20 Tagespflegeplätzen.

Digitaler Widerstand

Doch nicht alle Alkenrather sind von diesen Plänen begeistert. In der laufenden Bürgerbeteiligung, die in der Pandemie bisher großteils digital und schriftlich erfolgen musste, regt sich Widerstand gegen das Vorhaben, das vor allem den unmittelbaren Nachbarn als überdimensioniert und als Belastung für den Stadtteil erscheint.

Eigentümerin der 6640 Quadratmeter großen Fläche zwischen der Geschwister-Scholl-Straße und dem Teich ist inzwischen die CC Coeln Consult GmbH aus Köln. Im östlichen Bereich des Grundstücks, zum Bürgerbusch hin, soll nach dem Abriss der abgängigen Gebäude die Kita errichtet werden. Hier sollen 120 Kinder im Alter von einem Jahr bis zum Schuleintritt in acht Gruppen von 22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern betreut werden.

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Anwohner argwöhnen, das sei, angesichts der schon vorhandenen Einrichtungen im Stadtteil, deutlich mehr als in Alkenrath benötigt werde. Woraufhin die Stadtverwaltung darlegt: In Leverkusen fehlen immer noch mehr als 1000 Kita-Plätze. Die künftige Einrichtung sei zentral günstig gelegen und derzeit sei kein Grundstück als Alternative in entsprechender Lage und Größe verfügbar.

Sind sieben Stockwerk zu hoch?

Sind sieben Stockwerke für ein Wohnheim nahe der Alkenrather Straße nicht auch zu viel? Fünf müssten doch reichen, heißt es aus der Nachbarschaft. Auch hier verteidigt die Stadtverwaltung die Pläne des Investors. Mit Grund und Boden sei gemäß den Vorschriften des Baugesetzbuches möglichst sparsam umzugehen, also werde in die Höhe gebaut. Auch werde so der Erhalt des vorhandenen Baumbestandes großteils ermöglicht.

Knapp unter Kirchturmhöhe

Es gebe für solche Einrichtungen aber außerdem betriebswirtschaftliche Kennziffern zu beachten. „Bei der Dimensionierung des Gebäudes wurde sich an der Größe klassischer und bewährter Pflegeeinrichtungen mit einer vergleichbaren Größenordnung orientiert“, so die Planungsbehörde. „So wird ein nachhaltiger und sicherer Betrieb der Einrichtung gewährleistet.“ In dem Hochhaus zur Alkenrather Straße hin – es soll mit 24 Metern Bauhöhe fast die 27 Meter des bisherigen Beton-Kirchturms erreichen, der dafür weichen muss – sollen Appartements mir durchschnittlich 30 Quadratmetern Wohnfläche und barrierefreien Bädern für etwa 60 Bewohner geschaffen werden. Für Betreuung und Pflege der Seniorinnen und Senioren sowie der 20 Tagespflegeplätze sollen in einem Drei-Schichten-System insgesamt 25 bis 35 Mitarbeitende sorgen. Ihnen sollen in einer Tiefgarage Stellplätze für 28 Fahrzeuge zur Verfügung stehen.

In der Geschwister-Scholl-Straße mangelt es an Parkplätzen.

Nachbarn sprachen in der frühzeitigen Bürgerbeteiligung für den „vorhabenbezogenen Bebauungsplan“ von einer Bausünde, von einem Klotz, der in keiner Weise dem städtebaulichen Charakter der Siedlung entspreche, die in den 1950er Jahren entstanden ist. Vor allem aber befürchten die Anwohner der Geschwister-Scholl-Straße einen weiterhin anwachsenden Parkdruck in ihrem Viertel. Die Anzahl der Autostellplätze sei bei weitem nicht ausreichend. Diese seien nach den längst überholten Maßstäben der 1950er Jahre berechnet worden. „Heute gibt es kaum eine Wohneinheit in den Reihenhäusern mehr, bei der die Eigentümer nicht mindestens einen Pkw besitzen.“

Sorge vor Verkehrskollaps

Das gelte auch für die Mehrfamilienhäusern der Vonovia, wo 84 Parkplätze 128 Wohnungen zugeordnet seien, einzeln vermietet, mit Klappbügeln abgesperrt. Die vermieteten Stellplätze reichten überall schon nicht aus, öffentliche Stellplätze ebenfalls nicht. Wenn nun 22 Stellplätze an der künftigen Kita von Mitarbeitenden belegt würden, blieben nur noch vier Parkplätze für Elterntaxis. Bei 120 zu betreuenden Kindern erscheine dies „wenig realistisch“. Die Stadtplanung Leverkusen sieht das gelassener: „Der durch das Vorhaben ausgelöste Stellplatzbedarf wird ausschließlich auf dem Vorhabengelände nachgewiesen. Der Mangel an Stellplätzen im öffentlichen Raum kann durch das Vorhaben nicht kompensiert werden. Eine Verschlechterung der Stellplatzsituation im Umfeld ist durch das Vorhaben jedoch nicht zu erwarten.“ Auch ein „Verkehrskollaps“, wie Anwohner ihn an den Tagen der Müllabfuhr erwarten, drohe nicht. Dafür sei die Einbahnstraße im Wohngebiet viel zu wenig befahren.

Am Donnerstag befasst sich der städtische Umweltausschuss im Rathaus mit dem Stand der Planungen, kommenden Montag der Ausschuss für Stadtentwicklung, Planen und Bauen. Abschließend wird der Stadtrat in seiner Sitzung am 14. Februar über die Einsprüche aus der Alkenrather Nachbarschaft entscheiden.