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Neuland-Park LeverkusenStimmungsvoller Nordischer Weihnachtsmarkt

Lesezeit 4 Minuten

Ein prasselndes Lagerfeuer und wärmende Getränke – so funktioniert 2G-Geselligkeit unter freiem Himmel.

Leverkusen – Die dänischen Elchbratwürstchen Rød pølse hatte Armin Kühler schon storniert, doch dann stand nach der jüngsten Corona-Konferenz der Ministerpräsidenten – im Gegensatz zum letzten Jahr – der Durchführung den 16. Nordischen Weihnachtsmarktes im Neuland-Park plötzlich nichts mehr im Wege. So wurden die Würstchen doch noch per Express importiert.

Seine Beobachtung: „Der Markt ist sehr gut besucht, aber es ist spürbar weniger los als sonst. Die Besucher verhalten sich sehr vorsichtig.“ Es seien zehn Aussteller weniger dabei als normalerweise. Für Live-Musik sorgen die Abba-Coverband „Agnetha Affair“ und die Gruppe „Kärnseife“.

Kühler, der den Markt in Zusammenarbeit mit der Stadt Leverkusen organisiert hat, entführt die Gäste auf eine kulinarische Reise durch skandinavische Geschmackswelten. Beim Umrunden der Sparkassen-Arena ist der schwedische Glögg, ein Art Glühwein aus Beeren, Korn, Zimt, Kardamom, Ingwer und Nelken, die Hauptattraktion. „Das Geschmackserlebnis ist einmalig“, schwärmt Kühler. „Dafür habe ich einen ganz speziellen Importeur, der sich königlicher Hoflieferant nennen darf.“

Glögg vom Hoflieferanten

Traditionell trinke man Glögg zum Lucia-Fest. „Die sind verdammt Lecker, aber auch ganz schön gefährlich“, gibt ein Marktbesucher beim Zurückgeben der Tasse an. Dazu gereicht werden Lussekaten – süße Hefebrötchen mit Safran, die es nur zu dieser Zeit gibt. Außerdem können sich die Gäste unter anderem durch finnisches Bier Lapin Kulta, norwegischen Flammlachs, Julmust – eine Mischung aus Cola und Malzbier – und die schwedischen Fleischbällchen Köttbular durchprobieren. „Kennt man aus dem großen Möbelhaus“, zwinkert Kühler.

Kunsthandwerk aus gefühlt nördlichen Breiten stimmte an den Ständen im Neuland-Park weihnachtlich ein.

Natürlich gibt es auch Kinder-Glögg ohne Alkohol, der Markt zieht nämlich besonders Familien an. „Hier gibt es einfach viel für die Kinder: Sie können einen Wichtel aus einem kleinen Birkenstämmchen basteln, den Weihnachtsmann treffen und sich ein kleines Geschenk von ihm abholen, etwas aus Holz schnitzen, eine traditionelle Jurte besichtigen und natürlich verschiedene süße skandinavische Leckereien probieren“, erklärt Mutter Tanja Schuhmacher, die mit den Kindern Emilia, Marla, Frieda und Antonio unterwegs ist.

Geimpft oder genesen, drinnen im Zelt auf jeden Fall mit Maske – so sollten sich die Weihnachtsmarktbesucher sicher fühlen können.

Auch ihre Freunde empfinden, dass Corona dem Spaß auf dem Markt nicht im Wege stehe. Alles fühle sich locker und entzerrt an, an den Eingängen würden die 2G-Nachweise gründlich kontrolliert und es gebe an den entscheidenden Stellen genügend Mitarbeitende des Sicherheitsdienstes.

Elche aus Eisblöcken

Besonders das Eiskunstatelier von Joachim Knorra hat es ihnen angetan. Seit über 30 Jahren schnitzt er Skulpturen wie Elche mit Schlitten und Geschenken aus glasklaren Eisblöcken: „Ich fange immer erst grob an, dafür nehme ich die Kettensäge, danach mache ich mich mit speziellen Eismeißeln aus Damaststahl an die Feinarbeit.“ Die extrem scharfen Meißel seien von großer Bedeutung, so breche nicht so leicht was weg, was nicht weg soll, erklärt der Winterberger.

Kunsthandwerk findet auf dem Markt allgemein das richtige Publikum. Detlef und Sabine Schulz gehören mit ihrer Handgemachten nachhaltigen Elchseife zu den Stars unter den Ständen: „Normalerweise lassen Jäger das Fett und die Eingeweide der Elche, die sie erlegen, einfach im Wald zurück. Da haben wir uns gedacht: Wenn schon, muss man das ganze Tier verwerten. Diese haben eine sehr rückfettende Wirkung, das machen wir uns bei unserer Seife und Haarseife zu nutzen.“ Im Gemisch mit Kakao, Sesam- und Olivenöl und ätherischen Blüten, Kräutern und Ölen entstehe daraus ihr Verkaufsschlager.

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Hannelore Esser importiert Stoffe: „Ich nähe die Bahnen zusammen, schneide sie in Streifen und nähe sie versetzt wieder zusammen.“ Dabei entstehen bunte Patchwork Kissen und Decken, mit besonderen Mustern.

Melanie Knizia Pawolka ist mit ihrem Rentierschmuckstand zum ersten Mal dabei, in ihrer Heimat Bayern wurden alle Veranstaltungen abgesagt. Sie sei sich jetzt schon sicher, wiederkommen zu wollen: „Ich fertige die Armbänder aus Rentierleder wie das indigene Volk der Samen. So vertrieben diese sich die Zeit, wenn sie sich nicht um ihrer Tiere kümmern müssen. Die Leverkusener wissen dieses alte Schmuckhandwerk zu schätzen, sind sehr interessiert, aber eben auch kauffreudig.“

Für sie sei die perfekte Mischung aus Weihnachtsmarkt, aber auch dem Anspruch des Kunsthandwerkermarktes hier das Erfolgsrezept.