Leverkusen – Die Dämmerung setzt langsam ein, die Weihnachtsbeleuchtung in Form von über 100 kleinen Weihnachtsbäumen springt an, der Duft von Apfelpunsch liegt in der Luft. Und es bilden sich Schlangen vor dem weißen Zelt, an dem es Bändchen für das Handgelenk gibt. Das ist der Schlebuscher Adventsmarkt 2021. „Immerhin findet überhaupt etwas statt“, sagt Marc Kuhlmeyer, der sauer ist auf die Ungeimpften, die der Mehrheit das Leben schwer machen und auf die Politik. „Die hätten viel früher reagieren und auf 2G gehen müssen, dann hätten wir jetzt nicht diese hohen Zahlen.“ Auch wenn der Schlebuscher Weihnachtsmarkt nicht der Schönste in der Region sei – besser als nichts. „Solange ich mit dem Bändchen hier hin gehen kann, ist es für mich in Ordnung“, sagt Kuhlmeyer.
Großes Verständnis
Der Herr der Bändchen ist Andreas Beljan. Er kontrolliert gewissenhaft Impfnachweise und lässt sich auch einen Ausweis dazu vorlegen. Wer kontrolliert ist, bekommt ein Bändchen und muss sich in Geschäften oder am Glühweinstand nicht erneut ausweisen. „Es läuft gut, die Menschen sind vorbereitet und gut gelaunt“, sagt der Sicherheitsmann. Auf Unverständnis für die Maßnahme ist er bis Sonntagnachmittag noch nicht gestoßen.
„Ich finde das top“, sagt Andrea Litterscheidt, während sie in der Schlange wartet. Sie ist mit einer Freundin aus Wuppertal da, sie starteten ihren bummel in einem Bekleidungsgeschäft. „Da wurden an der Tür direkt die Impfausweise kontrolliert und man hat uns erklärt, wo man das Bändchen herbekommt, um nicht überall das Handy vorzeigen zu müssen“, sagt Litterscheidt. Ein bisschen Bedenken habe sie schon bei solchen Menschenansammlungen. „Aber ich bin Busfahrerin und damit täglich einem Risiko ausgesetzt.“ Ein Treffen mit der Freundin, bevor vielleicht alles wieder zu macht – das wollte sie sich nicht nehmen lassen.
Im gleichen Bekleidungsgeschäft, das zwei Eingänge hat, kann die Autorin wenig später unkontrolliert durchlaufen. Nicht so in der Filiale von Ernstings Family, wo eine Mitarbeiterin am Eingang steht und sich die Nachweise zeigen lässt. „Wir sind froh, dass wir heute offen haben können und die Leute sind sehr kooperativ“, sagt die Mitarbeiterin, die die Nachweise kontrolliert. Der Verkauf brummt.
Die Händler sind insgesamt sehr zufrieden mit der Bändchenlösung. „Wir klären gerade, ob wir die Geschäfte mit Bändchen ausstatten können, damit Leute, die zum Einkaufen kommen, sich im ersten Laden eins holen können und nicht überall kontrolliert werden müssen“, sagt Ulrich Kämmerling von der Werbe- und Fördergemeinschaft Schlebusch. Schließlich bleibt 2G im Handel vorerst bestehen, Adventsmarkt hin oder her. Am Samstag war bei Dauerregen der Besuch schwach, am Sonntag aber füllt die Fußgängerzone sich stetig – Kämmerling ist zufrieden, auch mit der Disziplin der Besucher. „Wir hatten noch überhaupt keine Probleme, es haben alle Verständnis.“
Der einzige Kritikpunkt: Der geringe Umfang des Marktes, der sich auf wenige Buden rund um die Kirche St. Andreas und auf der anderen Seite am Lindenplatz konzentriert. „Mehr war in der Kürze der Zeit und bei den aktuellen Unsicherheiten einfach nicht drin“, sagt Kämmerling. Dafür entschädigen die auch am Sonntag offenen Geschäfte – viele Besucher hatten gar nicht damit gerechnet, dass das nach all den Absagen von Veranstaltungen aus Corona-Gründen und verkaufsoffenen Sonntagen wegen Verdi-Klagen stattfinden würde. Aber: Das Bändchen macht’s möglich.